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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen
Autoren: Jules Verne
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Herr, und mußten Sie! Statt sich in einen Sarg verpacken zu lassen, hätten Sie sich nach einem Crematorium schaffen lassen müssen, da wäre all das dumme Zeug vermieden gewesen…
    – Wer weiß das, Commodore?… Ich habe gar so viel Glück…
    – Und da Sie mich an der Nase herumgeführt haben, fuhr Hodge Urrican fort, ich aber so etwas nie vertragen habe, so werden Sie mir Genugthuung geben…
    – Wo und wann es Ihnen beliebt!«
    Obwohl Turk beim heiligen Jonathan geschworen hatte, Herrn Hypperbone’s Leber zu verzehren, sachte ihn sein Herr diesmal doch nicht zu beruhigen, sondern schickte ihn sogar zu dem Ex-Sargbewohner, um Tag und Stunde des Zweikampfes zu verabreden.
    Gleich als Turk bei William I. Hypperbone eintrat, begann er aber in ganz anderem Tone zu reden.
    »Ich bitte Sie, mein Herr, der Commodore Urrican ist gar nicht so bösartig, wie er sich zuweilen den Anschein giebt. Er ist im Grunde ein ganz braver Mann, den man schnell wieder zur Vernunft bringt.
    – Sie kommen also von ihm?
    – Ja, um Ihnen zu sagen, daß er seine gestrige Heftigkeit bedauert und Sie um Verzeihung bitten läßt.«
    Damit war die Sache abgethan, denn Hodge Urrican begriff schließlich doch, daß er sich damit nur lächerlich machen werde. Zum Glücke für Turk erfuhr er aber nie, in welcher Weise dieser seinen Auftrag ausgerichtet hatte.
    Endlich am Tage vor dem, wo die Hochzeit Mar Reals und Lissy Wags stattfinden sollte, erhielten diese den Besuch, nicht mehr des ehrenwerthen, vom Alter etwas gebeugten Herrn Humphry Weldon, sondern des höchst munteren Herrn William I. Hypperbone, der, wie Jovita Foley bemerkte, jünger als je aussah. Nachdem er sich entschuldigt hatte, die Partie nicht Lissy Wag haben gewinnen zu lassen, die sonst jedenfalls als erste angekommen wäre, erklärte er, daß er, ob sie es nun wolle oder nicht, ob es ihrem späteren Eheherrn passe der nicht, bei Meister Tornbrock soeben ein neues Testament niedergelegt habe. Dieses würde auf keinen Fall wieder hinfällig werden, und darin habe er bestimmt, sein Vermögen einst in zwei Hälften zu theilen, deren eine Lissy Wag verfallen solle. Wir brauchen wohl nicht wiederzuerzählen, welche Antwort der ebenso edelmüthige wie originelle Mann darauf bekam. Auch Tommy war nun mit einem Schlage überzeugt, daß ihn sein Herr einst noch zu angemessenem Preise kaufen werde.
    Nun wäre noch Jovita Foley übrig. Die lebhafte und gutherzige kleine Person empfand nicht die geringste Eifersucht gegenüber all dem Guten, das ihrer Freundin in den Schoß fiel. Und welches Glück für ihre geliebte Genossin, dem fürs Leben die Hand zu reichen, von dem sie angebetet wurde, und nebenbei in William I. Hypperbone einen so wünschenswerthen Erbonkel zu bekommen. Sie selbst wollte nach der Hochzeit ihre Stelle als erste Verkäuferin im Hause Marshall Field wieder einnehmen.
    Die Trauung ging am nächsten Tage, man könnte sagen, im Beisein der ganzen Einwohnerschaft, vor sich. Auch der Gouverneur John Hamilton und William I. Hypperbone konnten es sich nicht versagen, der herrlichen Feierlichkeit beizuwohnen. Als dann die, Neuvermählten und ihre Freunde wieder im Hause der Frau Real eingetroffen waren, wandte sich William I. Hypperbone an Jovita Foley, die als Brautjungfer ganz bezaubernd hübsch aussah.
    »Miß Foley… ich bin fünfzig Jahre alt.
    – Ah, damit prahlen Sie nur, Herr Hypperbone, antwortete diese so lachend, wie nur sie zu lachen verstand.
    – Nein, ich bin wirklich fünfzig Jahre alt – verwirren Sie meine Berechnungen nicht – und Sie… Sie zählen fünfundzwanzig Jahre.
    – Das stimmt auffallend!
    – Hab’ ich nun die ersten Elemente der Arithmetik nicht ganz vergessen, so ist fünfundzwanzig die Hälfte von fünfzig.«
    Wohin zielte der ebenso räthselhafte wie in der Mathematik sattelfeste Herr?
    »Nun also, Miß Jovita Foley, da Sie, wenn die Arithmetik keine Täuschung ist, gerade die Hälfte meines Alters haben, warum sollten Sie dann nicht die andere Hälfte von mir selbst werden wollen?«
    Was hätte Jovita Foley auf diese so originell gefaßte Werbung anderes antworten sollen, als jede andere an ihrer Stelle geantwortet hätte?
    Und wenn er schließlich die liebenswürdige, bezaubernde Jovita heiratete und sich damit ebenso excentrisch erwies, wie es seine Stellung als Mitglied des Excentric Club verlangte… that er damit nicht gleichzeitig einen Schritt, der von vortrefflichem Geschmack und gereifter Klugheit zeugte?
    Angesichts der
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