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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen
Autoren: Jules Verne
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Testamente nicht vorgesehen. Immerhin glaubte niemand, daß der Sieger lange ausbleiben könnte… höchstens ein paar Tage. Genannter X. K. Z. befand sich in Minnesota, in Minneapolis, als ihm die Depesche mit dem Ergebnisse des letzten Würfelfalls zuging, und ein halber Tag genügte für die Fahrt von Minneapolis nach Chicago.
    Es verstrich indeß eine ganze Woche und noch eine ohne Nachricht von dem Unbekannten.
    Eine der Ungeduldigsten war selbstverständlich Jovita Foley. Das nervöse Persönchen muthete Max Real zu, täglich zehnmal auf Kundschaft auszugehen oder gleich im Auditorium zu bleiben, wo der glücklichste von den »Sieben« doch zuerst auftauchen mußte. Max Real hatte jetzt freilich ganz andere Dinge im Kopfe. Da rief Jovita Foley voller Aufregung:
    »O, wenn ich ihn hier hätte, den Glückspinsel!
    – So mäßige Dich doch, meine Liebe, bat sie Lissy Wag.
    – Nein, ich mäßige mich nicht, Lissy, und wenn ich ihn hier hätte, fragte ich ihn, wie er sich habe unterstehen können, die Partie zu gewinnen… er… ein Herr, dessen Namen man nicht einmal kennt!
    – Meine liebe Jovita, fiel Max Real da ein, wenn Sie ihn fragten, müßte er doch da sein und brauchte sich nicht erst noch zu erkennen zu geben!«
    Es braucht niemand zu verwundern, daß die beiden Freundinnen noch nicht wieder in das Geschäft des Herrn Marshall Field zurückgekehrt waren, um ihre Stellen wieder anzutreten. Lissy Wag sollte hier ja überhaupt eine Nachfolgerin erhalten, und Jovita Foley wollte die Abwickelung der ganzen Angelegenheit abwarten, ehe sie in ihr Bereich als erste Verkäuferin zurücktrat, denn jetzt schwirrte ihr noch zu vieles durch den Kopf.
    Ihre Ungeduld war thatsächlich ein Spiegelbild der öffentlichen Meinung in den Vereinigten Staaten und im Auslande. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr wucherte bei den Leuten die Phantasie. Die Presse, vorzüglich die Sportpresse, schlug darin geradezu über die Schnur. Die Leute bestürmten den Meister Tornbrock, holten sich aber stets nur die nämliche Antwort. Der Notar versicherte, über den Träger der rothen Flagge nichts näheres zu wissen… er kannte ihn nicht… er konnte nicht sagen, wohin er sich von Minneapolis aus, wo die Depesche ihm persönlich ausgeliefert worden war, wohl gewendet haben möge. Die Neugierigen drängten, sie baten ihn inständigst…
    »Er wird ja kommen, wenn es ihm gelegen erscheint,« begnügte sich Meister Tornbrock zu antworten.
    Da hielten es die Partner, außer Lissy Wag and Max Real, nicht ohne eine gewisse Berechtigung, für angezeigt, ein Wörtchen dreinzureden. Wenn der Gewinner sich nicht einfand, konnten sie ja behaupten, daß die Partie gar nicht gewonnen sei und wieder aufgenommen und fortgesetzt werden müsse.
    Der Commodore Urrican, Hermann Titbury und John Milner als Bevollmächtigter Tom Crabbe’s, die sich von ihren Rechtsanwälten hatten aufhetzen lassen, verkündeten öffentlich, daß sie den Testamentsvollstrecker des Verstorbenen verklagen würden. Die Journale, von denen sie während des Matches unterstützt worden waren, stellten sich auch jetzt auf ihre Seite. In der »Tribune« erschien von Harris T. Kymbale ein geharnischter Artikel gegen X. K. Z., dessen Existenz man überhaupt abzuleugnen anfing, und der »Chicago Herald«, der »Chicago Inter-Ocean«, der »Daily New Record«, die »Chicago Mail« und die »Freie Presse« traten mit unglaublicher Heftigkeit für die Sache der Partner ein. Ganz Amerika gerieth über die neue Wendung der Dinge in Feuer und Flamme. Es war jaz. B. auch unthunlich, die Sache bezüglich der Einsätze zu ordnen, so lange die Identität des Siegers nicht unbestreitbar festgestellt war. Darüber herrschte nur eine einzige Meinung und man erörterte bereits eine Riesenkundgebung durch ein Meeting im Auditorium. Wenn X. K. Z. sich nicht nach Verlauf von… einstellte, sollte Meister Tornbrock das Auswürfeln wieder anfangen. Tom Crabbe, Hermann Titbury, Harris T. Kymbale und der Commodore Urrican, ja selbst Jovita Foley, wenn sie an Stelle Lissy Wag’s eintreten dürfte, erklärten sich bereit, sofort nach jedem beliebigen Staate der Conföderation, wohin das Los sie auch schickte, abzureisen.
    Die Aufregung der Menge erreichte einen solchen Grad, daß die Behörden sich endlich einmischen mußten, vorzüglich in Chicago. Sie mußten hier den Mitgliedern des Excentric Club und dem Notar, dem man alle Schuld zuschrieb, einen persönlichen Schutz gewähren.
    Da ereignete sich am
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