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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter
Autoren: Tobias O. Meißner
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mit Geld besticht, damit der Thron sich nicht einmischt in den schwelenden Konflikt zwischen den Städten Wandry und Skerb. Daß die Gezeitenfrau ihrer aller Auftraggeber Riban Leribin von früher kannte, weil sie mit ihm zusammen eine der Zehn gewesen war – so nannte sich eine Magiervereinigung, als deren Aufgabe es angesehen wurde, die fortgegangenen Götter zu ersetzen. Daß ein anderer der Zehn, ein Mann namens Zarvuer, möglicherweise Eljazokads unbekannter Vater war.
    Â»Riban hat mir von Zarvuer erzählt, als er mich auf meine Aufgabe vorbereitete«, sagte Naenn langsam. »Er schätzt ihn als einen klugen und eigensinnigen Mann, der jedweder Form von Gewalt abgeneigt ist. Wenn ich mir Eljazokad so ansehe mit seinem entschlossenen Verzicht auf Bewaffnung, kann man tatsächlich Ähnlichkeiten entdecken.«
    Eljazokad schwieg zu dieser Äußerung und leerte lediglich seinen Weinkrug.
    Â»Willst du deinen Vater suchen gehen?« fragte Cajin. Rodraeg und Naenn wechselten einen kurzen Blick. Ausgerechnet Cajin, dessen eigene Herkunft vor ihm verborgen gehalten wurde, weil er bei einer Vergewaltigung in einem Kriegsgefangenenlager gezeugt worden war.
    Â»Das hat Rodraeg mich auch schon gefragt«, brummte Eljazokad. »Jeder erwartet von mir, daß ich aufspringe, ›Papa, Papa!‹ rufe und ihm entgegeneile, nur weil mein bislang unbekannter Vater die Bühne betritt. Aber ich kenne ihn nicht. Ich brauche ihn nicht. Ich vermisse ihn nicht. Ich habe nicht das Gefühl, daß mir etwas fehlt, wenn ich ihm nie begegne.« Als die anderen ihn schweigend ansahen und ihm klar wurde, daß sie gefühlsmäßige Gegenargumente hatten, aber nicht wußten, ob sie sie vorbringen sollten, fügte er noch hinzu: »Mein Vater hat meine Mutter und mich im Stich gelassen, kaum daß ich auf der Welt war. Ich will ihm nicht ähnlich sein. Ich will aber auch nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, ihm keinesfalls ähnlich zu werden. So lange ich ihn also nicht kennenlerne, bin ich einfach nur ich selbst. Und wenn es mir nicht gelingt, daß ich selbst von Wert bin – dann erst habe ich tatsächlich etwas versäumt.«
    Naenn wechselte elegant das Thema. »Das Stadtschiff hast du gefunden. Wie bist du mit diesem Seelenentführer verblieben?«
    Der junge Magier zuckte die Schultern. »Das weiß ich ehrlich gesagt selber nicht genau. Sie haben eine Namensliste. Bevor sie dich an Bord holen, fragen sie, wer du bist. Da ich fürchtete, daß der Name Eljazokad auf dieser Liste stehen könnte, habe ich mir einen Namen ausgedacht und diesen falschen Namen genannt. Daraufhin haben sie gesagt: ›Willkommen an Bord!‹ Ich habe keine Anhaltspunkte, ob es möglich ist, diesem Schicksal zu entgehen. Aber fürs erste bin ich, scheint es, noch mal davongekommen … indem ich geflohen bin.«
    Â»Vieles ist uns unklar geblieben.« Rodraeg hustete mehrmals und konnte erst dann weitersprechen. »Die Gezeitenfrau war ein Sammelsurium kurioser Andeutungen und Hinweise. Möglicherweise werden all diese seltsamen Wesen und Phänomene – der Wolf an unserer Haustür, dann ein gestaltwandelnder Wolfshirte, das Stadtschiff von Tengan, die vier Wilden Jäger mit ihrem fremdartigen Aussehen – möglicherweise wird all dies von uns angezogen, weil wir das Mammut sind und weil wir tiefe Spuren im Gefüge der Dinge hinterlassen. Auch Eljazokad wurde von uns angezogen und kam den weiten Weg von Skerb hierher. Erinnert ihr euch noch an diesen Heimlichgeher, der uns in derselben Nacht wie Eljazokad aufsuchte?«
    Â»Sein Name war Raukar«, nickte Cajin schaudernd.
    Â»Richtig. Noch so eine rätselhafte Gestalt. Der Affenmenschenfeldzug, die Schwarzwachsquelle, die daraus hervorgehende Theorie der vier Elementquellen, selbst meine Träume und die von Eljazokad – alles scheint miteinander verwoben zu sein. Riban hat uns mitten hineingeführt in einen gewaltigen Irrgarten. Nach Meinung der Gezeitenfrau ist es sehr gut möglich, daß Riban für meine Krankheit verantwortlich ist.«
    Â»Was?« schnappte Bestar. Dieses Gespräch zwischen Rodraeg und der Gezeitenfrau hatte unter vier Augen stattgefunden. Bisher hatte er niemandem davon erzählt.
    Â»Warum sollte Riban so etwas tun?« zweifelte Naenn.
    Â»Wahrscheinlich war es keine Absicht«, sagte Rodraeg mit belegter Stimme und stürzte Wein
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