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0206 - Rache aus dem Grab

0206 - Rache aus dem Grab

Titel: 0206 - Rache aus dem Grab
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Hand. »Schön, daß ihr es geschafft habt«, sagte er. »Kommt rein.«
    Zamorra sah sich nach dem sündhaft teuren und sündhaft schnellen Sportcabrio um. »Muß man den Zündschlüssel abziehen?« fragte er vorsichtig.
    Kerr lachte. »Hier sind die Leute noch ehrlich, aber ihr seid wohl endgültig unter die Verrückten gegangen. Einen teureren Wagen konntet ihr wohl nicht auftreiben? Und von Energiekrise und Spritsparen habt ihr auch noch nie was gehört?«
    Zamorra deutete auf Nicole.
    »Sie hat ihn ausgesucht«, sagte er anklagend. »Sie ist die Leihwagen-Reihe entlang gegangen und einfach eingestiegen. Und da mußte ich ihn nehmen.«
    »Er war der schönste«, verteidigte sich Nicole. »Die anderen waren alles Blechkisten. Außerdem ist es doch nur ein Leihwagen! Und die Energiekrise steht ja doch nur auf dem Papier; das Spritsparen nützt kaum was, weil die Ölscheichs mit Preiserhöhungen trotzdem auf ihren Schnitt kommen.«
    Kerr zog es vor, sich darauf nicht zu äußern. Mit Nicole über eine bestimmte Sache zu diskutieren, hatte nicht viel Sinn. Er zog sie hinter sich her in die zu dieser frühen Nachmittagsstunde leere Gaststube von Alec’s Pub, wo sich Nicole ihres Pullis entledigte, den sie zum Schutz gegen den Fahrtwind getragen hatte. Darunter kam oberhalb des luftig schwingenden Faltenrocks eine verboten durchscheinende Bluse zum Vorschein.
    Nicole schüttelte den Kopf, daß das lange schwarze Haar wild flog, dann griff sie nach einem Stuhl und ließ sich an einem der runden Tische nieder. »Stell dir vor, Kerr - dieser Unmensch hat nicht zugelassen, daß ich in London kurz in eine Boutique springen und mich umsehen konnte!«
    Der »Unmensch« Zamorra seufzte tief und setzte sich ebenfalls, während Kerr noch damit beschäftigt war, Nicoles Bluse einer eingehenden Musterung zu unterziehen. »Bleib ruhig, Kerr«, murmelte er schließlich. »Ganz ruhig!«
    Zu allem Überfluß holte Nicole auch noch tief Luft. »Nein«, murmelte der Druide. »Zieh deine zwei Pfund gestrickter Schafwolle wieder an!«
    Nicole lächelte. »Wenn Zamorra mich hätte einkaufen lassen, könnte ich mir ja was anderes anziehen, aber ich durfte ja nicht…«
    »Womit wir wieder beim Thema sind«, murmelte der Professor. Die süße Nicole Duval hatte die Angewohnheit, modebesessen zu sein und keine Gelegenheit auszulassen, die in allen Fugen krachenden Kleiderschränke daheim im Château Montagne mit weiteren sündteuren Textilien sowie Perücken zu überfüllen. Natürlich als Zamorras Sekretärin auf Spesen.
    »Also ’raus mit der Sprache«, verlangte Zamorra. »Weshalb hast du uns herzitiert? Bestimmt nicht, um einen Urlaub in merry old England zu verbringen. Hier regnet’s doch eh jeden Tag zweimal…«
    »Stimmt nicht«, trumpfte Nicole auf, deutete quer durch die Wand zum draußen stehenden Wagen und fuhr fort: »Sonst hätte ich bestimmt kein Cabrio ausgesucht!«
    »Welch profanes Wort«, entrüstete sich Kerr. »Im Weltreich Ihrer Majestät der Königin nennt man das convertible! Das klingt doch viel schöner als Cabriol«
    »Cabrio spricht sich aber leichter«, beharrte Nicole auf der französischen Tradition.
    »Das dürfte auch der Grund sein, aus dem Frankreich und England seit ewigen Zeiten in Fehde liegen«, murmelte Kerr und sah Alec auftauchen, der das Kommen neuer Gäste bemerkt hatte. Kerr bestellte Zimmer und Rotwein. Dann begann er mit sparsamen Worten das eigenartige Geschehen um John Halifax zu umreißen.
    »Tja«, schloß er, »und während ich hier unten lag, muß der Bursche Babs entführt haben. Hier.« Er griff in die Hemdtasche und zog einen etwas zerknüllten Zettel hervor. Zamorra und Nicole überflogen die in Druckbuchstaben geschriebenen Worte.
    Kümmern Sie sich nicht um Dinge, die Sie nichts angehen. Verlassen Sie den Ort und vergessen Sie alles. Sonst geht es Ihrer Freundin schlecht.
    »Wie im miesen Krimi«, sagte Zamorra und gab den Zettel zurück. »Keine Unterschrift, nichts. Hast du dir den Vogel vorgeknöpft?«
    Kerr zuckte mit den Schultern. »Ich habe erst einmal abgewartet. Ich fürchte, daß ich ihm kaum etwas nachweisen kann - schon gar nicht, wenn ich auf ihn zugehe und sage: Du hast Babs entführt. Laß sie frei, oder ich schlage dir die Zähne ein!«
    »Die Sachlage ist doch ganz einfach«, behauptete Nicole. »Er hat sie entführt, wird festgenommen und…«
    Kerr winkte ab.
    »Erstens bekomme ich auf diesen Zettel hin keinen Haftbefehl. Da muß es schon besserer Indizien und
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