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Das verhaengnisvolle Rendezvous

Das verhaengnisvolle Rendezvous

Titel: Das verhaengnisvolle Rendezvous
Autoren: Nora Roberts
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sah es ihm an.
    »Ich könnte falschliegen. Deshalb muss ich unbedingt erst mit Natalie sprechen«, ergänzte sie dann. »Sobald ich mir darüber im Klaren war, auf was für eine Ungeheuerlichkeit ich gestoßen war, versuchte ich sie in Colorado zu erreichen, doch sie war schon unterwegs. Da ich sie gut kenne, war ich überzeugt davon, dass sie nach ihrer Rückkehr als Erstes im Büro vorbeischauen würde. Also beschloss ich, sie dort zu treffen, und fuhr hin, um ihr zu erzählen, was ich herausgefunden hatte.« Sie tippte auf ihre Aktenmappe, die neben ihr auf dem Boden stand. »Ich wollte es ihr zeigen. Als ich vor dem Büro parkte, schaute ich nach oben. Ich sah …«
    Sie schloss die Augen. »Ich sah so seltsame Lichter hinter einigen Fenstern. Zuerst konnte ich es mir gar nicht erklären, doch dann wurde mir schlagartig klar, was es zu bedeuten hatte, und ich rief sofort von meinem Autotelefon aus die Feuerwehr.« Gepeinigt von ihren Erinnerungen, presste sie eine Hand auf den Mund. »Dann bin ich reingerannt und hab dem Wachdienst Bescheid gesagt. Kurz darauf hörten wir die erste Explosion. Es war schrecklich. Der Wachmann sagte mir, dass sie da oben war, und ich konnte ihr nicht helfen.« Sie schüttelte unglücklich den Kopf. »Ich hab getan, was ich konnte.«
    »Ja, das haben Sie.«
    »Inspector?« Dr. Milano kam auf sie zu. »Sie können jetzt kurz zu Miss Fletcher hinein.«
    Er sprang auf. »Wie geht es ihr?«
    »Wir haben sie stabilisiert, und sie hat ein Beruhigungsmittel bekommen. Aber Sie können zumindest einen Blick auf sie werfen.«
    Er schaute Deirdre an. »Werden Sie hier warten?«
    »Ja. Wenn Sie mir nur anschließend sagen, wie es ihr geht.«
    »Ich komme zurück«, versicherte er und rannte hinter der Ärztin her, die schon vorgegangen war.
    In Natalies Zimmer brannte nur eine kleine Lampe. Totenbleich und schmal lag sie in den Kissen. Doch als er vorsichtig, um sie nicht zu wecken, ihre Hand berührte, war sie warm.
    Ry nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben das Bett.
    Es war eine lange Nacht. Ein- oder zweimal nickte er ein. Hin und wieder betrat eine Nachtschwester das Zimmer und scheuchte ihn nach draußen. Während einer dieser kurzen Pausen lief er Boyd, der ihm auf dem langen Korridor entgegenkam, in die Arme.
    »Piasecki.«
    »Captain. Sie schläft.« Ry deutete auf die geschlossene Tür. »Dort.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rannte Boyd an ihm vorbei ins Zimmer.
    Ry ging in die Wartehalle und nahm sich aus dem Automaten einen Becher Kaffee. Er ging ans Fenster und starrte hinaus. Er konnte noch immer keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Das war auch besser so. Denn wenn er anfing zu denken, stand ihm die Hölle, der er und Natalie nur um Haaresbreite entronnen waren, wieder allzu deutlich vor Augen. Und er würde sich nur wieder daran erinnern, wie er mit ihr auf den Schultern die Feuertreppe hinuntergehetzt war, nicht wissend, ob sie bereits tot war oder doch noch lebendig.
    Als er spürte, dass etwas Heißes, Nasses seinen Unterarm hinabrann, bemerkte er, dass er den Pappbecher mit Kaffee zerdrückt hatte.
    »Soll ich Ihnen einen neuen holen?«, hörte er Boyds Stimme hinter sich.
    »Nein.« Ry warf den Becher in einen Papierkorb und wischte sich die Hand an der Jeans ab.
    »Haben Sie mal einen Blick in den Spiegel geworfen?« Boyd nahm einen Schluck Kaffee.
    »Warum?«
    »Sie sehen fast wie ein Gespenst aus. Schlimmer noch.«
    »Ich bin zäh. Das gibt sich wieder.« Als Boyd nichts darauf erwiderte, schob Ry die Hände in die Hosentaschen. »Ich hab Ihnen versprochen, dass ich aufpassen werde, dass ihr nichts passiert. Und jetzt hab ich sie fast umgebracht.«
    »Haben Sie?«
    »Ich hab die Übersicht verloren. Dabei wusste ich doch genau, dass es nicht einfach nur Clarence war. Ich wusste, dass es einen Hintermann gab. Doch ich war so … so verstrickt in die Beziehung mit ihr. Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass der Täter noch einen weiteren Feuerteufel anheuern könnte. Oder dass er die Sache gleich selbst in die Hand nehmen würde.«
    »Man kann nicht immer an alles denken.«
    »Es ist mein Job, an alles zu denken.«
    »Und aus der Kristallkugel zu lesen.«
    »Sie haben sie mir anvertraut.« Seine Stimme klang rau, nicht nur wegen des vielen Rauchs, den er inhaliert hatte, sondern auch weil ihn der Gedanke schmerzte, versagt zu haben. Um ein Haar hätte seine Unvorsichtigkeit sie umgebracht.
    »Ja.« Boyd drehte den Kaffeebecher in seinen
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