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Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Antonina Pawlowna um und blähte sich auf. »Wie war das?« fragte er. »War das richtig? Hat das hingehauen?«
    »Du warst fantastisch!« rief Antonina und klatschte in die Hände. »Grandios! Man muß dich bewundern!«
    »Und jetzt das Dessert!« verlangte Zwetkow. »Vanille-Eis mit kandierten Preiselbeeren! Und ein Mokka-Likörchen! Ha – fühle ich mich befreit!«
    Eine Stunde später sangen Jankowski und Antonina Pawlowna ihre Duette. Jankowski begleitete sie beide selbst am Klavier.
    Es klang sehr gut, die Liebesszenen spielten sie mit aller gebotenen Diskretion – es war wirklich nur die Kunst, die sie zusammenführte.
    Zwetkow hing in einem tiefen Sessel, hatte die Augen geschlossen und schlief. Satt, zufrieden, erlöst.
    Kasutin hingegen wurde bestraft. Da er die Liste der Verdächtigen besaß, wurde er von Dr. Lallikow aus dem Bett aufgescheucht.
    »Streichen Sie sofort Antonina Pawlowna!« bellte der Arzt. »Sie hat dort nichts zu suchen! Ihre Ehre steht außer jedem Zweifel! Ich verbürge mich als Arzt dafür!«
    »Sie haben sie heute untersucht, Genosse?« Kasutin kratzte sich das Kopfhaar.
    »Ich weiß es!« schrie Lallikow. »Mein Erinnerungsvermögen hatte nur nachgelassen!«
    Verwirrt ließ Kasutin den Telefonhörer fallen.

IV.
    In der Chronik von Nowo Korsaki verzeichnete man bisher sechs Überfälle, die Ruhestörungen in diesem paradiesischen Ort darstellten. Da war zunächst der historische Kosakeneinfall, der nach einiger Zeit dank der Aktivität und der Vorzüge der korsakischen Frauen kläglich in Desertion und Kolonisation endete und dem kleinen Ort zu einem unerwarteten Aufschwung verhalf. Die Überfälle Nr. 2-4 gingen auf das Konto herumstreifender Banden ausgebrochener Sträflinge und Abenteurer, die Sibirien als das große Land der Freiheit ansahen, wo jeder jeden umbringen konnte, wenn daraus nur Nutzen zu ziehen war. Diese Überfälle endeten ebenfalls kläglich. Die Nachkommen der Kosaken setzten den Banditen nach, fingen sie ein, gruben sie bis zum Hals in die Sümpfe ein, bestreuten ihre Häupter mit Zucker und wünschten dann den Delinquenten alles Gute. Nach zwei Wochen waren die Köpfe von riesigen Mückenschwärmen und Ameisenheeren abgenagt, und auch Füchse und Marder hatten die Abwechslung im Speiseplan geschätzt.
    Überfall Nr. 5 war ein Irrtum: Rote Revolutionstruppen durchzogen das Gebiet von Nowo Korsaki, fanden es sehr destruktiv, daß im ganzen Ort keine rote Fahne aufzutreiben war, dagegen eine Kirche ihre Augen beleidigte, plünderten als Beitrag zur Aktion ›Befreiung vom Zarenjoch‹ den Ort und schenkten ihm dann eine rote Fahne. Sie stand noch heute im Parteihaus. Kasutin blickte sie ab und zu sinnend an und hütete sich, sie bei offiziellen Feiern ans Licht zu tragen.
    Der sechste Überfall galt einem Transport. Aus Magnitogorssk hatte man die Lieferung von Strümpfen, Pullovern, warmen Hosen und anderen schönen Dingen angekündigt. Nowo Korsaki freute sich schon Tage im voraus auf diesen Segen der Planwirtschaft, der nun endlich auch diesem Teil Sibiriens zuteil werden sollte – aber der Lastwagen kam nie an. Suchtrupps, die verzweifelt die Gegend durchkämmten, entdeckten endlich den völlig ausgeraubten Wagen in einer Schlucht, doch auch die beiden Fahrer blieben verschwunden, was sehr verwunderlich war. Im allgemeinen läßt man Tote bei solchen Überfällen liegen. Man hat gar keine Zeit, sich um eine Beseitigung zu kümmern. So ergab sich also der Verdacht, daß die beiden Fahrer selbst das große Geschäft gemacht hatten und nun irgendwo im Süden zufrieden lebten. Da aber die nächste Sonderzuteilung für das Magazin in weiter Ferne lag, betrachtete man den sechsten Überfall als einen der schlimmsten, denn der Verzicht auf warme Unterhosen schmerzt jeden.
    Und nun geschah in Nowo Korsaki der siebte Überfall. Eine kleine Sache, mehr intim und privatim, aber immerhin … Eine unbekannte Anzahl von Eindringlingen warf sich in tiefer Nacht auf den in seinem Bett schlafenden Geologen Jankowski, stülpte ihm einen Sack über den Kopf, fesselte ihn und stieß ihn aufs Bett zurück. Das geschah alles sehr schnell, fast lautlos, und Jankowski war auch viel zu überrascht, um an sofortige Gegenwehr zu denken. Bis er die Überlegenheit seiner sportlichen Muskeln ausspielen wollte, war er bereits bewegungsunfähig. Um Hilfe zu schreien, war ihm zuwider … erstens hätte es niemand gehört, und zweitens paßte es nicht zu seinem Charakter.
    Er wartete, lag
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