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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen
Autoren: Jules Verne
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wiederholt dachte. Diese Person war, der Leser erräth es gewiß, der ehrenwerthe Humphry Weldon, der während der Krankheit Lissy Wag’s das Haus in der Sheridan Street mit seinem Besuche beehrt hatte und von dem damals die dreitausend Dollars zur Entrichtung des dreifachen Einsatzes im Gefängniß von Missouri herrührten. War er vielleicht auch nur ein Wettlustiger, »der – wie man sagt – seinem Gelde nachlief«, so hatte er die Gefangene doch nicht minder zu Dank verpflichtet, und diese wartete nur darauf, ihn dafür schadlos zu halten. Sie bewahrte ihm auch von jeher eine dankbare Erinnerung und würde ihm gern wieder begegnet sein. Bis jetzt hatte ihn aber noch niemand irgendwo gesehen.
    Zum Abschluß dieses Situationsberichtes mögen noch einige Worte über Hodge Urrican folgen.
    Am 22. Juni, als er sich in Wisconsin befand, war das letztemal für ihn gewürfelt worden. Fünf Augen – eins und vier – waren dabei gefallen und danach hatte er das einunddreißigste Feld, den Staat Nevada aufzusuchen. Das bedingte eine neue Reise von etwa zwölfhundert Meilen (1930 Kilometer), die er aber auf der Union Pacificbahn zurücklegen konnte, denn Nevada, einer der am schwächsten bevölkerten Bundesstaaten, obgleich er der Größe nach die sechste Stelle einnimmt, wird von Oregon, Idaho, Utah, Arizona und Californien umschlossen. Um das Unglück voll zu machen, hatte William I. Hypperbone in diesen Staat freilich den Schacht verlegt, in den der hierher verschlagene Spieler einen Kopfsprung machen sollte.
    Die Wuth des Commodore erreichte nun ihren Gipfel. Er beschloß, an Meister Tornbrock schwere Rache zu nehmen, sobald die Partie zu Ende wäre, und Turk erklärte, er werde dem Notar an die Kehle springen, ihn mit den Zähnen erwürgen, ihm den Leib aufreißen und seine Leber verschlingen u. s. w.
    Mit der ihm eigenen Hastigkeit verließ Hodge Urrican Milwaukee noch am 22., sprang, nach Absendung der in Folge des letzten Wurfes fällig gewordenen dreitausend Dollars an die Adresse des Notars, mit seinem unzertrennlichen Begleiter in den Zug und dampfte Hals über Kopf nach Nevada.
    In dessen Hauptstadt Carson City sollte die orangefarbene Flagge spätestens am 6. Juli eingetroffen sein.
    Wenn Nevada, nach dem Willen des Verstorbenen, auf der Karte des Matches mit dem Schachte bedacht worden war, erklärte sich das durch die hier wirklich in großer Anzahl vorhandenen Schächte, natürlich Bergwerksschächte, denn was die Ausbeute an Gold und Silber betrifft, nimmt Nevada in der Union die vierte Stelle ein. Seinen Namen trägt es mit Unrecht, denn die Nevadakette liegt außerhalb seines Gebietes, die Namen seiner wichtigsten Städte, Virginia City, Gold Hill und Silver City erklären sich dagegen meist von selbst. Sie sind sozusagen auf Silbererzgängen erbaut, wie vor allem Comstock Lode, und es giebt hier Schächte, die, bis zur Tiefe von zweitausendsiebenhundert Fuß (823 Meter) in die Eingeweide der Erde hinunterreichen.
    Es sind wirkliche Silberbrunnen, doch Silberbrunnen, die die Wahl des Testators ebenso wie die Wuth dessen, der sich dahin geschickt sah, rechtfertigen.
    Der letzte Partner sollte jedoch gar nicht bis hierher kommen. Am Morgen des 24. erfuhr er in Great Salt Lake City die große Neuigkeit.
     

    Die Aufregung der Menge erreichte einen solchen Grad… (S. 468.)
     
    Die Partie war zu Gunsten des X. K. Z., des Siegers in Match Hypperbone, beendigt.
    Der Commodore Urrican begab sich demnach – in welcher Gemüthsverfassung, kann man sich leichter denken als schildern – nach Chicago zurück.
    Wir übertreiben nicht, wenn wir sagen, daß man auf beiden Seiten des Atlantischen Oceans jetzt wirklich einmal aufathmete. In den Wettbureaus wurde es ruhig. Die Makler schöpften wieder Athem. Die eingegangenen Wetten wurden so prompt regulirt, daß es der von Speculationen erfüllten Welt zur Ehre gereichte.
    Für alle aber, die an der nationalen Partie, wenn auch nur platonisch, betheiligt gewesen waren, blieb noch ein dunkler Punkt, gewiß nicht der unwichtigste, aufzuklären.
    Wer war X. K. Z. und würde er sich nun zu erkennen geben?… Das unterlag wohl keinem Zweifel, denn wenn einer sechzig Millionen Dollars einzuheimsen hat, bewahrt er sein Incognito wohl nicht weiter und versteckt er sich nicht hinter unverständliche Buchstaben. Der glückliche Gewinner mußte sich persönlich vorstellen, und das that er auch sicherlich.
    Doch wann und unter welchen Bedingungen?… Eine Frist war im
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