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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz
Autoren: Andreas Franz
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unnatürlich weiß, aber
durch die vermutlich längere Lagerung marmoriert und von roten
und bläulichen Stellen übersät. Das Auffälligste jedoch war das
überdimensionale Kreuz, das in ihren Rücken vom unteren Nacken
bis zum Steißbein geritzt worden war. Das Blut aus der
Wunde war längst geronnen und verkrustet. Was Durant jedoch
stutzig machte, war, dass das Kreuz nach unten zeigte, wie es in
der Regel von Okkultisten, die sich mit schwarzer Magie befassten,
oder Satanisten benutzt wurde.
    »Wer hat sie gefunden?«, fragte Durant, die die Tote aufmerksam
betrachtete.
    »Ihre Tochter. Sie ist unten und heult sich die Augen aus, halt
das Typische. Das Einzige, was ich von ihr erfahren habe, ist,
dass sie gestern und heute mehrfach versucht hat ihre Mutter telefonisch
zu erreichen, und als das nicht geklappt hat, ist sie
schließlich hergefahren. Du kannst dir vorstellen, was das für ein
Schock war, die eigene Mutter so zu sehen. Dazu noch dieser
üble Geruch.«
    »Hat sie sonst noch was gesagt?«
    Fritsche schüttelte den Kopf. »Nee, die ist völlig durch den
Wind. Vielleicht kommst du an sie ran.«
    »Ist jemand bei ihr?«
    »Sandra Kohler, meine Kollegin, kümmert sich um sie.«
    »Und es wurde wirklich nichts verändert?«, fragte Durant,
ohne auf das Gesagte einzugehen.
    »Von uns nicht. Und ich glaube kaum, dass die Tochter sie
angefasst hat.«
    »Wer außer dir und der Tochter war noch hier drin?«
    »Nur Sandra und die beiden Beamten, die als Erste hier waren,
nachdem der Anruf in der Zentrale eingegangen ist.«
    »Okay. Dr. Sievers und die Spurensicherung sind informiert?
«
    »Ja.« Und nach kurzem Schweigen: »Was hältst du davon?«
    »Schwer zu sagen«, murmelte Durant, trat näher an das Bett
heran und beugte sich weiter nach vorn.
    »Ein Ritualmord?«, fragte Fritsche, der hinter Durant stand
und auf sie hinabsah.
    Durant zuckte mit den Schultern und meinte: »Möglich, das
Kreuz und auch die Aufbahrung könnten dafür sprechen. Ich
meine, das schaut aus, als wäre sie selbst gekreuzigt worden,
symbolisch natürlich. Trotzdem ist das nur eine von vielen Theorien,
und festlegen werde ich mich in einem so frühen Stadium
ganz bestimmt nicht.« Sie sah Fritsche an und fuhr fort: »Würdest
du mich bitte für einen Moment allein lassen, aber wenn
Hellmer kommt, schick ihn bitte sofort rein.«
    »Bin schon da«, sagte er in einem Ton, den Durant aus den
vergangenen Monaten nur zu gut kannte - zu aufgekratzt und
beschwingt, um echt zu sein, was wohl daran lag, dass er wieder
getrunken hatte. Er trat ein, nickte Fritsche zu, der die Tür hinter
sich zuzog. »Sauber«, bemerkte Hellmer nach einem Blick auf
die Leiche.
    »Was meinst du mit »sauber«?«
    »Naja, das alles hier. Wann kommen die andern?«
    »Wieso, hast du noch was Dringendes vor?«, fragte Durant
ironisch, die zurzeit mit ihrem Kollegen nicht viel anzufangen
wusste. Da war eine Barriere zwischen ihnen, fast eine Mauer,
die nur Hellmer einreißen konnte. Sie hatte ihr Möglichstes versucht,
aber er hatte sich immer weiter abgeschottet. Dabei machte
es sie traurig, Hellmer so zu erleben, und gleichzeitig war sie
auch wütend auf ihn und seine Unfähigkeit, sich von den Fesseln,
die ihn umgaben, zu befreien. Und diese Fesseln hatten nur einen
Namen - Viola Richter.
    »Nee«, antwortete Hellmer und kam näher. Er hatte eine Alkoholfahne,
die er mit reichlich Eau de Toilette zu übertünchen versuchte,
was natürlich nichts brachte, auch wenn er, wie sie inzwischen
wusste, nur Wodka trank.
    Durant sah ihn nicht an, als sie sagte: »Hast du in Parfüm gebadet?
«
    »Nee, nur'n Spritzer. Wieso, gefällt's dir nicht?«
    »Nicht besonders. Was ist deine Meinung?«
    »Keine Ahnung. Sieht aus, als hätte da jemand ein seltsames
religiöses Verständnis. Wie lange ist sie schon tot?«
    »Woher soll ich das wissen? Bin ich Rechtsmedizinerin?«, erwiderte
Durant unwirsch, obgleich sie ahnte, dass Corinna Sittler
schon mindestens einen, wenn nicht gar zwei Tage tot war. »Außerdem
hat das, wenn du genau hinschaust, mit Religion recht wenig
zu tun, es sei denn, du bezeichnest Satanismus als solche.«
    »Satanismus ist auch 'ne Religion. Und außerdem, was ist los
mit dir? Ist dir 'ne Laus über die Leber gelaufen?«
    »Frank, tu mir einen Gefallen und lass uns einfach unsere Arbeit
machen. Okay? Also, was ist deine Meinung?«
    »Die Dame wurde umgebracht, und ihr wurde ein seitenverkehrtes
Kreuz in
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