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Das verhaengnisvolle Rendezvous

Das verhaengnisvolle Rendezvous

Titel: Das verhaengnisvolle Rendezvous
Autoren: Nora Roberts
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gefunden hatte, drückte er ihn, da er glühend heiß war, mit dem Ellbogen, der durch den Stoff seiner Jacke geschützt war, herunter. Die Tür sprang auf. Ry holte hustend Luft und riss Natalie den versengten Mantel vom Kopf. Er war hinüber, ebenso wie seine eigene Kleidung.
    Ein eisiger Schreck durchzuckte ihn, als er bemerkte, dass sie leblos an ihm hing wie eine Gliederpuppe. Rasch ließ er sie zu Boden sinken, um zu sehen, ob sie überhaupt noch lebte.
    »Gib nicht auf«, beschwor er sie, nachdem er erkannt hatte, dass sie schwerfällig atmete. Er hob sie wieder hoch und warf sie sich über die Schultern. »Verdammt, Natalie, du darfst nicht aufgeben.« Gott, o Gott, er durfte nicht zu spät kommen, sie durfte nicht sterben.
    Er flog förmlich die Treppen nach unten, Stockwerk für Stockwerk; er spürte die Erschöpfung nicht; er hatte nur einen Gedanken: Sie durfte nicht sterben, er musste sie retten.
    Der Rauch begann dünner zu werden, und er schöpfte Hoffnung.
    Dann war er endlich unten angelangt, stieß die Tür zum Erdgeschoss auf und taumelte hindurch.
    Wie durch dichten Nebel hörte er, wie Befehle gebrüllt wurden, und das durchdringende Heulen der Sirenen. Eine Hand kam auf ihn zu und befreite ihn von seiner Last.
    »Allmächtiger Gott, Inspector.«
    »Sie braucht sofort Sauerstoff«, stieß er mit letzter Kraft hervor.
    Dann fiel er in ein tiefes schwarzes Loch.
    Als er erwachte, lag er auf einem Untersuchungstisch. Er wollte sich erheben, doch eine Hand drückte ihn wieder nach unten.
    »Bleiben Sie liegen.« Eine grauhaarige Frau in einem weißen Kittel beugte sich über ihn. »Ich möchte Sie erst mal ordentlich und sauber vernähen. Sie haben viel Blut verloren, Inspector Piasecki.«
    »Natalie …«
    »Miss Fletcher ist in guten Händen. Nun lassen Sie mich bitte meine Arbeit beenden, ja?« Sie sah ihn an. »Wenn Sie hier weiterhin so rumfuhrwerken, Mister, muss ich Sie ruhigstellen. Sie können im Moment nicht das Geringste tun. Mein Job war einfacher, als Sie noch ohnmächtig waren.«
    »Wie lange?«, brachte er krächzend heraus.
    »Anscheinend nicht lange genug.« Sie vernähte die Wunde und schnitt dann den Faden ab. »Wir mussten Ihnen die Glassplitter aus den Schultern pflücken. Die Verletzungen sind nicht weiter schlimm. Aber das hier am Arm sieht bös aus. Fünfzehn Stiche.« Sie lächelte. »Da hab ich gute Arbeit geleistet.«
    »Ich möchte Natalie sehen.« Seine Stimme war rau wie Sandpapier. »Jetzt.«
    »Das können Sie nicht. Jetzt müssen Sie hier liegen bleiben, bis ich fertig bin. Erst dann, und auch nur, wenn Sie ein braver Junge waren, lässt sich vielleicht darüber reden.«
    Seine Knie fühlten sich an, als hätte er Pudding in den Knochen, doch er ließ es nicht zu, dass sie ihn auf einer Trage in ein Krankenzimmer karrten. Er setzte sich über den Protest von Dr. Milano hinweg und steuerte die Wartezone an.
    Als Deirdre ihn sah, sprang sie von ihrem Stuhl auf. »Natalie?«
    »Die Ärzte sind noch nicht fertig mit ihr. Doch die Ärztin, die mich zusammengeflickt hat, hat mir versichert, dass sie durchkommen wird. Ich denke, sie ist bald wieder auf den Beinen.«
    »Gott sei Dank.« Deirdre schlug die Hände vors Gesicht. Dann sah sie Ry an und setzte sich wieder. »Ich habe Natalies Bruder angerufen«, erzählte sie dann. »Vermutlich ist er schon unterwegs.«
    Ry konnte lediglich nicken. Ihm war schwindlig, und eine starke Übelkeit überfiel ihn plötzlich. Er musste sich setzen.
    »Außerdem hab ich ihm ein paar knappe Informationen darüber gegeben, was ich heute früh herausgefunden habe.« Sie holte tief Luft. »Ich war die letzten Tage nicht im Büro – ich musste eine Erkältung auskurieren, doch ich habe mir Arbeit mit nach Hause genommen. Einschließlich der Unterlagen und Disketten, die Natalie mir gab, bevor sie abreiste. Ich bin alte Zahlen noch einmal durchgegangen und dabei auf einige fast unglaubliche Diskrepanzen gestoßen. Als Erklärung dafür kommt im Grunde genommen nur eine Unterschlagung in Betracht.«
    Geld, dachte Ry. Immer geht es um Geld. »Wer?«
    »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen …«
    Er unterbrach sie in einem Ton, der sie erschauern ließ. »Wer?«
    »Ich sage Ihnen doch, dass ich mir nicht sicher bin. Ich kann nur meine Vermutungen anstellen. Und ich werde den Teufel tun und Ihnen einfach aus einem vagen Verdacht heraus einen Namen nennen.«
    Damit er den Betreffenden dann zu Brei verarbeiten konnte. Das würde er sicher tun, sie
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