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Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gleichzusetzen. Dudorow war dem Weinen nahe gewesen und hatte gerade Dr. Lallikow angerufen.
    »Er schreibt ein Buch!« schrie nun auch Väterchen Akif in höchster Erregung und ließ sich auf einen der Stühle fallen. »Einen Erlebnisbericht über Nowo Korsaki! Und er bringt ein Fotobuch heraus! Unbemerkte Schönheit! Dafür will er weiter fotografieren! Zweitausend Bilder!«
    »Ich sage es ja«, konstatierte Dr. Lallikow. »Ein Hyper-Sexualismus! Dieser Mensch wird nur vom Genital regiert!«
    »Es muß etwas geschehen«, stöhnte Mamedow. »Wir können da nicht ruhig oder nur mit wissenschaftlichem Interesse zusehen. Die Verseuchung darf nicht wachsen. Wir dürfen uns nicht damit begnügen, die armen Opfer zu verbannen; wir müssen das Übel an der Wurzel ausrotten.«
    »An der Wurzel! Sie sprechen es aus, Akif Victorowitsch!« Dr. Lallikow holte Wodka und zwei Gläser und setzte sich dem Popen gegenüber. »Berichten Sie von Ihrem Gespräch mit diesem Super-Faun. Wie trafen Sie ihn an?«
    »Rimma Ifanowna war bei ihm.«
    »Was?« Lallikow zuckte hoch. »Die rote Göttin?«
    »Sie hat ihm etwas gezeigt …«
    »Spannen Sie mich nicht auf die Folter!« sagte Lallikow hitzig und goß Wodka ein. »Berichten Sie alles der Reihe nach! Legen Sie Wert auf Detailschilderungen, Väterchen …«
    Am Abend empfing Zwetkow mit umwölkter Stirn seinen Gast. Jankowski war zum Essen eingeladen, präsentierte der Dame des Hauses, der schönen Antonina Pawlowna, einen bunten Blumenstrauß, den Stella Gawrilowna ausgesucht und gebunden hatte (was Akif Mamedow eine Viertelstunde später wußte, allerdings nur: Jankowski war bei Stella!), und brachte Klavierauszüge von drei Opern mit. Antonina und Jankowski wollten an diesem Abend wieder einige Duette singen und die Möglichkeit besprechen, ob man nicht zur Feier der Oktoberrevolution im Parteihaus von Nowo Korsaki ein Konzert geben könne. Der bereits befragte Lehrer der 3. Klasse, ein Genosse Pluntikow, hatte begeistert zugesagt, die Zwetkowa und Jankowski auf dem Klavier zu begleiten. Hatte man genug Zeit zum Üben, konnte sogar das Komsomolzen-Orchester die Begleitung übernehmen. Dann klang es wirklich wie im Opernhaus.
    Zwetkow begrüßte Jankowski wie immer mit innigen Wangenküssen, auch Antonina Pawlowna bekam von Jankowski ihre Schmätzchen mit, aber dann, bei der Suppe, einer Orkoschka mit Hühnerschnitzeln, wurde es ernst. Zwetkow sagte muffig:
    »Einen Rat, bitte, mein liebster Victor Semjonowitsch: Was kann man gegen Indiskretionen tun?«
    Jankowski, wie immer völlig außerhalb des Geschehens und deshalb mit einer Aura aus Naivität umgeben, antwortete: »Man muß den Übeltäter zur Rede stellen.«
    »Das habe ich. Er leugnet.«
    »Ein Feigling.«
    »Ein verfilzter Hofhund.«
    »Haben Sie Beweise?«



»Nein.«
    Jankowski wurde etwas unruhig. »Das ist schlecht, Rassul Alexejewitsch. Ohne Beweise keine Möglichkeit des Vorgehens.«
    »Es kann nur vom Übeltäter selbst kommen.« Zwetkow atmete pfeifend. Das war ganz normal – Herz, Lunge, Luftröhre, Hals, alles war verfettet. »Es ist eine medizinische Indiskretion.«
    »Doktor Lallikow? Unmöglich! Er würde nie …«
    »Dudorow«, sagte Zwetkow wie aus dem Grab.
    »Unser Apotheker?« Jankowski sah zu Antonina Pawlowna hinüber. Sie nickte und hatte verhangene Augen vor Kummer. »Akbar Nikolajewitsch ist ein untadeliger Mann.«
    »Das dachte ich auch. Ein anonymer Anrufer in der Nacht aber säte erste Zweifel, und dann erschien auch noch Kasutin und machte Andeutungen. Ich bin in einem Zustand, den kann ich Ihnen gar nicht beschreiben. Ich fühle mich von allen angestarrt. Sie haben noch nichts gehört, teurer Freund?«
    »Absolut nichts. Dabei kenne ich viele Bürger …«
    »Es ist furchtbar.« Zwetkow wischte sich mit der Serviette über das feiste Gesicht, wartete, bis nach der Suppe die Pastetchen mit Hasenfleisch aufgetragen wurden, und stocherte verdrossen in dem herrlichen Essen herum. »Victor Semjonowitsch, Sie als unser bester Freund sollen es wissen, Ihnen vertraue ich es an, als einzigem außer meiner Frau, bei Ihnen wird es im Herzen vergraben sein: Ich beziehe eine Enthaarungscreme.«
    Zwetkow wartete auf eine Reaktion, starrte Jankowski forschend an, aber Jankowski zerteilte seine Hasenpastete und aß genießerisch eine Gabel voll. Erst dann sagte er leichthin: »Mit solchen chemischen Mitteln sollte man vorsichtig sein. Die können der Epidermis schaden.«
    »Ist das alles?« antwortete Zwetkow,
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