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Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bart. »Hast du keine Angst, daß dir bei der Ausübung deines Berufes etwas zustößt?«
    »Damit muß man immer rechnen.«
    »Du gehst gefahrvolle Wege, mein Sohn.«
    »Im Augenblick nicht. Rimma Ifanowna hat mich auf etwas hingewiesen, das sie von ihrem Vater weiß und das in keiner Karte verzeichnet steht: Hier in der Gegend muß es ein kleines Bergwerk gegeben haben. Ein winziges nur, betrieben von ein paar Abenteurern, bis der letzte wegstarb. Sie schürften nach Edelsteinen. Diamanten! Rimma weiß die genaue Stelle nicht, aber diese muß hier in den engen Schluchten zu finden sein. Ich habe genug zu tun.«
    Akif hatte wenig Interesse an Steinfunden, er hörte nur heraus, daß Jankowski entgegen aller Vermutungen nicht so bald abreiste.
    »Du bleibst also noch länger hier?« fragte er.
    »Nowo Korsaki ist ein idealer Ort. Geologisch interessant … und ich habe daneben auch noch Zeit genug, mein Fotobuch herauszubringen. Später will ich einen Erlebnisbericht schreiben.«
    »Auch das noch! Du bist ein fleißiger Mensch!« Väterchen Mamedow atmete heftig. »Alle Erlebnisse?«
    »Ja. Man wird staunen.«
    »Das ist zu erwarten. Victor Semjonowitsch, ich werde für dich beten müssen. Du wandelst auf gefährlichem Pfad. Warum beschränkst du dich nicht darauf, Diamanten zu suchen?«
    Jankowski betrachtete den Popen mit Ehrfurcht und in stillem Staunen. Ihm war völlig unklar, was Akif mit seinem Gerede ausdrücken wollte. Noch weniger verstand er, daß sein Beruf so gefährlich sein sollte. Zugegeben, es konnte vorkommen, daß ein alter Stollen einstürzte und man verschüttet wurde, aber dagegen traf man Vorkehrungen, indem man die Gänge erst einsturzsicher abstützte, ehe man in die Tiefe vordrang. Immerhin war es rührend, daß der Pope sich um sein Wohlergehen solche Sorgen machte und ihn extra in der Schlucht aufsuchte. Vom Fotografieren schien Väterchen Akif allerdings gar nichts zu halten, obgleich Jankowski ihm einige sehr gute Bilder der Kirche geschenkt hatte, die auch bei ihm an den Wänden hingen, zusammen mit den Aufnahmen von Babajew. Der Plan mit dem Fotobuch begeisterte ihn offensichtlich dennoch nicht.
    »Vielleicht werde ich später nur noch Bücher herausbringen«, sagte Jankowski ahnungslos. »In der künstlerischen Fotografie liegt eine große Zukunft.«
    Akif Victorowitsch brachte es nicht übers Herz, Jankowski jetzt und hier niederzuschießen und dann ein großes Geschrei anzustimmen, eine Bande von Wilderern habe den guten Mann ermordet. Ja, wäre es zum Streit gekommen, hätte man im rasenden Zorn gehandelt, wäre das Blut in den Adern zum Wildbach geworden; hätte Jankowski z. B. Einzelheiten seiner Exzesse mit Stella Gawrilowna preisgegeben, dann hätte Mamedow seine Pistole gezogen und ohne Reue abgedrückt. Aber nichts dergleichen war ja geschehen. Jankowski war ein freundlicher Junge, erzählte von seinen Plänen, erklärte unbefangen, daß es hier Diamanten geben könne, kündigte seinen Erlebnisbericht an … Väterchen Akif sah sich außerstande, bei soviel Freundlichkeit zu töten. Der Bursche war von einer solch teuflischen Brüderlichkeit, daß Akifs Hand davon gelähmt wurde.
    Der Pope erhob sich, schlug das Kreuz über dem Kopf Jankowskis und ging zur Leiter zurück.
    »Es war eine lehrreiche Stunde«, sagte er dabei. »Man kann nie genug Erkenntnisse sammeln. Wann, sagtest du, willst du dein Fotobuch über die Schönheit zusammenstellen?«
    »Im Winter. Wenn Grabungen unmöglich werden.«
    »Bis dahin wirst du sicherlich vieles fotografiert haben?«
    »Ich rechne mit einer Auswahl aus ungefähr zweitausend Fotos.«
    Väterchen Mamedow blieb die Luft weg. Wie oft wird er Stella Gawrilowna dann noch vor der Linse haben, dachte er mit stockendem Puls. Wieviel Qual wird noch über uns kommen? Ist das zu ertragen?
    Es wird sich doch nicht vermeiden lassen, ihn bei einer günstigen Gelegenheit unschädlich zu machen. Das könnte möglich sein, wenn er das alte, vergessene Bergwerk gefunden hat.
    So schnell es ihm sein Moped erlaubte, fuhr Mamedow nach Nowo Korsaki zurück und fiel bei Dr. Lallikow ein. Der Arzt hatte gerade die Nachricht bekommen, daß dem dicken Zwetkow ein anonymer Anrufer von einer Enthaarungscreme erzählt hatte, und daß Rassul Alexejewitsch daraufhin außer Rand und Band geraten war. Er hatte Kasutin angeblafft und war nun bei Apotheker Dudorow vorstellig geworden, um ihn anzuschreien, das Apothekergeheimnis sei bei ihm wohl einem löcherreichen Käse
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