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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen
Autoren: Jules Verne
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Tausende von Zuschauern, die dem Vorgange – mit dem Gedanken, er könne die letzte Entscheidung im Match Hypperbone bringen – beiwohnten, verkündeten das Resultat in allen Theilen Chicagos, und Tausende von Telegrammen trugen die Nachricht nach allen vier Himmelsgegenden der Alten und der Neuen Welt hinaus.
    Der Mann mit der Maske also, der Partner der letzten Stunde, der
Homo novus
des Codicills, mit einem Wort oder vielmehr drei Buchstaben, X. K. Z. war es, der die Partie und mit ihr die sechzig Millionen Dollars gewonnen hatte!
    Schon die Art des Vorwärtskommens dieses Günstlings des Glückes hätte ja nicht wenig auffallen müssen. Während seine sechs Mitbewerber von Unfällen aller Art heimgesucht wurden, während der eine im Gasthause eingesperrt saß, ein zweiter das schwere Brückengeld am Niagarafalle bezahlen mußte, während ein dritter sich im Labyrinth verlor, ein vierter sich in den Schacht gestürzt sah, während drei von ihnen das Gefängniß aufsuchen, alle aber mehr oder weniger an Einsätzen bezahlen mußten, strebte er allein sicheren Schrittes vorwärts, ging von Illinois nach Wisconsin, von Wisconsin nach dem District Columbia, von hier nach Minnesota und machte von hier einen Sprung bis ans Ziel, ohne einen einzigen Einsatz entrichtet zu haben. und außerdem bewegte er sich auf einem beschränkteren Gebiete, wodurch ihm besondere Beschwerden und ein größerer Aufwand für die Fahrten gänzlich erspart wurden.
    Zeugte dies nicht für eine außergewöhnliche, man könnte sagen, wunderbare Begünstigung des Unbekannten, für das Glück der bevorzugten Menschenkinder, denen im Leben alles und jedes gelingt?
    Nun galt es noch zu erfahren, wer jener X. K. Z eigentlich wäre, und jetzt mußte er bald Farbe bekennen, wenigstens wenn er die ungeheuere Erbschaft in Besitz nehmen wollte.
    An den verschiedenen Stichtagen und bei seinem Erscheinen in den Postämtern von Milwaukee, Wisconsin, Washington im District Columbia und von Minneapolis in Minnesota waren zwar Neugierige in hellen Haufen zusammengeströmt, sie hatten aber nur einen Mann von etwa fünfzig, andere sagten, von etwa sechzig Jahren gesehen, der sofort wieder verschwunden war und dessen Spuren niemand zu folgen vermochte.
    Jedenfalls mußten die Leute jetzt aber bald über Vornamen, Familiennamen und Stand des Mannes Aufklärung erhalten, und wenn seine Identität bestätigt war, zählte die Union an Stelle William I. Hypperbone’s einen Nabob mehr.
    Am 3. Juli, neun Tage nach dem letzten Auswürfeln, befanden sich die anderen sechs Partner in folgender Lage:
    Zunächst sei vorausgeschickt, daß alle nach Chicago wieder zurückgekehrt waren, ja, alle, die einen voller Verzweiflung, die anderen – welche, ist leicht zu errathen – in voller Wuth, und zwei, die sich um diesen Ausgang des Matches kein graues Haar wachsen ließen… wer diese beiden waren, brauchen wir wohl auch nicht zu sagen.
    Nach Verlauf von kaum einer Woche war der von seiner Verwundung nahezu genesene Max Real schon in Gesellschaft Lissy Wag’s und Jovita Foley’s in die Vaterstadt heimgekehrt. Er wohnte wieder in dem Hause der South Halsted Street, während die beiden Freundinnen ihre Wohnung in der Sheridan Street wieder bezogen hatten.
    Jetzt hörte Frau Real, die von dem Anschlag gegen Lissy Wag bereits Kenntniß hatte, erst den Namen des jungen Mannes, dem das junge Mädchen ihre Rettung verdankte.
    »Ach, mein Kind… mein Kind! rief sie, Max in die Arme drückend, Du… Du bist es gewesen…
    – Da ich aber völlig hergestellt bin, weine nur nicht, Mütterchen! Was ich gethan habe, ist ja für sie geschehen… verstehst Du?… für sie, die Du baldigst kennen lernen sollst und die Du lieben wirst, wie sie schon Dich ebenso liebt, wie ich sie!«
    Noch an demselben Tage stattete Lissy Wag in Begleitung Jovita Foley’s bei Frau Real einen ersten Besuch ab. Das junge Mädchen gefiel der vortrefflichen Dame nicht weniger, wie diese der Besucherin. Frau Real überhäufte sie mit Zärtlichkeiten, ohne Jovita Foley zu vernachlässigen, die ja so ganz anders wie jene, in ihrer Art aber doch höchst liebenswürdig war.
    Auf diese Weise wurden die drei Personen mit einander bekannt; wegen dessen, was davon die Folge war, müssen wir uns, es zu erfahren, schon noch einige Tage gedulden.
    Nach der Abreise Max Real’s war bekanntlich Tom Crabbe in Saint-Louis eingetroffen. Wie wüthend John Milner war und wie entehrt er sich fühlte, das bedarf keiner weiteren
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