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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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jeden Moment so weit sein. Eine Meile Abstand.
    Nillson fiel ein, dass jemand mal gesagt hatte, die
Stockholm
könne auf einem Strandtuch wenden und trotzdem noch genug Platz für Badegäste lassen. Es war an der Zeit, sich diese Gewandtheit zunutze zu machen.
    »Zwei Strich steuerbord«, befahl er. Genau wie Calamai wollte er mehr Manövrierraum. Hansen drehte das Ruder zwei volle Umdrehungen nach rechts. Der Bug des Schiffs schwenkte zwanzig Grad nach steuerbord.
    »Mittschiffs ausrichten und Kurs halten.«
    Das Wandtelefon klingelte. Nillson ging hinüber und nahm den Hörer ab.
    »Brücke«, sagte Nillson. Er war überzeugt, dass die Vorbeifahrt problemlos verlaufen würde, und stand jetzt mit dem Gesicht zur Wand und den Fenstern im Rücken.
    Am Apparat war der Ausguck im Krähennest. »Lichter zwanzig Grad backbord.«
    »Danke«, sagte Nillson und legte auf. Er ging zum Radar und überprüfte die Anzeige.
    Den neuen Kurs der
Doria
bemerkte er nicht. Die Echoimpulse befanden sich jetzt so dicht nebeneinander, dass die Anzeige für ihn keinerlei Sinn mehr ergab. Er ging zur Backbordseite, hob in aller Seelenruhe das Fernglas an die Augen und richtete es auf die Lichter.
    Er zuckte zusammen.
    »Mein Gott.« Ihm stockte der Atem. Zum ersten Mal bemerkte er, dass die Topplichter sich geändert hatten.
    Die oberen und unteren Lichter hatten sich umgekehrt. Das Schiff wandte ihm nicht länger die rote Backbordseite zu. Das Licht war
grün.
Die Steuerbordseite. Seitdem er das letzte Mal nachgesehen hatte, schien das andere Schiff eine scharfe Linkskehre vollzogen zu haben.
    Jetzt schoben sich drohend die strahlenden Decklichter eines riesigen schwarzen Schiffs aus der dichten Nebelbank, die alle Blicke abgeschirmt hatte. Die rechte Seite lag direkt in der Bahn der rasend schnellen
Stockholm
.
    Nillson brüllte die Kursänderung heraus. »Hart steuerbord!«
    Er fuhr herum, packte die Hebel des Schiffstelegrafen mit beiden Händen, riss sie auf »Stop« und dann bis ganz nach unten, als könnte er das Schiff allein durch einen flehentlichen Wunsch zum Stehen bringen. Ein ohrenbetäubendes Klingeln erfüllte die Luft. Volle Fahrt zurück.
    Nillson wandte sich zum Ruder um. Hansen stand dort wie ein steinerner Götze vor einem heidnischen Tempel.
    »Verflucht, ich habe gesagt hart
steuerbord!«,
schrie Nillson mit heiserer Stimme.
    Hansen begann das Ruder zu drehen. Nillson traute seinen Augen nicht. Hansen riss das Ruder nicht etwa nach steuerbord herum, was ihnen die – wenngleich nur kleine – Chance eröffnet hätte, eine Kollision zu vermeiden. Er drehte das Steuerrad langsam und bedächtig nach
links
.
    Der Bug der
Stockholm
schwang in einer tödlichen Kehre herum.
    Nillson hörte ein Nebelhorn. Es musste zu dem anderen Schiff gehören.
    Im Maschinenraum herrschte Chaos. Die Mannschaft kurbelte wie wild an dem Rad, mit dem sich der Steuerbordmotor anhalten ließ. Sie versuchte verzweifelt, die Ventile zu öffnen, die den Schub umkehren und den Backbordmotor stoppen würden. Das Schiff erzitterte, als der Bremsvorgang einsetzte.
    Zu spät. Die
Stockholm
flog wie ein Pfeil auf das wehrlose Schiff zu.
    Auf der Backbordseite der Brücke klammerte sich Nillson weiterhin verbissen am Schiffstelegrafen fest.
    So wie Nillson hatte auch Kapitän Calamai die Topplichter auftauchen sehen. Dann hatten sie sich umgekehrt, so dass nun das rote Backbordlicht wie ein Rubin auf schwarzem Samt glühte. Er erkannte, dass das andere Schiff eine scharfe Rechtskurve vollführt hatte, die es genau in die Bahn der
Doria
brachte.
    Keine Warnung. Kein Nebelhorn, keine Signalpfeife.
    Bei dieser Geschwindigkeit war an ein Anhalten nicht zu denken. Das Schiff würde mehrere Meilen benötigen, um zum Stillstand zu kommen.
    Calamai musste innerhalb von Sekunden reagieren. Er konnte eine Rechtskurve befehlen, direkt
auf die
Gefahr
zu,
in der Hoffnung, dass die Schiffe sich nur streifen würden. Vielleicht konnte die schnelle
Doria
das angreifende Schiff abhängen.
    Calamai traf eine verhängnisvolle Entscheidung.
    »Hart links«, rief er.
    Ein Brückenoffizier fragte nach. Wollte der Kapitän, dass die Maschinen abgestellt wurden? Calamai schüttelte den Kopf.
    »Volle Fahrt beibehalten.« Er wusste, dass die
Doria
bei höherer Geschwindigkeit besser reagierte.
    Der Steuermann riss mit beiden Händen das Ruder nach backbord herum, so dass die Speichen des Rades wirbelten. Die Pfeife gellte zweimal auf, um die Linkskehre anzuzeigen. Das große
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