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Das Testament des Gunfighters

Das Testament des Gunfighters

Titel: Das Testament des Gunfighters
Autoren: Jack Slade
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Sie tun, Sir?«
    Marjorie schleifte den schweren Sack über die mit Sand bestreuten Dielen zum Ausgang. Der Cowboy sprang hinzu und öffnete die Tür.
    Als das Türglöckchen bimmelte, war auf einmal auch Lassiter da.
    Er grinste gutmütig. »Lassen Sie mich mal ran!«
    Marjorie wollte protestieren, doch ehe sie sich versah, hatte der athletische Mann den vollgestopften Jutesack auf die Plattform vor das Geschäft gewuchtet. Als er dabei war, ihn auf den Rücken ihres Rotbraunen zu hieven, baute sich Marjorie neben ihm auf. Die Hände in die Seiten gestemmt, blinzelte sie ihn an.
    »Ich kann mich gar nicht entsinnen, Sie um Hilfe gebeten zu haben, Mr. Lassiter«, sagte sie kühl.
    Er schob seinen Hut höher. »Halb so wild, Miss. Wir vergessen alle mal was.«
    Marjorie war verblüfft. Der Bursche war nicht auf den Mund gefallen. Sie schaute Lassiter genauer an. Was sie erblickte, gefiel ihr. Sie musste sich eingestehen, dass dieser Adamsjünger genau ihrem Typ entsprach.
    Für einen Moment verspürte sie den Anflug süßen Verlangens. Doch sofort kämpfte sie das aufwallende Gefühl nieder. Schluss mit den Männergeschichten! Lange genug hatte sie sich den Kerlen unterworfen. Sie war extra aufs Land gezogen, um ein für allemal einen Strich unter all ihre sündhaften Verfehlungen zu ziehen.
    Sie wollte nur noch eines – allein sein, allein mit Carson.
    Lassiter befestigte den Sack an den Sattelgurten. »Müsste halten«, sagte er mit Kennerblick. »Ich hoffe, Ihr Weg ist nicht allzu weit. Wenn doch, sollten Sie unterwegs noch einmal die Halterung prüfen. Wie weit müssen Sie denn?«
    Sie gab sich bedeckt. »Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.«
    »Stimmt.« Er nickte beifällig. »War nur so her daher gesagt. Ich wollte Sie nicht aushorchen.«
    »Okey dokey.« Sie band das Pferd los. »Dann nochmals besten Dank für Ihre Hilfe . Good bye .«
    Lassiter trat zur Seite, als sie einen Fuß in den Steigbügel schob. »Wollen Sie noch wissen, was Testa-T66 bedeutet?«, fragte er plötzlich.
    Sie schaltete ihre Ohren scharf. »Sagen Sie bloß, Sie können damit was anfangen?«
    »Nun, ich denke schon«, antwortete er. »Soviel mir bekannt ist, werden die Schließfächer auf der Bahnstation von Benson mit T66 bezeichnet.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Die Nummer der Postfiliale in Benson lautet T66. Das weiß ich genau.«
    Marjorie kaute auf ihrer Lippe. Der Vermerk auf der Fotografie wies also auf ein Schließfach in Benson hin. Offenbar hatte Bram Boomer dort wichtige Unterlagen deponiert.
    Sie sah Lassiter an. »Wenn Sie so schlau sind, dann wissen Sie bestimmt auch, was ›Testa‹ bedeutet, oder?«
    Er nickte. »Das müsste das Kennwort sein. Derjenige, der es dem Clerk am Schalter nennt, erhält Zugang zu dem Fach. Sie haben doch keinen Schlüssel, oder?«
    »Nein, den gibt es nicht.«
    Jetzt ärgerte sich Marjorie. Warum um alles in der Welt war sie nicht selbst auf diese simple Erklärung gekommen? Dieser Lassiter hatte die Lösung des Rätsels einfach so aus dem Ärmel geschüttelt. Im Übrigen kannte er jetzt das Kennwort, um an das Fach zu gelangen.
    Und wie er mich anstarrt , dachte sie. Als hätte er die Absicht, sie im nächsten Augenblick über den Zügelholm werfen, um Luft an ihren Hintern zu lassen.
    Erneut streifte sie ein Hauch der Lust. Zu Beginn ihrer Karriere als Sidewalkdohle hatte sie es einmal auf einem Zügelholm getan. Natürlich nicht am helllichten Tag, sondern nachts, als niemand zu sehen war. Ihr Partner war ein Sergeant aus Fort Sumner gewesen. Er hatte ihr die Röcke hochgeschlagen und sie von hinten genommen. Danach hatte er sich auf den Holm gesetzt, und sie hatte ihn geritten, bis er kam.
    Verdammt! Verdammt! Verdammt! Marjorie hatte große Mühe, ihre aufwallende Sinnlichkeit zu zügeln. Wieder kämpfte sie das Gefühl nieder.
    Der Rotbraune tänzelte, und Marjorie zwang ihn mit den Knien in die entgegengesetzte Richtung. »Ich muss los«, sagte sie. »Man sieht sich.«
    Sprach’s und preschte wie ein Wirbelwind die Straße hinunter.
    Lassiter blieb am Zügelholm stehen und blickte ihr versonnen hinterher. Als Marjorie Grant nicht mehr zu sehen war, griff er in seine Hosentasche.
    Der herzförmige Obsidian kam zum Vorschein.
    Lassiter betrachtete den Stein von allen Seiten.
    All devils , dachte er. Diese Frau muss ich wiedersehen, und zwar bald !
    ***
    Die Sonne stand im Zenit, als Lassiter in die Third Street einbog. Er war auf dem Weg zu Ken Matthews, der im Cochise County als
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