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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen
Autoren: Jules Verne
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Schilderung. So viel Geld rein auf die Straße geworfen zu haben, wobei nicht nur die Ausgaben für die Reisen, sondern auch die dreitausend Dollars Einsatz in dem Gefängnißstaate Missouri zu rechnen waren. Dann die Erschütterung des Ansehens des Champions der Neuen Welt gelegentlich des Zusammentreffens mit dem nicht minder unwilligen Cavanaugh, dessen wirklicher Besieger der Reverend Hugh Hunter von Arondale gewesen war. Tom Crabbe freilich verstand nach wie vor nichts von der traurigen Rolle, die er spielte, und ging einfach dahin, wohin sein Traineur ihn führte. Das »Thier in ihm« war völlig befriedigt, wenn es nur täglich seiner sechsmaligen Fütterung sicher sein konnte.
    John Milner fragte sich, wie viele Wochen er wohl in dieser Stadt (Saint-Louis) zurückgehalten sein sollte; doch schon am anderen Tag erhielt er darauf Antwort: Die Partie war zu Ende und ihm blieb nichts übrig, als nach dem Hause der Calumet Street in Chicago zurückzukehren.
    Dasselbe that natürlich auch Hermann Titbury. Vierzehn Tage bewohnte das Ehepaar bereits die prächtige Zimmerflucht, die dem Partner des Match Hypperbone im Excelsior Hotel von New Orleans reservirt worden war. Vierzehn Tage, in denen es wenigstens gut gegessen und getrunken, eine Equipage eine Dampfyacht und eine Theaterloge zu seiner Verfügung gehabt und überhaupt das bequeme, freudenreiche Leben der Leute geführt hatte, die sich ein solches infolge ihrer großen Einkünfte bieten können. Dieses Leben kostete ihnen freilich täglich zweihundert Dollars. und die schließliche Ueberreichung der Hôtelrechnung wirkte auf sie wie ein Keulenschlag. Sie betrug zweitausendachthundert Dollars, und rechnete man dazu die Einsätze in Louisiana, die Geldbuße in Maine, den Verlust durch Diebstahl in Utah und außerdem die unumgänglichen und stets hohen Kosten für die zu durchfahrenden weiten Strecken, so ergab sich ein Gesammtaufwand von nahezu achttausend Dollars.
    Ins Herz, das heißt in den Geldbeutel getroffen, wurden Herr und Frau Titbury von dem Schlage ganz ernüchtert, und nach der Rückkehr in das Haus der Robey Street kam es zwischen ihnen zu den heftigsten Streitigkeiten, wobei die Gattin dem Gatten vorwarf, sich in dieses ruinöse Abenteuer, trotz allem, was sie dagegen eingewendet hätte, eingelassen zu haben, und wobei sie ihm haark lein bewies, daß alles Unrecht auf seiner Seite liege. Seiner Gewohnheit gemäß gewann Herr Titbury diese Ueberzeugung schließlich auch selbst, zumal da das schreckliche Hausmädchen, auch ihrer Gewohnheit nach, für die Herrin Partei nahm. Man kam deshalb überein, die Ausgaben für den Haushalt aufs neue zu beschränken. Das hinderte das würdige Paar indeß nicht, in der Erinnerung an die köstlichen, im Excelsior Hotel verlebten Tage zu schwelgen… Doch welches Entsetzen, als sie sich aus ihren Träumen wieder in die traurige Wirklichkeit versetzt sahen!
    »Ein Ungeheuer, dieser Hypperbone… ein abscheuliches Ungeheuer! rief wiederholt Frau Titbury.
    – Sie hätten seine Millionen gewinnen oder sich gar nicht in die Sache mengen sollen! bemerkte die Hausmagd.
    – Natürlich… sich gar nicht hineinmengen, rief die Matrone, und das hab’ ich meinem Manne ja tausendmal gesagt!… Einem solchen Dickschädel soll aber einer Vernunft beibringen!«
    Die Welt wird leider niemals erfahren, wie der Eheherr der Frau Titbury an diesem Tage noch weiter titulirt wurde.
    Harris T. Kymbale?… Nun, Harris T. Kymbale war aus der künstlichen, zur Eröffnungsfeier der Eisenbahn zwischen Medary und Sioux Falls City veranstalteten Collision mit heiler Haut hervorgegangen. Noch vor dem Stoße hatte er auf die Bahnstrecke hinausspringen können und war nach mehrfachen Purzelbäumen, als bestände er aus Kautschuk, ohnmächtig am Fuße der Böschung und geschützt gegen die Explosion der beiden Locomotiven liegen geblieben. Ohne Zweifel kommt es ja auch in Amerika vor, daß zwei Locomotiven einander kitzeln und sich durcheinander schieben, es ist aber selten, daß man davon vorher benachrichtigt wird, während die in genügender Entfernung zu beiden Seiten der Bahn harrenden Zuschauer in diesem Falle sich dieses Schauspiel ohnegleichen hatten leisten können.
    Leider hatte es Harris T. Kymbale in seinem augenblicklichen Zustande nicht mitgenießen können.
    Erst drei Stunden später, als eine Arbeitercolonne die Strecke aufräumte, fand man einen bewußtlosen Menschen am Fuße des Bahndammes. Die Leute hoben ihn auf, trugen ihn
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