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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel
Autoren: A.R. Lloyd
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schwarze Masse ragte drohend vor ihm auf. Kine sah die klaffenden, furchterregenden Kiefer. »Zur Seite!« Ein Wiesel kam herangelaufen. »Zur Seite. Kine!« Er rollte sich mühsam auf dem Boden, stand auf und torkelte halb betäubt weiter; Ford befand sich neben ihm. »Bring dich in Sicherheit«, rief Ford. »Ich halte sie von dir ab.«
    Kines Sinne regten sich wieder. Ford schirmte ihn ab. Der Regen prasselte herunter und wühlte die Oberfläche des Kanals auf. Kine sah, wie Gru vorwärts sprang, das Sumpfwiesel packte und es heftig hin und her schüttelte. Dann tauchte Young Heath plötzlich auf. Gru ließ ihr Opfer fallen und schlug erbarmungslos zu. Kine hörte den schrillen Aufschrei des Heidewiesels. Eine blutige Linie zeigte sich auf seiner Flanke. Das Monster folgte ihm, aber nun stürmte ein weiteres Wiesel ins Blickfeld, ein fauchender Blitz, und als Wunder angriff, kam ihr Kine zu Hilfe. Grus Rücken war dem Wasser zugewandt. Mit blutigen Lippen forderte Kine sie auf, stehenzubleiben und mit ihnen zu tanzen.
    »Mit vier Wieseln?« Sie lachte spöttisch. »Komm her, Kine, laß uns zusammen schwimmen gehen.«
    Sie stand am Ufer. Der Regen fiel stetig und spülte den Metallrost von der Pumpe ab. Wenn sie in den Kanal tauchte, überlegte Kine, würde sie ihnen entwischt sein. Sie konnten es nicht mit ihr aufnehmen – eine Wieselbande konnte es im Wasser nicht mit ihr aufnehmen. Er erinnerte sich an ihre rasende Geschwindigkeit im Fluß. »Wollen wir schwimmen«, fauchte das Monster, »und in den Tiefen kämpfen? Oder soll es lieber später sein, wenn ich mit einem neuen Gefährten und einer frischen Gefolgschaft zurückkehre? Ich werde zurückkommen, Kine. Ich bin noch nicht fertig mit diesem Tal.« Ihr Blick schweifte über die nassen Hügel. »Und mit dir«, sagte sie rauh.
    Kine rührte sich nicht. Er hörte das Rauschen des Regens – und noch ein anderes Geräusch.
    Nebelschwaden zogen träge wirbelnd vorbei. Ein Klicken war zu vernehmen, das durchdringende, lauter werdende Geräusch eines anlaufenden Motors, und mit einem ohrenbetäubenden Getöse setzte sich die Schraube in Bewegung, schlürfte das Wasser des Kanals tonnenweise in sich hinein. Gleichzeitig verstärkte sich die Strömung in den anderen Kanälen, die sich nun mit erhöhter Geschwindigkeit in den Hauptwasserweg ergossen. Schwimmpflanzen wurden büschelweise ausgerissen, Seggen krümmten sich. Die Abflußrohre ließen ein dumpfes Grollen hören. Das gesamte Entwässerungssystem war in Bewegung gekommen, die Kraft der Strömung nahm zu, wurde zu einem reißenden Sturzbach, der schäumend zum Mullen-Kanal und zu der gewaltigen Pumpe gezogen wurde.
    Kine hielt den Atem an. Wie ein Taifun kroch das Wasser die Förderschnecke hinauf; die tosende Gischt schoß in die Höhe, spritzte durch das metallene Netzwerk hindurch. Die kochenden Wogen wurden hin- und hergerissen. Nicht einmal Gru konnte darin überleben. Sie hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Nach oben schnellende Wellen griffen nach ihr. Sie zögerte einen Moment lang, dann schlurfte sie schwerfällig los, flüchtete zu der Betonwand und begann, sie hinaufzuklettern. Sprühende Gischt umhüllte sie. Das schwarze Monster kletterte höher. Schließlich erklomm Gru das Netzwerk, das sich über die Förderschnecke spannte.
    Die Wiesel beobachteten, wie sie über das zitternde Drahtgeflecht wankte. Schäumende Fontänen stiegen wie Geysire auf. Ein Fehltritt, und Gru würde durch das Netzwerk hindurchrutschen, in den brodelnden Kessel stürzen und in den gierigen Schlund hineingezerrt werden. Andererseits, wenn sie das Drahtgeflecht unversehrt überquerte, würde sie vor ihnen sicher sein, dann konnte sie ungehindert den ruhigen Fluß neben der Pumpstation erreichen. Sie mußte aufgehalten werden. Das tobende Wasser behinderte Kine, als er auf die Betonwand zusprang, die kalte Schulter hinaufkletterte und dem Monster nachsetzte. Unter ihm brandeten die Wassermassen, schossen Hunderttausende von Litern durch den riesigen Wurm.
    Seine Pfoten tasteten umher, und er betrat das Netz. Es war glitschig und vibrierte, die Drahtverbindungen zuckten und zwickten ihn. Die emporschnellenden Wasserstrahlen schlugen nach ihm. Der Tumult ließ ihn zusammenschrumpfen – betäubte ihn. Und etwas weiter vorne bewegte sich die grimmige Nerzin, Zentimeter um Zentimeter schwankte sie vorwärts. Kine tappte ungeschickt weiter. Er glitt aus; zu Tode erschrocken spürte er, wie seine Beine durch das Netz
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