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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter
Autoren: Tobias O. Meißner
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hinunter, um den üblen Geschmack aus seinem Mund zu bekommen. »Er hat mich in Aldava magisch berührt, um … ja, um meinen Horizont zu erweitern. Ich sollte in die Lage versetzt werden, auch Übernatürliches besser verstehen zu können. Du erinnerst dich noch daran, Naenn: Er hielt mich für schwach, für unzulänglich. Also hat er mich … empfänglich gemacht. Was er nicht wissen konnte, war, daß ich nur kurze Zeit später einundvierzig Tage und Nächte neben der offenen Schwarzwachsquelle in Ketten liegen würde. So etwas nennt man dann wohl eine Überdosierung.«
    Â»Aber dann mußt du nach Aldava, zu Riban«, schlug Cajin dringlich vor. »Er ist der einzige, der dir helfen kann!«
    Â»Er hat mich schon gesehen, nach der Vergiftung, als er uns hier besucht hat, bei unserer Rückkehr aus Terrek. Er hat mich angesehen und gesagt, daß ich den Göttern nun wohl näher wäre als jeder andere von uns, aber er hat nicht den Eindruck gemacht, mir helfen zu wollen.«
    Â»Weil er nicht weiß, wie schlimm es ist!« ließ Cajin nicht locker. »Weil er nichts vom Blutspucken und den Anfällen weiß!«
    Â»Ich glaube, er weiß alles, einfach alles«, sagte Rodraeg ernst. »Es sind nicht irgendwelche Seemagier, die Wale sichten und dann den Kreis verständigen – es ist immer Riban Leribin. Er hat mich ohne mein Wissen verändert. Wahrscheinlich hat er Eljazokad durch Träume hierhergelockt, weil er den Sohn seines alten Widersachers Zarvuer auf unsere Seite ziehen wollte. Er verfolgt einen Plan, in den er uns nicht eingeweiht hat. Aber da ich genau so wenig wie ihr alle glaube, daß dieser Plan dem Zweck dient, uns zu schaden, habe ich für mich beschlossen, mich selbst zum Vertrauen zu zwingen. Solange Riban noch nicht in Panik gerät, solange läuft womöglich immer noch alles wie vorgesehen. Also: Entweder ist meine Vergiftung gar nicht so schlimm, wie sie sich darstellt, oder ich werde noch früh genug geheilt werden, oder mein Tod ergibt einen nutzenbringenden Sinn. Es fällt mir nicht leicht, aber ich habe beschlossen, das fürs erste so zu akzeptieren. Bis dahin werde ich weitermachen und lernen, und erst wenn ich vollkommen neue Informationen erhalte, die Riban Leribin in einem unzurechnungsfähigen oder bösartigen Licht darstellen, werde ich anfangen, mich gegen seine Lenkung zu stemmen.«
    Alle schwiegen. Naenn fand als erste die Stimme wieder. »Die Gezeitenfrau hat also nicht schlecht über ihn geredet.«
    Â»Nein, hat sie nicht. Sie war früher sogar in ihn verliebt. Kein einziges böses Wort hat sie über ihn verloren. Über Zarvuer übrigens auch nicht. Sie schätzt beide Männer als kluge und eigenständige Ausnahmeerscheinungen. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, ob Zarvuer noch lebt oder schon tot ist.«
    Â»Zumindest vor fünf Jahren lebte er noch«, sagte Cajin und verblüffte einmal mehr alle mit seinem Wissen. »Ilde Hagelfels hat mir von ihm erzählt. Zarvuer gründete eine Geheimorganisation namens Die Dämmerung und nahm Kontakt mit Bauern, Waldläufern, Forsthütern, Bergführern und Seeleuten auf dem ganzen Kontinent auf, um die Geheimnisse der – wie er es wohl nennt – natürlichen Magie zu erlernen. Magie, die nicht von Menschen angewandt und kontrolliert werden kann, sondern die vom Land und vom Meer und vom Himmel selbst ausgeht.«
    Â»Die Dämmerung ! « Rodraeg lachte lautlos auf. »Das also meinte die Gezeitenfrau, als sie sagte: ›Hütet euch vor der Dämmerung, sie kommt noch früh genug.‹«
    Â»Aber warum sollen wir uns vor ihr hüten?« fragte Naenn. »Die Schmetterlingsmenschen leben in Harmonie mit natürlicher Magie. Das Mammut hat einen Schmetterlingsmenschen, der Kreis hat einen Schmetterlingsmenschen. Wir stehen der Natur doch vollkommen aufgeschlossen gegenüber. Mehr noch: Wir retten Flüsse und Wale!«
    Â»Und dennoch«, vollendete Rodraeg, »arbeiten wir für Riban Leribin, einen nicht natürlichen Magier, wie er im Buche steht. Einer, der sich sogar verjüngen wollte, um nicht altern zu müssen. Wir stehen zwischen allen Fronten, ob wir das nun wollen oder nicht. Wenn ich noch lange darüber nachdenken muß, was das alles zu bedeuten haben könnte, würde mein Kopf platzen, lange bevor meine Lunge schlappmacht. Ich will jetzt lieber
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