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0181 - Totenchor der Ghouls

0181 - Totenchor der Ghouls

Titel: 0181 - Totenchor der Ghouls
Autoren: Jason Dark
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Er war ein Überbleibsel, ein Rest, ein Vergessener. Aber er war da und lebte.
    Ja, leben, das zählte. Auch für einen Ghoul, vielleicht besonders für ihn, da er sich ja von den Toten ernährte. Lange hatte er keine Nahrung mehr bekommen, aber er starb trotzdem nicht und trocknete auch nicht aus. Er hatte vorgesorgt. In einer anderen Dimension, aus der er stammte, hatte es genügend Nahrung für ihn gegeben, um eine Art Winterschlaf halten zu können.
    Nun war der Schlaf vorbei, er war erwacht – und mit ihm der Hunger. Vor einer frühzeitigen Entdeckung hatte er sich gut geschützt, denn er war durch einen Abfluß geschlüpft und hatte in einer kleinen, feuchten Mulde unter dem Haus Deckung gefunden.
    So vergingen Wochen und Monate.
    Und dann, als der lange Schlaf vorbei war, da brauchte er seine Nahrung.
    Zuerst waren es Ratten. Sie kamen von selbst, denn sie merkten, daß hier irgend etwas war. Dann schlichen sie auf ihn zu, beäugten ihn neugierig und waren völlig überrascht, wenn seine schleimige Pranke vorstieß und sie packte.
    Dreimal schlug der Ghoul die Ratten auf den Boden. Dann fraß er sie auf.
    Wie spitze Messer waren seine Zähne. Und es machte ihm besonderen Spaß, denn diese Ratten hier waren nicht menschengroß wie die in Asmodinas Reich, wo er einmal gelebt hatte. Da waren die Ratten stärker als die wenigen Ghouls. Er und seine Artgenossen hatten sich immer vor ihnen zurückziehen müssen.
    Doch nicht nur in einer anderen Dimension gab es sie. Auch auf der Erde lebten die Ghouls. Versteckt in Grüften, Gräbern, auf alten Friedhöfen und in Ruinen. Vielleicht gelang es ihm, mit seinen Brüdern Kontakt aufzunehmen. Dann war er nicht allein, denn er fühlte sich in dieser Welt unsicher.
    Ja, er mußte andere treffen, doch dann durfte er nicht hier hockenbleiben. Er mußte raus aus seinem Loch, in dem er schon Monate hockte.
    Oben hatte sich etwas verändert, das spürte er deutlich. Es war längst nicht mehr so kalt wie zuvor. Die Sonne schien, Wärme hatte sich ausgebreitet, da war Leben, da waren Menschen.
    Auf die kam es ihm an. Sie waren für ihn wichtig, nicht die Ratten oder anderes Kleingetier. Er mußte Menschen haben, und er würde sie bekommen. Noch einmal tötete er zwei Ratten. Die Knochen spie er aus. Es klang hohl, als die winzigen Gebeine aus seinem Maul kollerten und neben der Mulde auf den feucht glänzenden Steinen liegenblieben. Als kleine Erinnerung, als Rest. Sie würden mit der Zeit völlig verbleichen.
    Dann ging er.
    Er schob sich vor, hinterließ eine Schleimspur und große Tropfen, die sich rasch wieder vereinigten und von seiner starken Erregung zeugten.
    Über ihm befanden sich ein Haus und ein Garten. Die Menschen, die dort wohnten, waren seine Feinde. Sie waren überhaupt Feinde der Dämonen, und deshalb mußte er vorsichtig sein. Sicher hatten sie ihn vergessen. Nach so langer Zeit dachte wohl kaum jemand an einen Ghoul irgendwo tief unter der Erde.
    Aber er würde sich in Erinnerung rufen, das stand jetzt schon fest.
    Den Namen der Menschen wußte er nicht. Er hätte ihm auch nicht viel gesagt, denn über ihm, in einem Bungalow, wohnte die Familie Conolly.
    Eine Frau, ein Mann und ein Kind…
    ***
    »Will Mallmann hätte auch erst morgen kommen können«, sagte Sheila Conolly ein wenig vorwurfsvoll und schaute zu, wie ihr Mann in sein Jackett schlüpfte. »Jetzt muß ich den Rasen allein mähen.«
    Bill hob die Schultern. »Es ist nun mal Zufall, Sheila. Er hat sich entschlossen, ein paar Tage Urlaub zu machen, und die wollen wir ihm gönnen. Außerdem: Wo sollte der gute Will hin? Er hat seine Frau verloren, steht ziemlich allein auf der Welt, und seine guten Freunde wohnen nun mal in London.«
    Sheila lächelte. »Ich habe es auch nicht böse gemeint.«
    »Das weiß ich ja. Außerdem wollte Will zu John, aber der treibt sich mit Suko in der Grafschaft Kent herum, wie Shao uns sagte. So hole ich Will Mallmann eben ab.«
    »Ob er denn heute abend wieder hier ist?« fragte Sheila.
    Bill nickte. »Davon bin ich überzeugt. Jedenfalls habe ich mit Glenda Perkins gesprochen. John hat angerufen. Er würde gegen Abend eintreffen. Dann soll er sofort zu uns kommen. Zudem weiß Shao Bescheid.«
    »John wird sich freuen, wenn er Will hier sieht.«
    »Das bestimmt. Und ohne einen Fall am Hals zu haben. Ohne Dämonen, finstere Mächte und Geister. Das ist doch mal was – oder nicht?«
    Sheila wiegte den Kopf. »Gebranntes Kind scheut das Feuer. So ganz traue ich dem
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