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Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto
Autoren: Heinz G. Konsalik
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still, lauschte auf verräterische Geräusche, hörte Männer keuchen und hüsteln, schnaufen und murmeln. Stiefel scharrten, jemand setzte sich ächzend und rieb sich die Hände an den Hosenbeinen.
    »Wenn ihr glaubt, Genossen, bei mir sei ein Haufen Rubel zu holen, dann kennt ihr nicht den sozialen Status eines kleinen Geologen«, sagte Jankowski, als niemand einen Laut von sich gab. »Mich ausrauben zu wollen, ist geradezu lächerlich.«
    »Wo haben Sie die Bilder?« fragte eine dumpfe, sichtlich verstellte Stimme. Es war die von Väterchen Akif, der eine Nuß zwischen die Zähne geklemmt hatte, um jegliche Ähnlichkeit mit seiner normalen Stimme zu unterbinden. Dr. Lallikow hatte sich vorgenommen, mit einer Fistelstimme zu sprechen. Kasutin wollte grunzen. Babajew, der vor Angst zitterte, hatte sich für eine dünnere Frauenstimme entschieden.
    »Welche Bilder?« fragte Jankowski ehrlich erstaunt.
    »Ihre Fotos.«
    »Meine künstlerischen Aufnahmen?«
    »Eben diese«, fistelte Dr. Lallikow.
    Jankowski dachte angestrengt nach. Daß ihn jemand überfiel, um seine Fotos zu stehlen, war mehr als idiotisch. Was sollte jemand, der nicht auch ein Buch wie er plante, mit einem fotografierten Kieselstein oder einem vergrößerten Fliegenbein anfangen? Da konnte es sich nur um einen Irrtum handeln … der Sinn des Überfalls hatte eine andere Richtung, aber welche? Oder vermutete man politische Fotos bei ihm? Glaubte man, er mache Spionageaufnahmen?
    Jankowski wurde hellwach unter seinem ihm über den Kopf gestülpten Sack. Er kannte nicht die Methoden des KGB, aber er wußte, daß solche Maßnahmen, wie sie jetzt an ihm angewendet wurden, nicht zur Verhörpalette gehörten. Wenn es um die Fotos ging, um diesen speziellen Verdacht, dann konnten es nur Regimegegner sein, die bei ihm nutzbare Geheimnisse vermuteten.
    »Ihr könnt sie euch ansehen, Genossen«, sagte Jankowski. »Sie liegen in den beiden Schubladen der Kommode. Aber laßt sie bitte sortiert. Ich habe sie schon zu Themen zusammengefaßt.«
    Väterchen Akif und Kasutin nickten sich zu. Während Dr. Lallikow und Babajew den Gefesselten bewachten, sichteten nun Akif und Kasutin die Fotoabzüge, hielten die Negative gegen eine Lampe und kamen dabei ins Schwitzen.
    Was sie suchten, war nicht darunter. Zwar gab es Fotos von Rimma Ifanowna, Stella Gawrilowna, Galina Iwanowna, der schönen Witwe Sitkina, der Zwetkowa und sogar von Dunja Sergejewna und auch noch von vielen anderen Mädchen aus dem Ort, aber sämtliche Aufnahmen waren so harmlos wie die Fotos von Kuhaugen oder den Staubgefäßen einer Lilie. Alle Damen waren sittsam angezogen, immer mit Blumen garniert, lächelten mehr oder weniger dumm, standen, saßen, hockten, knieten in den verschiedensten Haltungen herum und strengten sich an, Eingang in das Fotobuch von Jankowski zu finden.
    Akif Victorowitsch wandte sich zum Bett und rollte seine Nuß zwischen den Zähnen. »Wo sind die anderen Fotos?« fragte er dumpf.
    »Welche?« fragte Jankowski zurück. »Ich weiß ja nicht, was ihr angesehen habt, werte Genossen.«
    »So ziemlich alles«, keuchte Kasutin. »Bis auf die Mappen 23 und 24.«
    »Da sind nur Aufnahmen vom Salzsee drin.«
    »Und die anderen?« fistelte Dr. Lallikow.
    »Ich habe keine Ahnung, was ihr sucht.«
    »Die Nacktaufnahmen«, piepste Babajew.
    »Welche Nacktaufnahmen?« fragte Jankowski, nun wahrhaftig mehr betroffen als verwundert.
    »Das wissen Sie schon«, brummte Väterchen Akif.
    »Ihr verwirrt mich total, Genossen. Ich weiß wirklich nichts von einer Nacktaufnahme.«
    »Sie wissen nichts von einer Aufnahme einer nackten, rasierten, enthaarten Frau?« Kasutin schwitzte vor Erregung wie ein gejagter Gaul.
    »Von Stella Gawrilowna?« stieß Mamedow nach und verkrampfte die Hände ineinander.
    »Wieso soll die rasiert sein? Gerade weil sie so schöne schwarze Haare hat, habe ich sie fotografiert, ebenso wie ich Rimma Ifanowna und viele Mädchen und Frauen fotografiert habe. Ich will eine Gegenüberstellung machen: Die Schönheit der Natur – die Schönheit des Menschen. Ihr glaubt gar nicht, wieviel Schönheit es in Nowo Korsaki gibt.«
    »Wir wissen es«, grunzte Kasutin. »Wo sind die Nacktaufnahmen?«
    »Ich habe keine Nacktaufnahmen!« beteuerte Jankowski zum wiederholten Male. »Was wollt ihr überhaupt?«
    »Es gibt Bilder mit einer Frau ohne Kopf.«
    »Nein! Nicht von mir!«
    »Wie er lügt!« fistelte Dr. Lallikow. »Infam! Nur Körper! Glatt, unbehaart! Wie er lügt!«
    Durch
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