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0206 - Rache aus dem Grab

0206 - Rache aus dem Grab

Titel: 0206 - Rache aus dem Grab
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Krachend flog die Tür zum Pub auf. Zwei Männer stürmten herein und arbeiteten sich direkt zum Tresen durch. »Bier, Alec, aber schnell, und mir vorher noch einen Whisky!« knurrte der Größere der beiden.
    Das Mädchen, das im Hintergrund an einem kleinen runden Tisch saß und ein zur Hälfte geleertes großes Bierglas vor sich stehen hatte, sah auf. Eine Saite in ihr klang an und machte sie auf die beiden Männer aufmerksam.
    »Du siehst ja aus, als sei dir ein Geist über den Weg gelaufen«, sagte Alec Hurst, der Wirt, und stellte ein Glas unter den Zapfhahn, um es gemütlich zu füllen.
    »So ungefähr war es auch«, murmelte der kleinere dumpf. »Wir haben Halifax gefunden.«
    Alec schnob verächtlich. Das Mädchen mit dem seidigen, weißblonden Haar, das in leicht geschwungenen Strähnen weit über die Schultern und vorn bis zu den kleinen, festen Brüsten herabfloß, beobachtete ihn. Alec Hurst war ein Wirt, wie er im Buch steht: Groß, dick und gemütlich. Ein gewaltiger Backenbart zierte sein Gesicht, dafür glänzte seine Stirn bis fast zum Hinterkopf. Seine prankenartigen Hände schafften es spielend, bis zu jeweils zwölf schäumende Bierkrüge zu transportieren, wenn es sein mußte. Und wer anfing, im volltrunkenen Zustand zu randalieren, brauchte keinen Pilotenschein, um zu fliegen. Alec Hurst wurde auch mit Schwergewichtlern fertig.
    »Er ist tot«, sagte der Große an der Theke und stürzte den Whisky in einem Schluck hinunter. Dann schüttelte er sich kurz. »Noch mal, Alec!«
    »Dann muß Halifax ja sauber aussehen«, knurrte der Wirt.
    Das Stimmengewirr im Pub erstarb allmählich. Einige Männer hatten den Namen Halifax mitbekommen und lauschten jetzt aufmerksam.
    »Er sieht aus, als wäre er dem personifizierten Grauen begegnet. So ein verzerrtes Gesicht habe ich niemals vorher gesehen, nicht mal im Krieg«, sagte der Kleinere, der schon jenseits der Rentengrenze war.
    Auch das blonde Mädchen lauschte aufmerksam, hielt sich aber zurück. Eine Frau im Pub war ohnehin schon fast Frevel - noch dazu, wenn sie so hübsch war wie Barbara Crawford.
    Eine Seitentür wurde geöffnet, und ein hochgewachsener, schlanker Mann betrat den Schankraum, durchquerte ihn und setzte sich an den Tisch des Mädchens. Kerr war mal eben dort gewesen, wohin auch die königliche Familie ohne Begleitung wandelt, und jetzt fiel ihm die unnatürliche Stille auf.
    »Wo liegt er?« fragte Alec und schob die beiden abwechselnd gefüllten Gläser vor die beiden Männer.
    Kerr beugte sich zu dem Mädchen. »Was ist passiert?«
    »Ein Toter ist gefunden worden«, sagte Babs.
    Kerr verzog das Gesicht. »Teufel auch«, brummte er, küßte das Mädchen auf die Wange und nippte dann wieder an seinem eigenen Bierglas. Das gelbe, schäumende Getränk schmeckte in Alecs Pub so vorzüglich, wie die Gästezimmer komfortabel und die Betten weich waren. Das kleine Dorf war in jeder Beziehung eine Überraschung für die beiden Urlauber geworden.
    »… seinem Garten«, hörten sie den Großen wieder erzählen. »Clark bekommt eigentlich noch Geld von ihm, und das wollte er sich abholen. Ich kam mit, und auf das Klopfen rührte sich keiner im Haus. Na, dachte ich, vielleicht füttert er die Hühner. Wir gingen nach hinten, und da lag er vor der Hoftür.«
    »Tot«, ergänzte Clark, der kleinere der beiden.
    »Ein Kerl wie Halifax gibt nicht von selbst das Besteck ab«, knurrte Alec. »Erwürgt oder erschlagen?«
    »Da haben wir nicht so drauf geachtet«, sagte Clark. »Wir haben gemacht, daß wir wegkamen.«
    Kerr erhob sich langsam wieder und ging zum Tresen. Die Männer kannten ihn von ein paar abendlichen Gesprächen in den fünf Tagen, in denen sie bereits im Ort wohnten. »Sorry, Sir«, mischte der junge Scotland-Yard-Inspektor sich in die Unterhaltung ein. »Die Sache interessiert mich. Kann ich mir den Toten mal ansehen?«
    Er erntete Stirnrunzeln. Daß er Polizist und Babs nicht nur seine Lebensgefährtin, sondern auch seine Sekretärin war, wußte keiner im Dorf. Kerr hatte keine Veranlassung dazu gesehen, von sich aus über seinen Beruf zu reden, und gefragt hatte ihn noch keiner. Aber man hatte Babs und ihm eine Menge über die Umgebung erzählt, auch über die alte Burg auf der Hügelkuppe, die hinter den hohen Baumwipfeln des Waldes kaum zu sehen war.
    »Den wollen wir uns alle ansehen«, rief jemand aus einer Ecke des Raumes. »Und Potter sollte auch mitkommen. Wer holt ihn?«
    »Ich«, erbot sich ein anderer.
    Potter war der
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