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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz
Autoren: Andreas Franz
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über, dauernd
mit solchem Dreck konfrontiert zu werden«, sagte sie und deutete
mit dem Kopf auf die Tür, hinter der der Fotograf alles auf
Film und Band festhielt.
    »Es ist dein Job, genau wie es meiner ist, diese Leute auf meinen
Tisch zu kriegen. Ich hab mich dran gewöhnt, und ich bin ein
paar Jährchen jünger als du.«
    »Schon gut. Ich hatte mir nur den Abend ein klein wenig anders
vorgestellt«, sagte Durant und schaute auf die Uhr. »Der
Tatort fängt gerade an, ich wollte vorher ein Bad nehmen, was
Essen und früh schlafen gehen. Wird wohl nichts draus, ich meine,
das mit dem früh schlafen gehen.«
    »Sieh's gelassen, ich muss mir auch den Abend, vielleicht so-
Die Nacht um die Ohren schlagen. Wir sind eben keine Buchhalter
«, fügte Sievers lapidar hinzu. »Es sei denn, du gönnst mir
noch ein bisschen Ruhe und gibst mir Zeit, die Dame morgen zu
untersuchen.«
    Durant verzog den Mund. »Ich hätte ganz gerne schnellstmöglich
gewusst, wie sie gestorben ist. Muss ja nicht gleich ...«
    »Schon verstanden. Aber mach dich drauf gefasst, dass ich
dich mitten in der Nacht anrufe und dir das Ergebnis mitteile«,
erwiderte Sievers grinsend.
    »Okay. Hast du sonst irgendwas zu tun gehabt?«
    »Jetzt am Wochenende?«
    »Hm.«
    »Zum Glück nicht. Aber noch lieber wär's mir gewesen, ich
hätte erst morgen früh wieder in die Gruft steigen müssen. Gehen
wir's an«, sagte Sievers und deutete mit dem Kopf zur Tür, die
gerade geöffnet wurde. Der Fotograf hatte seine Tasche umgehängt
und kam auf Durant und Sievers zu.
    »Ihr könnt rein. Die Fotos liegen in einer Stunde auf deinem
Schreibtisch«, sagte er zu Durant.
    »Danke ...«
    »Augenblick«, mischte sich Sievers ein. »Hast du sie von allen
Seiten fotografiert?«
    »Nein, nur das Standardprogramm, den Rest macht ihr doch
sowieso selbst.«
    »Wir brauchen auch noch Fotos, nachdem wir sie umgedreht
haben.«
    »Ihr kriegt das schon hin«, entgegnete er augenzwinkernd,
wandte sich um und wollte bereits nach unten gehen, als Sievers
ihn zurückhielt.
    »Bitte noch ein paar Fotos, du bist in fünf Minuten entlassen.«
    »Zu Befehl.«
    Andrea Sievers ging voran, Durant und der Fotograf folgten
ihr.
    »Du willst doch bei uns anfangen«, meinte Durant trocken.
    »Quatsch«, winkte Sievers ab, »aber irgendwas in meinem
Bauch sagt mir, dass sie auch Verletzungen vorne, möglicherweise
auch im Gesicht hat.«
    »Das werden wir gleich sehen.«
    Sie betraten das Zimmer und schlossen die Tür hinter sich.
Hellmer war noch immer im Erdgeschoss. Durant vermutete,
dass er sich entweder mit Fritsche oder der Tochter der Ermordeten
unterhielt. Schweigend beobachtete sie Andrea, wie sie die
Tote begutachtete. Kaum eine Minute war vergangen, als Andrea
sagte: »Sie ist seit etwa zwei Tagen tot. Die Leichenflecken sind
nicht mehr wegdrückbar, die Totenstarre beginnt sich allmählich
zu lösen. Ich schätze, sie wurde am Freitagabend umgebracht.
Dafür spricht auch der doch etwas unangenehme Geruch. Hilfst
du mir, sie umzudrehen? Aber vorsichtig.«
    Corinna Sittlers Augen starrten an die Decke, der Mund war
ein wenig geöffnet. Im Gesicht, im Brust- und Bauchbereich befanden
sich mehrere Hämatome, eines davon so groß wie eine
Männerhand.
    »Wie ich vermutet hatte«, bemerkte Andrea Sievers lakonisch.
    »Da hat jemand ein paarmal ordentlich zugeschlagen. Jetzt
kannst du die Fotos machen«, sagte sie zum Fotografen.
Als er fertig war, meinte er: »Bin ich entlassen?«
    »Sicher.«
    »Das heißt, es war ein langer und schmerzhafter Tod«, sagte
Durant kopfschüttelnd. »Wer macht so was und warum?«
    »Keine Ahnung. Aber ob die Schläge allein die Todesursache
waren, wage ich zu bezweifeln.« Andrea Sievers holte aus ihrem
Koffer ein Thermometer, mit dem sie zunächst die Raum- und
anschließend die Körpertemperatur maß.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich hab schon etliche Tote auf den Tisch gekriegt, die voller
Hämatome waren, aber die Todesursache waren fast nie die
Schläge, die sie abbekommen haben. Entweder wurden sie erschossen,
erstochen, erwürgt, erdrosselt...« Sie drehte den Kopf
von Corinna Sittler und fuhr fort: »Keine Gewalteinwirkung mit
einem stumpfen Gegenstand, auch kein Genickbruch. Und es
sieht auch nicht so aus, als hätte sie sich gewehrt.« Sie zuckte mit
den Schultern. »Na ja, vielleicht ist sie an inneren Verletzungen
gestorben, an inneren Blutungen, möglicherweise im Bauchraum,
aber das
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