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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel
Autoren: A.R. Lloyd
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vermehren.
    Obwohl es der kleinste Artgenosse der Marderfamilie ist, zeigt sich das Wiesel verwegener als sein etwas größerer Verwandter, das Hermelin; sehr oft lebt es in der Nähe menschlicher Behausungen. Viele Male habe ich es beobachtet, wie es in meinem Garten herumlief oder auf dem Bauernhof und im nahe gelegenen Wald jagte. Ich habe das Weibchen gehört, das meine Hunde beschimpfte und die eigenen Jungen zurechtwies. Das Wiesel erfreut einen nicht immer – ich habe beispielsweise etwas dagegen, wenn es auf der Suche nach Vogelnestern in meiner Dornenhecke herumklettert –, doch es übt eine faszinierende Wirkung aus, und ich habe es ohne Abstriche zu meiner Hauptperson gemacht.
    Geschichten brauchen Bösewichter; ich fürchte, daß in dieser Gegend der Nerz diese Rolle übernehmen muß. Das ist nicht seine Schuld – denn er hatte nicht darum gebeten, auf unsere Insel gebracht zu werden –, sondern die Schuld von denjenigen, die ihn eingeführt haben. Die ersten Importe für die Nerz›farmen‹ in Großbritannien wurden Ende der zwanziger Jahre vorgenommen. Schon bald berichtete man von den ersten Ausreißern. Obwohl die wilden Nerze nicht die sechs bis sieben Pfund Gewicht der Zuchtnerze erreichen, sind sie doch so gierig und gefräßig, daß sie das natürliche Gleichgewicht dieser Landschaft hier empfindlich stören. Außerdem ist der Nerz sehr mutig und intelligent. Er könnte der Held einer anderen Geschichte sein; unsere Aufgabe ist es, ihn mit menschlichen Mitteln im Zaume zu halten.
    Sonderbare Auseinandersetzungen zwischen Eindringlingen und Einheimischen auf dem Lande habe ich selbst beobachtet, der Kampf der Wiesel gegen die Nerze entspringt meiner Phantasie. Bei den Wieselbanden handelt es sich jedoch um keine Erfindung, sie werden in verschiedenen Berichten und Büchern über das Landleben erwähnt. Und häufig suchen Nerze unsere Pumpstation auf. Genauso basiert der Kampf mit der Schleiereule auf Tatsachen. Der Naturforscher Arthur Thomson berichtete von einer Schleiereule, die ein Wiesel fing, dann jedoch ihre Unbesonnenheit bereute. Dieser großartige Vogel ist mein nächster Nachbar. Ich würde es lieber nicht mit ihm aufnehmen, wenn ich wieselgroß wäre.
    Vor langer Zeit brachte man mir bei, die Rattenfalle, die Wilderer benutzte, zu bauen und aufzustellen. In jenen Tagen wimmelten die Bauernhöfe von Ratten, und so gut wie kein Korn- oder Mehlsack blieb von ihnen verschont. Vor dem Dreschen verlegten die Bauern am Fuße der Getreidefeime auf den Feldern Maschendraht, um die Ratten, die sich dort verbargen, einzuschließen. Wenn die letzten Garben abgeholt wurden, war es möglich, daß sich mehr als zwei Dutzend Ratten in der Einzäunung befanden. Das anschließende Gemetzel war furchtbar. Damals, in meiner Jugendzeit, bekam ich zwei Pence für einen Rattenschwanz und lebte gut davon; meistens benutzte ich Drahtschlingen (die nun mit Recht verboten sind), aber auch andere Fallen.
    Die Zwölf Gründer der Seefrösche in dieser Geschichte gab es tatsächlich. Im Winter 1934/35 wurde ein Dutzend Exemplare aus Europa hier ganz in der Nähe, an der Grenze zur Romney-Marsch ausgesetzt. Im Jahre 1975 waren ihre Nachkommen in der Marsch und den angrenzenden Gebieten auf einer Fläche von mehr als 250 Quadratkilometern verbreitet. In einer warmen Nacht erfüllen ihre Stimmen das Tal, und an sonnigen Tagen können sie sehr laut sein. Der bauchrednerische Effekt ist bemerkenswert. Sehr oft habe ich es nicht geschafft, die Seefrösche zu entdecken, obwohl ihr Quaken genau vor meinen Füßen zu sein schien.
    Ein weiteres Tier verdient vielleicht noch, besonders erwähnt zu werden: die flinke Spitzmaus, die, immer wenn sie mir über den Weg läuft, von Scrats rastloser Dringlichkeit beherrscht ist. Manchmal kommt sie ins Haus herein. Vor kurzem brachte ich einen entschlossenen Eindringling mehrere Male nach draußen, mußte aber jedesmal feststellen, daß er sich im nächsten Augenblick wieder im Haus befand. Schließlich setzte ich die Spitzmaus auf dem Feldweg hinter der Pforte aus – eine beträchtliche Strecke für den kleinen Vagabunden. Nur wenige Minuten später lief er (oder war es sie?) wieder im Wohnzimmer herum. Spitzmäuse haben ein kurzes Leben; oft findet man ihre toten Körper unberührt liegen, vielleicht weil sie selbst für Aasfresser nahezu ungenießbar sind.
    Hasen, Kaninchen und Krähen sind das Thema von verschiedenen aufschlußreichen Büchern. Unglücklicherweise habe ich
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