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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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durch den Nebel glitt.
»Dio mio«,
murmelte er.
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da gab es auch schon einen Knall, der sich wie ein riesiger Feuerwerkskörper anhörte.
    Die Lounge wurde in Dunkelheit gehüllt.
    Ein heftiger Ruck ging durch das Deck. Angelo kam ins Stolpern, bemühte sich vergeblich, das Gleichgewicht zu halten, und sah mit dem runden Tablett in seiner Hand dabei aus wie eine leidliche Imitation der berühmten griechischen Statue eines Diskuswerfers. Der stattliche Sizilianer aus Palermo war ein geborener Athlet, dessen Gewandtheit infolge der täglichen Slalomläufe zwischen den Tischen und des fortwährenden Balancierens der Drinks aufs Höchste geschärft war.
    Als er sich wieder aufrappelte, ging die Notbeleuchtung an.
    Die drei Paare an seinem Tisch waren von ihren Stühlen zu Boden geschleudert worden. Er half zunächst den Frauen auf.
    Niemand schien ernstlich verletzt zu sein. Er sah sich um.
    Die wunderschöne Lounge mit ihren gedämpft beleuchteten Wandteppichen, den Gemälden, Holzschnitzereien und der glänzenden hellen Täfelung hatte sich in ein einziges Durcheinander verwandelt. Die schimmernde Tanzfläche, auf der sich noch Sekunden zuvor Paare zu den Klängen von »Arrivederci Roma« gewiegt hatten, war ein Knäuel sich windender Körper. Die Musik hatte abrupt ausgesetzt, und stattdessen wurden Schmerzens- und Angstschreie laut. Die Bandmitglieder krochen unter ihren Instrumenten hervor.
    Überall lagen zerbrochene Flaschen und Gläser, und es stank nach Alkohol. Die Blumenvasen hatten ihren Inhalt über den Boden verschüttet.
    »Um Gottes willen, was war
das
denn?«, fragte einer der Männer.
    Angelo sagte nichts. Selbst jetzt war er sich immer noch nicht sicher, was er eigentlich gesehen hatte. Er schaute abermals aus dem Fenster und sah bloß den Nebel.
    »Vielleicht haben wir einen Eisberg gerammt«, bot die Frau des Mannes zaghaft eine mögliche Erklärung an.
    »Ein
Eisberg
? Meine Güte, Connie, wir sind hier vor der Küste von Massachusetts.
Im Juli

    Die Frau schmollte. »Tja, dann war es vielleicht eine Mine.«
    Er schaute zur Band hinüber und grinste. »Was auch immer es war, es hat sie dazu gebracht, mit diesem gottverdammten Lied aufzuhören.«
    Alle lachten über den Witz. Die Tänzer klopften sich den Staub von der Kleidung, und die Musiker überprüften, ob ihre Instrumente Schaden genommen hatten. Barmixer und Kellner liefen aufgeregt umher.
    »Kein Grund zur Sorge«, sagte ein anderer Mann. »Einer der Offiziere hat mir erzählt, dieses Schiff sei so konstruiert worden, dass es nicht sinken kann.«
    Seine Frau kontrollierte gerade ihr Makeup im Spiegel ihrer Puderdose. Plötzlich hielt sie inne. »Das hat man von der
Titanic
auch behauptet«, sagte sie beunruhigt.
    Drückendes Schweigen. Dann wechselseitig ein paar schnelle ängstliche Blicke. Als hätten sie ein lautloses Signal vernommen, liefen die drei Paare hastig auf den nächsten Ausgang zu, wie Vögel, die von einer Wäscheleine aufstoben.
    Im ersten Moment wollte Angelo die Gläser wegräumen und den Tisch abwischen. Er lachte leise auf. »Du bist schon zu lange Kellner«, murmelte er. Die meisten Leute im Raum waren inzwische n wieder auf die Beine gekommen und bewegten sich auf die Ausgänge zu. Die Lounge leerte sich schnell. Falls Angelo sich ihnen nicht anschloss, würde er allein zurückbleiben. Er zuckte mit den Achseln, warf sein Geschirrtuch zu Boden und ging dann zur nächsten Tür, um herauszufinden, was eigentlich passiert war.
    Schwarze Wogen drohten Jake Carey ein für alle Mal unter sich zu begraben. Er kämpfte gegen die dunkle Strömung, die an seinem Körper zerrte, packte den letzten schlüpfrigen Zipfel seines Bewusstseins und klammerte sich erbittert daran fest. Er hörte ein Stöhnen und erkannte, dass es von seinen eigenen Lippen stammte. Er stöhnte erneut, diesmal absichtlich. Gut.
    Tote stöhnten nicht. Der nächste Gedanke galt seiner Frau.»Myra!«, rief er.
    Er hörte eine schwache Bewegung in der grauen Dunkelheit.
    Hoffnung brandete in ihm auf. Er rief erneut den Namen seiner Frau.
    »Hier drüben.« Myras Stimme klang gedämpft, als käme sie aus einiger Entfernung.
    »Gott sei Dank! Bist du in Ordnung?«
    Eine Pause. »Ja. Was ist passiert? Ich habe geschlafen …«
    »Keine Ahnung. Kannst du dich bewegen?«
    »Nein.«
    »Ich komme und helfe dir«, sagte Carey. Er lag auf der linken Seite, den Arm unter seinem Körper begraben. Auf seine rechte Seite drückte
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