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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament
Autoren: John Grisham
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vor mir liegt, sie reich macht und dem Gezänk ein Ende bereitet. Stafford hat es aufgesetzt und mit meiner Erlaubnis dessen angeblichen Inhalt im Verlauf von Gesprächen mit ihren Anwälten in groben Zügen dargelegt. Jedes der Kinder darf mit einem Betrag in der Größenordnung von drei- bis fünfhundert Millionen rechnen, und die drei Ex-Frauen mit jeweils fünfzig Millionen. Ich habe bei jeder Scheidung gut für die jeweilige Frau gesorgt, aber das ist selbstverständlich in Vergessenheit geraten.
    Der für die Angehörigen ausgesetzte Betrag beläuft sich insgesamt auf rund drei Milliarden Dollar. Was übrigbleibt, nachdem sich die Regierung mehrere Milliarden unter den Nagel gerissen hat, geht an wohltätige Einrichtungen. Man kann also verstehen, warum sich alle herausgeputzt haben und nüchtern (jedenfalls die meisten) hergekommen sind und, den Blick begierig auf die Bildschirme gerichtet, warten und hoffen, dass mir, dem alten Mann, mein Vorhaben gelingt. Bestimmt haben sie ihren Psychoheinis gesagt: »Haben Sie etwas Nachsicht mit dem Alten. Wir möchten, dass er bei klarem Verstand ist.«
    Wenn alle so rundum zufrieden sind, warum dann überhaupt diese psychiatrische Untersuchung? Weil ich sie alle ein letztes Mal reinlegen möchte, und zwar nach Strich und Faden.
    Die Sache mit den Psychiatern war meine Idee, und meine Kinder und ihre Anwälte haben nicht gemerkt, was dahintersteckt.
    Zadel spricht als erster. »Mr. Phelan, können Sie uns sagen, welchen Tag wir heute haben, wie viel Uhr es ist und wo wir uns befinden?«
    Ich komme mir vor wie ein Erstklässler, lasse mein Kinn wie ein Trottel auf die Brust sinken und denke so lange über die Frage nach, bis sie sich an den Rand ihres Sessels vorschieben und flüstern: »Los, du verrückter alter Mistkerl! Du weißt doch bestimmt, welchen Tag wir heute schreiben.«
    »Montag«, sage ich leise. »Es ist Montag, der 9. Dezember 1996. Wir befinden uns in meinem Büro.«
    »Und wie spät ist es?«
    »Gegen halb drei«, sage ich. Ich trage keine Uhr am Arm.
    »Und wo befindet sich Ihr Büro?«
    »In McLean, im Staat Virginia.«
    Flowe beugt sich über sein Mikrophon. »Können Sie uns Namen und Geburtstage Ihrer Kinder sagen?«
    »Nein. Die Namen vielleicht, aber die Geburtsdaten nicht.«
    »Na schön, dann die Namen.«

    Ich lasse mir Zeit. Noch ist nicht der richtige Augenblick gekommen zu zeigen, wie sehr ich auf Draht bin. Sie sollen ruhig schwitzen. »Troy Phelan jun., Rex, Libbigail, Mary ROSS, Geena und Ramble.« Ich sage die Namen, als falle mir schon der bloße Gedanke an sie schwer.
    Flowe hat Anspruch auf einen Nachschlag. »Es gab ein siebtes Kind, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie seinen Namen?«
    »Rocky.«
    »Und was ist mit ihm geschehen?«
    »Er ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen.« Ich sitze aufrecht in meinem Rollstuhl, den Kopf hoch erhoben, lasse den Blick von einem der Psychoheinis zum nächsten wandern und demonstriere für die Kameras geistige Klarheit. Bestimmt sind meine Kinder und meine Ex-Frauen stolz auf mich, während sie in kleinen Gruppen vor den Bildschirmen sitzen, ihrem gegenwärtigen Ehegenossen die Hand drücken und ihren gierigen Anwälten zulächeln, weil der alte Troy die Einleitung hingekriegt hat.
    Schon möglich, dass meine Stimme leise und hohl klingt, schon möglich, dass ich mit meinem weißen Seidengewand, meinem runzligen Gesicht und dem grünen Turban außehe wie verstört, aber ich habe ihre Fragen beantwortet.
    Vorwärts, alter Junge, fordern sie mich auf.
    Theishen fragt: »Wie ist derzeit Ihr körperlicher Zustand?«
    »Ich hab mich schon besser gefühlt.«
    »Es heißt, dass Sie einen bösartigen Tumor haben.«
    Na, du redest aber nicht lange um den heißen Brei herum, was?
    »Ich war der Ansicht, dass es sich hier um eine psychiatrische Untersuchung handelt«, sage ich mit einem Blick auf Stafford, der sich ein Lächeln nicht verkneifen kann. Aber die Vorschriften lassen jede beliebige Frage zu. Wir sind hier nicht vor Gericht.
    »So verhält es sich auch«, sagt Theishen höflich. »Aber dieser Punkt ist sachdienlich.«
    »Aha.«
    »Wollen Sie also die Frage beantworten?«
    »Welche?«
    »Die nach dem Tumor.«
    »Natürlich. Ich habe einen inoperablen Gehirntumor von der Größe eines Golfballs, und mein Arzt gibt mir höchstens noch zwei Monate.«
    Ich kann förmlich die Champagnerkorken unter mir knallen hören. Der Tumor ist bestätigt!
    »Stehen Sie im Augenblick unter dem Einfluss
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