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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter
Autoren: Tobias O. Meißner
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Närrin, schalt sich Naenn. Ich bekomme lediglich ein Kind, aber Rodraeg ist furchtbar krank. Sein Los wiegt weit schwerer als meins.
    Eljazokad verabschiedete sich von Alins Haldemuel, dem Kutscher, und dankte ihm für die vorzügliche Fahrt. »Ich rolle jetzt wieder in Rigurds Stall ein«, sagte Haldemuel. »Falls ihr mich also erneut braucht, wißt ihr, wo ihr mich finden könnt.«
    Bestar und Naenn führten den zittrigen Rodraeg zur Tür mit dem Mammutsymbol.
    Â»Was ist da passiert?« fragte Rodraeg und deutete auf die zerbrochene Küchenfensterscheibe, die von Cajin behelfsmäßig mit zwei zurechtgeschnittenen Brettern abgedichtet worden war.
    Â»Das muß euch Cajin erzählen«, sagte Naenn. »Ich habe weniger als die Hälfte davon mitbekommen. Aber es ist eine recht abenteuerliche Geschichte.«
    Â»Wo steckt Cajin?« fragte Bestar. »Warum begrüßt er uns nicht?«
    Â»Er schläft«, erklärte das Schmetterlingsmädchen. »Er arbeitet nachts am Hafen, damit wir uns eine neue Fensterscheibe leisten können.«
    Â»Der Verrückte!« tadelte Rodraeg nicht ganz ernst gemeint. »Für so etwas haben wir doch den Kreis.«
    Sie gingen nach drinnen, wo Hellas sich schon Hände und Gesicht gewaschen hatte. »Haben wir Wein im Haus?« fragte er, unruhig durch alle Räume streifend. »Es gibt viel zu berichten, und dafür sollte man Wein haben.«
    Â»Wir hatten …«, gestand Naenn stockend, »kein Geld mehr für Wein.«
    Â»Dann geh los, Eljaz, hol uns ein paar Flaschen.« Hellas drückte Eljazokad fünf Taler in die Hand. »Ich würde selber gehen, aber die Garde und einige Schankwirte sind nicht gut auf mich zu sprechen, und wir wollen doch keinen Ärger.«
    Eljazokad tippte sich an die Stirn und verließ das Haus. Naenn staunte, wie sicher sie auftraten, wie gut aufeinander abgestimmt inzwischen ihre Bewegungen wirkten. Einen Mond lang waren sie zusammen gereist; Rodraeg, Bestar und Hellas waren vorher schon zwei Monde gemeinsam unterwegs gewesen, davon mehr als vierzig Tage in Gefangenschaft. Das Mammut schien zu einer Einheit gewachsen zu sein, so, wie Rodraeg das immer vorgehabt hatte. Aber sie selbst, Naenn, war daran nicht beteiligt gewesen und fühlte sich nun mehr oder minder wie ein Mädchen, das neben einem Mammut steht.
    Sie weckte Cajin, der so erschöpft war, daß es nicht einfach war, ihn wach zu bekommen. Aber als er die Stimmen der anderen und das Husten Rodraegs hörte, war der Junge nicht mehr zu bremsen. Er begrüßte alle überschwenglich und ging dann in die Küche, um ein Jubelmahl zu zaubern.
    Naenn und Rodraeg standen für ein paar Momente allein im großen Zimmer, während alle anderen anderswo beschäftigt waren. Ob es ihnen nur so vorkam, daß alles übrige in den Hintergrund getreten war, oder ob sich das tatsächlich zufällig so ergeben hatte – es war jedenfalls nicht das erste Mal, daß sie beide einen solchen Augenblick miteinander teilten. Er hätte sie umarmen können, sie sich an ihn schmiegen. Sie wußten das beide und verzichteten vielleicht nur deshalb darauf, weil es so offensichtlich war und deshalb irgendwie peinlich.
    Â»Wie geht es dir?« fragte Rodraeg mit warmer Stimme und entkorkte ein weiteres kleines Glasfläschchen.
    Â»Gut soweit. Man sieht noch fast nichts. Eine kleine Wölbung nur, als hätte ich zuviel gegessen.« Sie strich sich über den Bauch. »Cajin weiß übrigens Bescheid. Ich konnte … einiges nicht vor ihm verborgen halten.«
    Rodraeg lächelte und trank.
    Â»Was ist das, was du da trinkst?« fragte sie.
    Statt mit Worten zu antworten, hielt er ihr das Fläschchen hin, so daß sie daran schnuppern konnte. »Wasser?« fragte sie.
    Â»Quellwasser aus den Kjeerklippen. Das einzige, was mir zur Zeit noch hilft. Das Kjeerhemd mußte ich wegwerfen, nach zwei Wochen fing es langsam an zu riechen. Ein Heiler namens Nerass hat mich in Tyrngan auf der Rückreise mit diesen Fläschchen versorgt, und noch mit ein paar essenzengetränkten Schwämmen dazu. Er hat sich auch um Bestars Bein gekümmert. Bestar hat einen Armbrustbolzen abbekommen in Wandry.«
    Â»Aber ihr wart erfolgreich. Das kann man eurer allgemeinen Stimmung entnehmen.«
    Â»Ja. Wir waren erfolgreich. Die Wale sind am Leben.«
    Â»Das ist großartig. Ich freue mich sehr.
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