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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen
Autoren: Jules Verne
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durch das fruchtbare, von dem Creek bewässerte Land, das hier wohlgepflegte Felder, dort dichte Gehölze aufwies – diese die Reste der einstigen Urwälder, die von der Axt des Holzfällers noch verschont geblieben waren.
    Bei der angenehmen Luftwärme war dieser Spaziergang ganz wunderschön. Freudig erregt lief Jovita Foley hin und her, war bald voraus, bald zurück und schalt auf das junge Paar, das sich gar nicht um sie kümmerte. Beanspruchte sie denn nicht mit Recht die einer Mutter, »ja sogar einer Großmutter«, gebührende Rücksicht, da sie gleichsam die Pflichten einer solchen auf sich genommen hatte?
    Gegen drei Uhr ließen sie sich auf einem Prahm nach dem anderen Ufer des White River übersetzen. Hier schlängelte sich unter hohen Bäumen eine Straße nach der Station einer der zahlreichen, in Indianopolis zusammenlaufenden Bahnlinien hin. Max Real und seine Begleiterinnen nahmen sich vor, bis zum Vorabend des 28. noch mehrere ähnliche Ausflüge in die weitere Nachbarschaft der Stadt zu unternehmen. Am Abend des 27. würde dann Max Real, zum eigenen Leidwesen ebenso wie zu dem der beiden Freundinnen, den Zug besteigen, der ihn nach Philadelphia bringen sollte. Nachher… nein, daran dachte man am besten gar nicht.
    Nach kurzer Wanderung auf der mit Bäumen eingefaßten und jetzt, zur Zeit, wo die Feldarbeiten drängten, sehr verödeten Straße, schlug die von ihren Kreuz-und Querwegen etwas ermüdete Jovita Foley eine Rast von wenigen Minuten vor. Zeit hatten sie ja genug, wenn sie nur zur Stunde der Hauptmahlzeit nach dem Sherman Hotel zurückgekehrt waren. Ein tiefer Schatten und eine angenehme Kühle lud zum Ausruhen an dieser Stelle, wo der Weg eine Biegung machte, ganz besonders ein.
    Da sprangen fünf Männer aus dem Gehölz hervor, dieselben, die an der Station Spring Valley mit den Dreien ausgestiegen waren.
    Was wollten diese Individuen?… Sehr einfach – Räuber und Mörder von Beruf waren sie ja nicht – sie wollten sich nur Lissy Wag’s bemächtigen, diese nach einem geheim gehaltenen Orte führen und sie so lange gefangen halten, daß sie sich am 4. Juli beim Eintreffen der Depesche auf dem Postamte von Indianopolis nicht einstellen konnte. Infolgedessen wäre sie, die jetzt den sechs anderen Partnern voraus und so nahe daran war, das Ziel zu erreichen, dann von der Partie ausgeschlossen.
    So weit verblendete die Leidenschaft diese Spieler, die Leute, die am Match Hypperbone mit Wetten über sehr große Summen, über Hunderttausende von Dollars, interessiert waren!… Die Verbrecher – anders konnte man sie doch kaum nennen – schreckten selbst vor roher Gewaltthat nicht mehr zurück!
    Drei von den fünf Männern stürzten sich auf Max Real, um diesen an der Vertheidigung seiner Begleiterinnen zu hindern. Der vierte packte Jovita Foley, während der fünfte sich bemühte, Lissy Wag ins Gehölz zu schleppen, wo die Auffindung ihrer Spuren so gut wie unmöglich sein mußte.
    Max Real wehrte sich tüchtig, ergriff den Revolver, den ein Amerikaner ja stets bei sich führt, und gab Feuer.
    Nur verwundet, taumelte der eine der Angreifer zurück.
    Jovita Foley und Lissy Wag riefen um Hilfe, freilich ohne viele Hoffnung, daß sie jemand hören könnte. Das war aber doch der Fall; schon erhoben sich hinter einem Dickicht zur Linken verschiedene Stimmen.
    Etwa ein Dutzend Farmer aus der Umgebung befanden sich auf der Jagd im Walde, und ein glücklicher Zufall führte sie gerade nach dem Schauplatze der Frevelthat.
    Da versuchten die fünf Männer noch eine letzte Anstrengung. Ein zweitesmal feuerte jetzt Max Real auf den, der Lissy Wag nach der rechten Seite der Straße hin zu entführen sich bemühte und der das junge Mädchen jetzt loslassen mußte. Gleichzeitig erhielt der Maler aber einen Messerstich in die Brust – er stieß noch einen Schrei aus und sank wie leblos zu Boden.
    Jetzt tauchten die Jäger ganz in der Nähe auf, und die Angreifer, von denen zwei verwundet waren, begriffen, daß ihr Anschlag mißlungen war und entflohen eiligst in den Wald.
    Jetzt hatte man Besseres zu thun, als sie zu verfolgen, galt es doch, Max Real nach der nächsten Station zu schaffen, einen Arzt zu rufen und den Verwundeten, wenn es sein Zustand erlaubte, nach Indianopolis zurückzubefördern.
    Ganz außer sich und in Thränen zerfließend, lag Lissy Wag neben dem jungen Manne auf den Knien.
    Max Real athmete noch, seine Lider öffneten sich wieder.
    »Lissy… liebste Lissy… stammelte er schwach,
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