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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Schiff stemmte sich eine halbe Meile lang gegen seinen Vorwärtsimpuls, bis es sich gemächlich in die Kurve legte.
    Der Kapitän wusste, dass er ein großes Risiko einging, indem er die Breitseite der
Doria
schutzlos preisgab. Er hoffte inständig, dass das andere Schiff gerade noch rechtzeitig abdrehen würde. Er konnte noch immer nicht glauben, dass die beiden Schiffe sich auf einem Kollisionskurs befanden. Das alles wirkte wie ein Traum.
    Der Zuruf eines seiner Offiziere holte ihn unsanft in die Realität zurück. »Es hält direkt auf uns zu!«
    Der Kurs des herannahenden Schiffs zeigte auf die Steuerbordseite der Brücke, wo Calamai ihm fassungslos entgegenstarrte. Der spitze, nach oben gerichtete Bug schien genau auf ihn zu zielen.
    Der Skipper der
Doria
war bekannt für seine Härte und Abgeklärtheit. Aber in jenem Moment machte er, was jeder vernünftige Mensch an seiner Stelle getan hätte. Er rannte um sein Leben.
    Der verstärkte Bug des schwedischen Schiffs durchstieß die Metallhaut der schnellen
Andrea Doria
so mühelos wie ein Bajonett und drang fast zehn Meter in den siebenundzwanzig Meter breiten Rumpf des Linienschiffs ein, bevor er zum Stillstand kam. Der italienische Liner wog 29.100 Tonnen und damit mehr als doppelt so viel wie die
Stockholm.
Er zog das Schiff mit sich und drehte sich dabei um den Aufschlagpunkt unterhalb und achtern der Steuerbordseite der Brücke. Als die angeschlagene
Doria
weiterstampfte, riss der zerdrückte Bug der
Stockholm
sich los und schlitzte sieben der zehn Passagierdecks des Einers auf, als würde der Schnabel eines Raubvogels Stücke aus dem Leib seiner Beute reißen. Mit einem hellen Funkenregen schrammte der Bug an dem langen schwarzen Rumpf entlang.
    Das klaffende keilförmige Loch, das in der Flanke der
Doria
gähnte, war am oberen Rand zwölf Meter breit und verengte sich unterhalb des Wasserspiegels bis auf zwei Meter.
    Tausende Liter Seewasser strömten in die riesige Wunde und füllten die leeren Außenbordtreibstofftanks, die bei der Kollision aufgerissen worden waren. Unter dem Gewicht von fünfhundert Tonnen Meerwasser, die den Kesselraum fluteten, krängte das Schiff nach rechts. Durch einen Gang und mehrere Luken ergoss sich ein öliger Strom und stieg durch die Bodenroste des Maschinenraums empor. Die verzweifelten Matrosen rutschten auf den ölverschmierten Decks aus, als wären sie Zirkusclowns, die eine Nummer einstudierten.
    Immer mehr Wasser schoss herein, umspülte die unversehrten leeren Treibstofftanks auf der Backbordseite und hob sie empor, als wären es Seifenblasen.
    Innerhalb weniger Minuten nach dem Zusammenprall hatte die
Doria
schwere Schlagseite.
    Nillson hatte eigentlich erwartet, dass der Aufprall ihn zu Boden schleudern würde.
    Der Stoß war überraschend sanft, allerdings heftig genug, um ihn aus seiner Erstarrung zu reißen. Er rannte vom Ruderhaus in den Kartenraum und schlug auf den Alarmknopf, der die wasserdichten Schotten der
Stockholm
schließen würde.
    Der Kapitän kam auf die Brücke gerannt. »Um Gottes willen, was ist passiert?«, brüllte er.
    Nillson wollte antworten, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken. Er wusste nicht, wie er die Lage beschreiben sollte. Hansen, der seinen Befehl ignorierte, nach steuerbord zu lenken. Das verschwommene Drehen des Ruders nach backbord.
    Hansen, der sich nach vorn auf das Steuerrad stützte, die Hände fest um die Speichen geklammert, als würde die Zeit stillstehen.
    Keine Angst, kein Entsetzen in seinen Augen. Nur eine eisige blaue Kälte. Nillson hielt es im ersten Moment für eine Lichtspiegelung, für die Lampe am Gehäuse des Kreiselkompasses, deren Schein auf die hässliche Narbe fiel.
    Aber es gab kein Vertun. Während die Schiffe in die sichere Katastrophe rasten,
lächelte
dieser Mann.
    Nillson hatte nicht den geringsten Zweifel. Hansen hatte das andere Schiff
absichtlich
gerammt und dabei die
Stockholm
zur Waffe gemacht, als würde er einen Torpedo abschießen. Es bestand allerdings auch kein Zweifel daran, dass niemand, weder der Kapitän noch sonst jemand auf dem Schiff, jemals glauben würde, dass so etwas überhaupt möglich war.
    Nillsons gequälter Blick löste sich vom wütenden Gesicht des Kapitäns und richtete sich auf das Ruder, als würde dort die Antwort liegen. Das verlassene Steuerrad drehte sich haltlos hin und her.
    In all dem Durcheinander war Hansen plötzlich verschwunden.
    Jake Carey wurde durch einen unheilvollen metallischen Donnerschlag
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