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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen
Autoren: Jules Verne
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nach dem nächsten Hause und besorgten einen Arzt, der bald feststellte, daß der Unbekannte nicht tödlich verletzt sei. Dann brachte man ihn auch wieder zu sich, fragte ihn aus, erfuhr, daß er der vierte Partner in Match Hypperbone und wie es ihm gelungen war, in diesem zu vollständiger Zerstörung bestimmten Zuge Platz zu nehmen. Dafür bekam er die verdienten Vorwürfe, doch verurtheilte man ihn nur zur Entrichtung der gewöhnlichen Fahrtaxe, da man auf den amerikanischen Bahnen sein Billet noch unterwegs oder gar erst am Reiseziele bezahlen kann. Man telegraphierte das Vorkommniß an den Director der »Tribune« und schickte den unklugen Reporter auf kürzestem Wege nach Chicago, wo er am 25. in seiner Wohnung in der Milwaukee Avenue eintraf. Natürlich war der unerschrockene Harris T. Kymbale bereit, sofort wieder abzufahren, den Match fortzusetzen und wenn es sein mußte, von einem Ende der Vereinigten Staaten zum anderen zu fliegen. Auf die Nachricht hin, daß die Partie am Tage vorher zu Gunsten des X. K. Z. beendigt worden sei, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in Ruhe zu fügen und interessante Schilderungen der letzten Ereignisse, an denen er persönlich betheiligt gewesen war, abzufassen. Jedenfalls hatte er bei der Sache weder Zeit noch Mühe verloren, und welch unverlöschliche Eindrücke behielt er von seinem Besuche Neumexikos, Südcarolinas, Nebraskas, Washingtons nebst Süddakotas, abgesehen von der originellen Weise, in der er allein die Bahnstrecke zwischen Medary und Sioux Falls City eingeweiht hatte.
    Seine Eigenliebe als wohlunterrichteter Reporter erlitt aber an empfindlichster Stelle einen argen Stoß durch eine Enthüllung, die ihm manche Scherzrede und Spöttelei der kleinen Presse einbrachte. Diese betraf den Bären, den er in den Schluchten von Idaho gesehen hatte, den Grizzly, der sich bei jedem Donnerschlage bekreuzigte, jenen
Ursus christianus,
für den er damals die so treffende Bezeichnung erfand. Es hatte sich dabei aber ganz einfach um einen braven Landmann gehandelt, der von einem Rauchwaarenhändler das Fell eines prächtigen Plautigraden nach Hause trug. Weil es da gerade in Strömen regnete, hatte der Mann sich in das Fell eingehüllt, und da er Angst hatte, bekreuzigte er sich als guter Christ bei jedem Blitzstrahl.
    Harris T. Kymbale lachte schließlich selbst mit, sein Lachen war aber von der Farbe der Flagge, die auf dem dreiundsechzigsten Felde triumphierend zu entfalten, Jovita Foley versagt geblieben war.
    Was die fünfte Partnerin angeht, wissen wir, unter welchen Umständen sie mit ihrer Freundin, Max Real und Tommy nach Chicago zurückgekommen war, wobei sich Tommy ebenso verzweifelt über den Mißerfolg seines Herrn, wie Jovita Foley über den Lissy Wag’s gezeigt hatte.
    »So lerne doch endlich verzichten, meine arme Jovita! ermahnte sie dann Lissy Wag. Du weißt doch, daß ich von Anfang an nicht darauf gerechnet habe…
    – Ich aber habe darauf gerechnet!
    – Daran hast Du unrecht gethan.
    – Du übrigens bist alles in allem nicht zu beklagen!
    – Ich beklage mich ja auch nicht, antwortete Lissy Wag lächelnd.
    – Entgeht Dir auch die Erbschaft Hypperbone’s, so bist Du immerhin kein armes Mädchen ohne Mitgift..
    – Wie meinst Du das?
    – Jawohl, Lissy!… Nach jenem X. K. Z., der als Erster das Ziel erreicht hat, bist Du als Zweite ihm am nächsten gewesen, und Dir fallen also alle Einsätze zu.
    – Wahrhaftig, Jovita, daran hab’ ich noch mit keiner Silbe gedacht!
    – Nun ja, doch ich denke eben für Dich, Du sorglose Lissy; es ist eine recht nette kleine Summe, deren rechtmäßige Empfängerin Du bist!«
    In der That ergaben ja die tausend Dollars an der Niagarabrücke, die zweitausend im Gasthause von New Orleans, die zweitausend beim Labyrinth in Nebraska, die dreitausend im californischen Thale des Todes, nebst den neuntausend Dollars, die successive im Gefängniß von Missouri zu entrichten gewesen waren, zusammen siebzehntausend Dollars, die ohne Widerrede laut Tenor des Testamentes dem Zweitankommenden, hier also der fünften Partnerin, gehörten. Und doch hatte Lissy Wag, wie sie soeben eingestand, daran gar nicht, sondern an ganz andere Dinge gedacht.
    Es gab auch noch eine andere Person, auf die Max Real zwar kaum eifersüchtig sein konnte, an die aber seine Verlobte – es ist wohl überflüssig, zu sagen, daß eine eheliche Verbindung zwischen dem jungen Maler und dem jungen Mädchen eine beschlossene Sache war – doch
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