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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz
Autoren: Andreas Franz
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eine kleine Stelle in der Leistengegend. Das werd ich
mir mal genauer anschauen. Ich gehe ganz stark davon aus, dass
ihr etwas injiziert wurde.«
    »Also doch Gift?«
    »Es muss nicht immer gleich Gift sein, eine Überdosis Insulin
würde es auch schon tun. Was glaubst du, wie viele Morde mit
Insulin oder Digitalis oder Strophanthin begangen werden? Viel
mehr, als du denkst.«
    »Und der Arzt stellt den Totenschein aus und vermerkt eine
natürliche Todesursache. Richtig?«
    »Korrekt. Das ist eine ganz perfide Methode. Einfaches Beispiel
Digitalis. Herzkranke nehmen es unter anderem bei Rhythmusstörungen,
aber stark überdosiert wirkt es absolut tödlich. In
der Regel kommt der Hausarzt, weiß von den Herzbeschwerden,
und wieder das alte Spiel. Jährlich sterben bei uns Tausende von
Menschen durch Fremdeinwirkung, ohne dass die Polizei was
davon weiß.« Sievers holte tief Luft. »Okay, dann ab mit ihr, ich
schau nach, ob ich was finde, und geb dir Bescheid. Sollten wider
Erwarten innere Blutungen die Todesursache sein, ist der Fall
klar.«
    »Nee, ist er nicht. Der ist so was von unklar.«
    »Ciao, ich mach mich auf die Socken, alles andere ist euer
Problem«, sagte Andrea Sievers und winkte Durant und Hellmer
zu. Sie nahm ihren Koffer und ging nach draußen, Durant folgte
ihr.
    »He, mach dir nicht zu viel Stress, es reicht, wenn ich das Ergebnis
morgen im Lauf des Tages hab.«
    »Lass mich mal machen, der Abend ist sowieso gelaufen. Aufschneiden
kann ich sie eh erst, wenn Bock, Morbs oder einer der
andern dabei ist. Du kennst ja das Procedere. Ich entnehm ihr nur
ein bisschen Blut und untersuch's auf Fremdstoffe. Und du solltest
dir am besten auch nicht die ganze Nacht um die Ohren
schlagen, du hast die nächsten Tage bestimmt noch eine Menge
zu tun. Ich bin dann mal weg.«
    Durant sah ihr nach. Hellmer stand plötzlich wie ein Geist neben
ihr und wollte sich eine Zigarette anzünden, doch Durant riss
sie ihm aus der Hand.
    »Nicht hier, okay?!«, fuhr sie ihn an. »Wenn du eine qualmen
willst, musst du wohl oder übel rausgehen. Im Prinzip sind wir sowieso
fertig, ich möchte mich jetzt mit der Tochter unterhalten.«
    »Schon gut, schon gut«, wiegelte er ab. »Brauchst du mich
noch?«
    Kannst nach Hause fahren, wir treffen uns morgen früh wie
gewohnt im Büro.«
    »Na denn, schönen Abend noch«, sagte er und verabschiedete
sich.
    »Dito.«
    Sie warf noch einen Blick ins Badezimmer, einem ebenfalls
großen Raum mit einer halb in den Boden eingelassenen ovalen
Wanne, die genügend Platz für vier Personen bot und auch eine
Whirlpoolfunktion hatte, einem gleichfarbigen Bidet, einer Toilette
und einem Doppelwaschbecken, über dem ein riesiger beleuchteter
Spiegel angebracht war. Auf einer Extraablage befanden
sich unzählige Parfumflakons, die in perfekter Ordnung nebeneinander
standen. Selbst ein Fernseher sowie ein Sessel und
ein kleiner Tisch am Fenster fehlten nicht. Alles war in hellen,
doch unterschiedlichen Farbtönen gehalten, ein Bad, das zum
Verweilen, Entspannen und Ausruhen einlud. Doch die Frau auf
dem Bett würde nie mehr Gelegenheit haben, dieses exklusive
Bad zu betreten.
    Durant ließ die Tür offen und begab sich nach unten. Im
Wohnzimmer, das an Luxus den anderen Zimmern in nichts
nachstand, saß die Tochter der Toten auf der hellbraunen Ledercouch.
Sie hatte ein Glas Rotwein vor sich stehen, die Flasche
daneben war fast leer. Durant nahm in dem Sessel neben der jungen
Frau Platz, die die Kommissarin aus verweinten Augen ansah.
    Sandra Kohler vom KDD erhob sich auf ein kaum merkliches
Zeichen von Durant hin, verließ den Raum und machte die
Tür hinter sich zu.
    »Frau Sittler, ich bin Hauptkommissarin Julia Durant und
werde diesen Fall bearbeiten. Ich werde alles in meiner Macht
Stehende tun, um dieses Verbrechen aufzuklären. Dazu benötige
ich aber Ihre Hilfe. Sind Sie in der Lage, mir ein paar Fragen zu
beantworten?«
    Sie sah Durant stumm an und nickte. Sie hatte ein hübsches,
ebenmäßiges Gesicht mit langen dunklen Haaren, nicht ganz so
dunkel wie die ihrer Mutter, ungewöhnlich blauen Augen, die
einen starken Kontrast zu den Haaren bildeten. Ihre Haut hatte
einen natürlichen Braunton, die Lippen waren voll und rot, ohne
dass mit Lippenstift nachgeholfen wurde oder werden musste.
    Eine junge Frau, die keinen Ring am Finger trug und offenbar
solo war.
    »Würden Sie mir bitte Ihren Vornamen verraten?«
    »Leslie-Joan, aber
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