Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel
Autoren: A.R. Lloyd
Vom Netzwerk:
Gatte bäumte sich auf, schüttelte sich wild, dann warf er sich auf den Boden und versuchte, das Tier, das wie ein Blutegel an ihm klebte, unter sich zu ersticken. Aber was Liverskin auch tat, er schaffte es nicht, dem Griff des Wiesels zu entkommen. Er schleuderte Kine herum, quetschte ihn ein, schnappte nach ihm und warf ihn wieder auf den Boden. Wie wahnsinnig zuckte Liverskin und wirbelte herum. Ein zweites Mal rannte er durch den Bunker, wobei er seinen Widersacher die rauhen Wände entlangscheuerte. Kine klammerte sich weiterhin fest und wußte nicht mehr genau, ob er noch bei Bewußtsein war. Sterne flackerten auf, geistige Planeten, und weit entfernt – wie es zunächst schien – sprachen Wieselstimmen.
    »Kine, bist du dort drinnen? Was ist los?« Wunders Stimme. Dann Young Heath: »Ich gehe zuerst. Es könnte gefährlich sein.«
    Als nächstes bemerkte er, daß sie heranwirbelten und auf Liverskin losgingen. »Laß nicht locker, Kine, wir helfen dir. Wir werden das Monster zum Stehen bringen.« Und sie tanzten wie Alterfahrene. Wunder glich einer Hornisse, sie war eine fauchende Furie; der Kleine griff, ohne die geringste Furcht zu zeigen, energisch an. Kine spürte ihre Wirkung auf das riesige Tier, die ungestüme Gewalt. Ausgerissene Fellstücke wirbelten durch die Luft. Krallen schlugen zu. Liverskin stemmte sich machtvoll hoch. Mit wilder Kraft lief er, die drei Wiesel mitschleppend, auf den Gang zu.
    Doch er würde ihn niemals erreichen. Statt dessen hob sich der schwerfällige Körper plötzlich in die Höhe, ließ Kine gegen seinen Bauch pendeln und stürzte dann zu Boden; die Wiesel hafteten noch immer an ihm. Einige Sekunden lang traten die krallenbesetzten Beine krampfartig ins Leere; schließlich zuckten sie noch einmal kurz und erstarrten. Der Nerz rührte sich nicht mehr. Kine lag benommen am Nacken des Tieres. Er hörte, wie sich die beiden anderen bewegten; Wunder schüttelte sich. »Wir haben ihn getötet«, keuchte der Kleine ungläubig. Seine Stimme hallte in der Finsternis wider: »Wir haben Liverskin getötet.«
    »Für Kia.« Wunder stand atemlos da.
    Kine nahm all seine Sinne zusammen. »Und haben Gru entwischen lassen«, sagte er, während er im Bunker umhertorkelte. »Zum Teufel mit Liverskin, ich will die Nerzin. Sie kann nicht weit gekommen sein. Ich suche sie.«
    Taumelnd rannte er in den Regen hinaus, der in nebelhaften Schleiern über das Land getrieben wurde. Nach dem finsteren Bunker wirkte das Licht äußerst hell. Durch die grauen Wolken hindurch berührte es mit stählern wirkenden Strahlen Schilfgräser und die Rinden der Salweiden. Es schien auf die kämpfenden Tiere. Der Regen strömte auf den Beton, wusch die Mauern an den Längsseiten der riesigen Schraube ab. An ihnen war über die Förderschnecke zum Schutz ein metallenes Netzwerk gespannt worden, von dessen Verbindungsstellen unzählige Tropfen hinunterfielen. Wie Trommelschläge trafen sie auf die Schraube auf. Kine drängte vorwärts, seine Augen erforschten die Feuchtigkeit, seine Nase schnupperte aufmerksam.
    Das Tal schimmerte. Eine riesengroße Nebelwolke zog träge über das graue, fensterlose Gebäude hinweg. Kine blieb stehen. Der milchige Schleier verbarg den Kanal, dann hob er sich plötzlich und enthüllte die Nerzin am Ufer. Gru blickte ihn finster an. Ihr regennasses Fell glänzte beängstigend; sie nahm eine drohende Haltung ein, die Füße weit auseinandergestellt, die Zehen gespreizt, so daß die Schwimmhäute dazwischen sichtbar wurden. Ihre Augen waren eisig. Sie waren erbarmungslos, ohne Gefühl. Ihre Oberlippe entblößte die Zähne.
    Kine erwachte aus seiner Erstarrung. »Wir haben Liverskin getötet.«
    Gru ließ ein berstendes Lachen hören. »Seine Nützlichkeit hat sich erschöpft. Du kannst ihn behalten. Und dies hier«, sagte sie und schleuderte ihm etwas entgegen, »da wir gerade von den Wertlosen sprechen. Er gehört dir.«
    »Einauge!« Kine starrte mit schmerzenden Augen auf den leblosen Körper. Die rasende Wut, die in ihm aufstieg, schien ihn zu ersticken.
    »Er hat geglaubt, er könnte mich aufhalten.«
    »Erst Kia und nun …«
    Kine raste vorwärts, wurde von dem Monster auf den Rücken geworfen und griff mit unverminderter Wut erneut an. Gru riß seine Backe auf. Er stürzte schwer. Mit dem Schlag, der ihn weggefegt hatte, bewies sie verächtlich ihre überlegene Kraft, und er lag ausgestreckt auf dem Boden, sein Maul, das nach Luft schnappte, war mit Erde gefüllt. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher