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Das Testament des Gunfighters

Das Testament des Gunfighters

Titel: Das Testament des Gunfighters
Autoren: Jack Slade
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begegnet war.
    Vielleicht sollte ich damit anfangen, mir ein Register anzulegen , dachte er.
    Im nächsten Augenblick fiel ihm die Dame um den Hals. »Was für eine Überraschung!«, rief sie aus. »Amerika ist ein unendlich großes Land, und ausgerechnet hier in Benson begegnen wir uns wieder.«
    »Ja, Zufälle gibt’s.« Er schob ihren Schirm beiseite, der mit seinem Hutrand kollidiert war.
    Die Frau himmelte ihn an. »Gut siehst du aus!«, verkündete sie. »Obwohl inzwischen drei volle Jahre vergangen sind, bist du um keinen Tag älter geworden.«
    »Danke, das Kompliment gebe ich gern zurück.«
    »Immer noch der alte Charmeur, was?« Sie kicherte belustigt. Dann zwinkerte sie ihm spitzbübisch zu. »Was treibst du hier, Lassiter? Ist es wegen einer – Frau?«
    Er ärgerte sich, dass sein Gedächtnis ihn im Stich ließ. Die unbekannte Lady schien ziemlich gut mit seinen Ecken und Kanten vertraut zu sein. Und er wusste nicht einmal ihren Namen!
    »In einer Minute fahren wir los«, sagte der Kutscher und hielt ihr seine aufgeklappte Sprungdeckeluhr hin.
    »Jaja, einen Moment noch.« Sie bedachte ihn mit einer herablassenden Handbewegung. »Sehen Sie nicht, dass ich mich unterhalte?«
    Der Kutscher kletterte auf den Bock und wechselte einen schnellen Blick mit dem Beifahrer.
    Lassiter hatte in der Zwischenzeit festgestellt, dass die resolute Dame nicht nur sehr gut gekleidet, sondern auch eine überaus erfreuliche Erscheinung war, was ihre weiblichen Reize betraf. Um endlich sicher zu sein, um wen es sich handelte, gestand er seine Gedächtnislücke ein.
    Die Frau prallte zurück. »Wie? Du weißt nicht mehr, wer ich bin?«
    Er nickte fröhlich.
    Es dauerte nur drei Sekunden, dann hatte sich die Dame von ihrer Verblüffung erholt. Sie reckte den Hals und wippte auf die Zehenspitzen. Leise flüsterte sie ihm einige äußerst vertrauliche Dinge ins Ohr.
    »Debby Fuller!« Er schlug sich an die Stirn. » All devils ! Debby Fuller aus Wichita!«
    Auf einmal war sie todernst. »Genau die Debby Fuller, die du damals so schnöde versetzt hast.«
    Jetzt ratterte sein Gehirn auf Hochtouren. Er erinnerte sich dunkel daran, wie er das Stelldichein mit Debby platzen lassen musste, weil eine dringende Mission dazwischengekommen war. Als er danach wieder nach Wichita zurückkam, war Debby bereits mit unbekanntem Ziel abgereist.
    »Oh, es tut mir so leid, wie es damals gelaufen ist«, sagte er verlegen. »Ich hatte einen dringenden Termin. Es ging um Leben und Tod. Es blieb keine Zeit, dir Bescheid zu geben. Später, als ich zurückkam, warst du schon über alle Berge.«
    Sie seufzte tief. »Offen gestanden war ich dir sehr böse, als du mich versetzt hast. Über zwei Stunden hab ich in dieser Cantina auf dich gewartet.«
    »Abfahrt, Ma’am!«, rief der Kutscher.
    »Noch eine Minute!«
    Der coachdriver schüttelte den Kopf. »Oh nein, Ma’am, wir können nicht länger warten. Die Buena Vista Overland ist für ihre Pünktlichkeit …«
    »Ich sage: warten!«, fiel sie ihm ins Wort.
    Der Kutscher lief rot an. »Und ich sage: ABFAHREN!«
    Lassiter wollte vermittelnd eingreifen, aber Debby Fuller kam ihm zuvor. Sie drückte ihm ihren Schirm in die Hand, riss die Tür zur Kutsche auf und wuchtete ihr Gepäck heraus. Der Reverend half ihr dabei.
    Schließlich knallte sie die Tür zu und gab dem Kutscher ein Zeichen. »Na los! Worauf warten Sie! Abfahrt!«
    Das Gespann setzte sich in Bewegung und rollte auf den Trail nach Tombstone.
    Lassiter blieb mit der Frau allein auf dem Platz zurück.
    Aus ihren großen dunklen Augen sah sie ihn durchdringend an. »So, Mr. Lassiter, und jetzt erwarte ich, dass du wahrmachst, was du mir damals versprochen hast. – Oder hast du schon wieder einen wichtigen Termin?«
    Er schüttelte wortlos den Kopf.
    ***
    Carson hatte seinen Schwanz zwischen die Hinterläufe geklemmt und wimmerte leise. Ein ums andere Mal stupste er Marjorie mit der Nase an, als wolle er sie davon abhalten, die Ranch jetzt zu verlassen.
    »Gib endlich Ruhe, du Angsthase«, sagte sie.
    Der Hund setzte sich und kläffte laut.
    Marjorie beschloss, Carsons Bellprotest einfach zu ignorieren. Wo käme man hin, wenn ein Hund bestimmte, was man zu tun oder zu lassen hatte!
    Eigentlich hatte Marjorie heute vorgehabt, den Kochherd in der Küchennische gründlich zu reinigen. Der Vorbesitzer hatte ihn in einem saumäßigen Zustand hinterlassen. Überall klebten Fett und Schmutz. Die Spritzer an den Kacheln und der gekalkten Wand reichten
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