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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel
Autoren: Jeffery Deaver
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auch? Immerhin hatte er die umfangreiche Beweislast gegen den Mörder aufgebaut; der Schuldspruch konnte also unmöglich revidiert werden.
    Es war ein interessanter Fall gewesen: Man hatte auf Roosevelt Island – dem eigentümlichen Landstreifen voller Wohngebäude mitten im East River – zwei ermordete Diplomaten vom Balkan aufgefunden, denen jeweils der rechte Schuh fehlte. Das NYPD tat daraufhin, was es bei schwierigen Fällen häufig tat: Es zog Rhyme als beratenden Kriminalisten hinzu – so die gegenwärtige Umschreibung für einen forensischen Wissenschaftler –, der bei den Ermittlungen helfen sollte.
    Amelia Sachs untersuchte den Tatort, Spuren wurden gesichert und analysiert. Zunächst wiesen die Anhaltspunkte in keine eindeutige Richtung, und die Polizei kam zu dem Schluss, das Mordmotiv müsse im Bereich der europäischen Politik zu suchen sein. Der Fall blieb offen und ruhte eine Weile – bis beim NYPD ein FBI-Memo eintraf, in dem ein herrenloser Koffer auf dem Flughafen JFK erwähnt wurde. Der Koffer enthielt Aufsätze über Satellitenpeilung, zwei Dutzend elektronische Schaltkreise sowie einen rechten Männerschuh, in dessen ausgehöhltem Absatz ein Computerchip versteckt war. Rhyme vermutete, es könne sich um einen der Schuhe von Roosevelt Island handeln, und, siehe da, er hatte Recht. Auch einige andere Spuren in dem Koffer verwiesen auf den Tatort.
    Das roch nach Spionage … fast wie in einem Buch von Robert Ludlum. Sogleich machten erste Theorien die Runde. FBI und Außenministerium legten eine hektische Aktivität an den Tag. Auch jemand aus Langley tauchte auf, was nach Rhymes Erinnerung das erste Mal war, dass die CIA sich für einen seiner Fälle interessierte.
    Der Kriminalist musste immer noch lachen, wenn er an die Enttäuschung der Bundesbeamten dachte, die so gern an eine weltweite Verschwörung geglaubt hätten. Eine Woche nach Auffindung des Schuhs verhaftete ein Team des Sondereinsatzkommandos unter Führung von Detective Amelia Sachs einen Geschäftsmann aus Paramus, New Jersey; einen ungehobelten Zeitgenossen, der über Auslandspolitik höchstens so viel wusste, wie in USA Today zu lesen stand.
    Rhyme hatte durch eine Untersuchung des Feuchtigkeitsgehalts und der chemischen Bestandteile des Schuhabsatzes bewiesen, dass die Aushöhlung einige Wochen nach der Ermordung der beiden Männer erfolgt sein musste. Darüber hinaus hatte er festgestellt, dass der Computerchip aus dem örtlichen Fachhandel stammte und die GPS-Informationen nicht nur nicht geheim waren, sondern frei verfügbar im Internet standen, wo man sie seit ein oder zwei Jahren nicht mehr aktualisiert hatte.
    Ein fingierter Tatort, hatte Rhyme gefolgert. Danach war es ihm gelungen, den Steinstaub im Koffer zu einer Fliesenfabrik in Jersey zurückzuverfolgen. Eine schnelle Überprüfung der Telefongespräche sowie einiger Kreditkartenbelege führte zu dem Ergebnis, dass die Frau des Fabrikbesitzers mit einem der Diplomaten schlief. Ihr Mann hatte von dem Verhältnis erfahren und gemeinsam mit einem Möchtegern-Tony-Soprano, der in seiner Fabrik arbeitete, sowohl den Geliebten als auch dessen bedauernswerten Kollegen ermordet. Dann hatte er die Spuren gelegt, um ein politisches Motiv vorzutäuschen.
    »Durchaus eine Affäre, allerdings keine diplomatische«, hatte Rhyme seine Zeugenaussage vor Gericht theatralisch beendet. »Mit geheimen Treffen, allerdings nicht zum Zwecke der Spionage.«
    »Einspruch«, hatte der Verteidiger mit matter Stimme gerufen.
    »Stattgegeben.« Der Richter musste trotzdem lachen.
    Die Geschworenen berieten zweiundvierzig Minuten und befanden den Fabrikanten dann für schuldig. Die Anwälte legten natürlich – wie stets – Revision ein, waren aber vor der Berufungsinstanz gescheitert, wie Sellitto soeben berichtet hatte.
    »Lasst uns den Sieg mit einer Fahrt zum Krankenhaus feiern«, sagte Thom. »Bist du so weit?«
    »Hetz mich nicht«, murrte Rhyme.
    In diesem Moment meldete sich Sellittos Pager. Der Detective sah auf das Anzeigefeld, runzelte die Stirn, nahm dann sein Mobiltelefon vom Gürtel und wählte eine Nummer.
    »Hier Sellitto. Was gibt’s?« Der massige Mann nickte langsam und knetete mit der freien Hand geistesabwesend seine Speckrolle. Zuletzt hatte er es mit der Atkins-Diät versucht. Die vielen Steaks und Eier hatten offenbar nicht den gewünschten Erfolg gebracht. »Es geht ihr gut? … Und der Täter? … Ja … Das ist bedauerlich. Bleib dran.« Er blickte auf. »Uns
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