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Das Testament des Gunfighters

Das Testament des Gunfighters

Titel: Das Testament des Gunfighters
Autoren: Jack Slade
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Stube mit zugehängtem Fenster. Zwei flackernde Petroleumlampen spendeten trübes Licht. Der Mann verschloss die Tür und tappte über die mit Fellen belegten Dielen.
    Er starrte auf den Brief in ihrer Hand. »Wo haben sie ihn, Miss Grant?«, fragte er.
    Sie hob die Brauen. »Wo haben ich was ?«
    »Den Obsidian«, fiepte er. »Er ist doch in dem Kästchen bei der Fotografie gewesen, oder?«
    »Ja, das stimmt.« Marjorie griff in ihre Hosentasche, in der Münzgeld klimperte. Keine Spur von dem Stein. Sie griff in die andere Tasche. Leer. Auch in den Innentaschen ihrer Jacke fand sie den Stein nicht.
    »Er ist weg«, sagte sie schuldbewusst.
    Der alte Mann sank auf einen Stuhl. »Das ist nicht gut.« Er murmelte etwas Unverständliches, das wie eine Beschwörung klang. »Überlegen Sie, wo er sein könnte. Sie haben ihn doch nicht etwa verloren?«
    Marjorie dachte scharf nach. Zum letzten Mal hatte sie den Stein auf der Ladentheke bei Glenn Peters gesehen. Sie hatte ihn aus der Tasche geholt, zusammen mit einer Handvoll Münzen.
    »Ich habe ihn nicht«, stellte sie fest. »Was zum Kuckuck bedeutet das alles, Mr. Macon? Warum ist dieser Stein so wichtig? Ich verstehe das alles nicht.«
    Der Alte wiegte bedächtig seinen Graukopf. »Bringen Sie mir den Stein, dann erfahren Sie alles. Ohne den Obsidian kommen wir kein Stück weiter.«
    »Wozu brauchen Sie ihn?«
    Macon sah sie schmaläugig an. »Auch wenn ich es Ihnen erklären würde, sie würden es nicht begreifen. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die mit dem gesunden Menschenverstand nicht fassbar sind. – Wie dem auch sei, ich brauche den Stein. Ohne ihn funktioniert das alles nicht. Finden Sie ihn – je eher, desto besser!«
    »Jetzt mal halblang, Mr. Macon!« Allmählich ging Marjorie die Geheimniskrämerei des Alten auf die Nerven. »Ich gehe nirgendwohin, bevor Sie mir erklären, was der ganze Wirrwarr zu bedeuten hat. Was hat es mit diesem mysteriösen Kästchen auf sich, das in der Erde vergraben war? Und diese Fotografie darin? Testa-T66? Das Schließfach in Benson, in dem ich den Brief mit Ihrer Adresse fand. Zum Henker, was ist hier eigentlich los?«
    »Bitte, holen Sie den Stein zurück«, flehte der Mann.
    Sie blieb hart. »Nicht, bevor ich weiß, was Sache ist!«
    »Miss Grant …«
    »Keine Ausflüchte – worum geht es?«
    Der alte Mann senkte den Blick. »Es geht um den letzten Willen von Bram Boomer.«
    »Ein Testament?«
    »Ja, zum Teufel, Bram Boomers Testament.« Macon verfiel in Schweigen.
    »Ich will mehr wissen.«
    »Die Zeit ist noch nicht reif.« Der Alte knetete seine knorrigen Hände. »Bringen Sie mir um Gottes willen den Obsidian. Ohne ihn kommen wir keinen Schritt weiter. Bei Gott, holen Sie ihn zurück, bevor es zu spät ist.«
    In Marjories Schädel tanzten die Fragezeichen einen Virginia Reel. Sie hatte nicht den leisesten Schimmer, was hier abgezogen wurde. Die ganze Welt schien sich plötzlich in ein Irrenhaus verwandelt zu haben. Der Alte tat, als würde sein Leben von diesem schwarzen Stein abhängen.
    Ob Macon noch all seine Sinne beieinanderhatte?
    »Der Stein«, fiepte er. »Holen Sie ihn!«
    ***
    Die Remise mit dem aufgebockten Kutschwagen unter dem Dach aus Teerpappe war nicht gerade der ideale Ort für ein Schäferstündchen, aber ein gewisser Reiz war dem Schuppen nicht abzusprechen.
    Lassiter liebte den Nervenkitzel.
    Wie er vermutet hatte, erwies sich Debby Fuller aus Wichita als überaus hemmungslose Gespielin. Vom Äußeren her wirkte sie wie eine feine Dame aus der Oberschicht. Mit ihrem sorgfältig frisiertem Haar, dem teuren, maßgeschneiderten Kleid und dem neumodischen Sonnenschirm erinnerte sie Lassiter an die Ehefrau eines hochrangigen Beamten oder Politikers, auf dem Weg zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung.
    Der Schein trog, und zwar mächtig.
    In Debbys Inneren brannte das wilde Feuer der Fleischeslust.
    Nach einem langen, leidenschaftlichen Kuss warf sie ihren Schirm in die Ecke. Ohne Umschweife knöpfte sie sich die Bluse auf. Ihre prallen Brüste quollen über den Rand des Mieders. Während Lassiter seine Hände um sie wölbte, zog Debby ein paar Nadeln aus ihrer Turmfrisur und schüttelte ihr dunkles Haar aus.
    Ganz in der Nähe erklang das Abfahrtsignal des Zuges. Kurz darauf knirschte Metall gegen Metall. Stampfend und zischend rollten die Waggons über die Schienenstränge.
    »Du bist noch nicht ganz bei der Sache«, stellte Debby fest, als sie Lassiters Männlichkeit aus dem Hosenlatz
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