Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
Vom Netzwerk:
Position des Echoimpulses auf Papier zu übertragen.
    »Welcher Kurs liegt an, Hansen?«, rief er.
    »Neunzig Grad«, erwiderte der Steuermann ruhig.
    Nillson zeichnete einige Kreuze auf der Karte ein und verband sie mit Linien, überprüfte abermals den Radarimpuls und wies dann den Reserveausguck an, Position auf der Backbordseite der Brücke zu beziehen. Seine Berechnung hatte ergeben, dass das andere Schiff sich mit hoher Geschwindigkeit auf einem parallelen Kurs näherte, der ein Stückchen links von ihnen verlief. Er trat hinaus auf Deck und suchte die Nacht mit einem Fernglas ab. Vo n einem anderen Schiff war nichts zu sehen. Er wechselte fortwährend zwischen der linken und rechten Seite der Brücke hin und her und hielt jedes Mal kurz beim Radar an.
    Dann fragte er erneut nach dem Kurs.
    »Nach wie vor neunzig Grad, Sir«, sagte Hansen.
    Nillson überprüfte den Kreiselkompass. Selbst die kleinste Abweichung konnte sich als kritisch erweisen, und er wollte sichergehen, dass der Kurs korrekt war. Hansen griff nach oben und zog an der Leine über seinem Kopf. Die Schiffsglocke ertönte sechsmal. Elf Uhr. Nillson liebte es, das Zeitsignal des Schiffs zu hören. Während einer Nachtschicht, wenn Einsamkeit und Langeweile zusammenkamen, rief das Läuten der Schiffsglocke genau jene romantischen Gefühle in ihm wach, die er als kleiner Junge für das Meer empfunden hatte. Später würde er sich an dieses Geräusch als an den Vorboten des Verhängnisses erinnern.
    Nillson wurde von seinem ursprünglichen Vorhaben abgelenkt, warf einen Blick auf den Radarschirm und nahm einen weiteren Eintrag am Kartentisch vor.
    Elf Uhr. Zwischen den beiden Schiffen lagen noch sieben Meilen.
    Nillson berechnete, dass die Schiffe mit mehr als genug Abstand Backbord an Backbord aneinander vorbeifahren würden. Er ging wieder nach draußen und suchte mit dem Fernglas die linke Seite ab. Es war zum Verrückt werden. Wo laut des Radars ein Schiff sein musste, herrschte völlige Dunkelheit. Vielleicht waren die Positionslichter defekt. Oder es handelte sich um ein Kriegsschiff im Manöver.
    Er schaute nach rechts. Der Mond schien hell aufs Wasser.
    Zurück nach links. Immer noch nichts. Befand sich das Schiff womöglich in einer Nebelbank?
    Unwahrscheinlich. Kein Schiff würde in dichtem Nebel so schnell fahren. Er erwog, die Geschwindigkeit der
Stockholm
zu verringern. Nein. Der Kapitän würde das Klingeln des Schiffstelegrafen hören und herbeigerannt kommen. Er würde diesen eiskalten Mistkerl erst rufen,
nachdem
die Schiffe einander sicher passiert hatten.
    Um 23.03 Uhr zeigte das Radar auf beiden Schiffen einen Abstand von vier Meilen.
    Noch immer keine Lichter.
    Abermals zog Nillson in Betracht, den Kapitän zu rufen, und verwarf den Gedanken wieder. Auch erteilte er keinen Befehl, mit dem Nebelhorn Warnsignale zu geben, wie das internationale Seerecht es vorsah. Reine Zeitverschwendung. Sie befanden sich auf offener See, der Mond stand am Himmel, und man konnte bestimmt fünf Meilen weit sehen. Die
Stockholm
eilte weiterhin mit achtzehn Knoten durch die Nacht.
    »Lichter an Backbord!«, rief der Mann im Krähennest.
    Endlich.
    Später würden die Fachleute verwirrt die Köpfe schütteln und sich fragen, wie es geschehen konnte, dass zwei mit Radar ausgestattete Schiffe auf offener See wie Magneten voneinander angezogen wurden.
    Nillson trat aus der linken Tür der Brücke heraus auf Deck und las die Lichtsignale des anderen Schiffs. In der Dunkelheit leuchteten zwei weiße Punkte, der eine oben, der andere unten.
    Gut. Die Anordnung der Lichter ließ erkennen, dass das Schiff sie auf der linken Seite passieren würde. Das rote Backbordlicht kam in Sicht und bestätigte, dass das Schiff sich von der
Stockholm
wegbewegte. Die Schiffe würden Backbord an Backbord aneinander vorbeifahren. Laut Radar betrug der Abstand mehr als zwei Meilen. Er warf einen Blick auf die Uhr.
    Es war 23.06 Uhr.
    Soweit der Kapitän der
Andrea Doria
auf dem Radarschirm erkennen konnte, würden die beiden Schiffe problemlos rechts aneinander vorbeifahren können. Als der Abstand weniger als dreieinhalb Meilen betrug, befahl Calamai eine Wende um vier Grad nach links, um die Lücke zwischen ihnen zu vergrößern.
    Kurz darauf erschien ein gespenstisches Glühen im Nebel, und nach und nach wurden weiße Positionslichter sichtbar. Kapitän Calamai rechnete damit, das grüne Licht auf der Steuerbordseite des anderen Schiffs zu Gesicht zu bekommen. Es musste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher