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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual
Autoren: Sam Christer
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schließt er, dass es aufwärts geht. Hoffentlich bedeutet
hinauf
auch
hinaus
. In Anbetracht der Tatsache, wie tief unter dem Boden sich das Heiligtum befand, vermutet er, dass sie noch einen weiten Weg vor sich haben.
    Caitlyn sagt kaum etwas. Die traumatischen Erlebnisse der letzten paar Stunden und sieben Tage ohne Nahrung haben ihr die letzte Kraft geraubt. Es ist ein Wunder, dass sie immer noch einen Fuß vor den anderen setzt.
    »Möchtest du eine Pause einlegen?«
    »Nein, nein, lass uns lieber weitergehen. Wenn ich pausiere, komme ich wahrscheinlich nie wieder in die Gänge.«
    Sie humpeln weiter. Irgendwo hinter ihnen bricht ein ohrenbetäubender Lärm los. Ein lautes Donnergrollen rollt durch den Gang. Sie können nichts sehen, sondern die Druckwellen nur hören und fühlen. Der Boden unter ihnen bebt. Die Wände erzittern ebenfalls, und die Luft füllt sich mit Staub.
    Gideon weiß, was passiert. Ein Einsturz.
    »Wir müssen rennen.« Er packt sie um die Taille und nötigt sie dazu, sich in Bewegung zu setzen. »Der Tunnel stürzt ein.«
    Es klingt, als wäre ein unterirdisches Monstrum erwacht und nun laut knurrend hinter ihnen her. In blinder Panik stürmen sie den dunklen Gang hinauf, während die Kiefer der Bestie immer wieder knapp hinter ihren Fersen zuschnappen.
    Gideon prallt mit voller Wucht gegen eine Steinmauer. Eine Sackgasse. Der Schlag haut ihn um, und er reißt Caitlyn mit zu Boden. Sie kracht seitlich auf den Felsen und schlägt sich heftig die Hüfte an.
    Inzwischen fliegt so viel Staub und Geröll durch die Luft, dass sie kaum noch Luft bekommt. Der Gang füllt sich mit Erde und Trümmern. Sie werden lebendig begraben.
    »Wo bist du?« Sie hat ihn in der Dunkelheit verloren.
    Erdreich und Steine strömen wie ein schmutziger Fluss über ihre nackten Füße. Die Flut des Todes bricht über sie herein.
    »Gideon!
Gideon
, wo bist du?«
    Er liegt mit dem Gesicht nach unten im Geröll, das sich immer höher aufhäuft. Seine Brust fühlt sich an wie mit feuchtem Zement gefüllt. Sein Schädel brummt, und seine Nase ist gebrochen. Er braucht seine ganze Kraft, um sich auf alle viere zu hieven.
    »Gideon!« Sie klingt eher verzweifelt als hoffnungsvoll.
    »Hier«, antwortet er, »ich bin hier.«
    Aber sie kann ihn nirgendwo sehen. »Hier drüben! Gideon, ich bin hier drüben!«
    Er stolpert mit ausgestreckten Armen auf ihre Stimme zu, bis er sie schließlich erreicht hat. Über ihrem Kopf wirbelt eine Spirale aus Staub.
    »Halte mal die Hände hoch! Richtig hoch!« Ihre Stimme klingt jetzt aufgeregt.
    Er tut, wie ihn geheißen.
    Seine Finger ertasten ein raues Loch – ein Loch in einem Ausstiegsschacht, der durch die Tunneldecke nach oben führt. Er verschränkt die Hände und drückt sie gegen Caitlyns Körper. »Stell deinen Fuß in meine Hände. Nun heißt es klettern.«
    Wenn sie noch die Kraft hätte, würde sie lachen. Es ist ein Schacht.
    Wenn er von der gleichen Sorte ist wie der andere, dann dürften sie Gideons Einschätzung nach nur neun Meter von der Freiheit entfernt sein.

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    Unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte hieven sie sich nach oben.
    »Stopp!«, ruft sie. »Ein weiterer Auslöser.«
    »Versuch dich daran vorbeizuarbeiten«, rät er ihr, »und belaste ihn auf keinen Fall mit Gewicht.«
    Caitlyn tut wie geheißen. Aber sie ist schon weit oben im Schacht. Als sie hochblickt, hofft sie auf ein bisschen Licht. Sie wünscht sich so sehr, einen Blick auf ein Stück Nachthimmel zu erhaschen. Sie möchte Sternengefunkel sehen oder zumindest eine frische Brise erahnen. Aber da ist nichts, und die Luft riecht immer noch abgestanden und modrig.
    Während sie weiterklettert, denkt sie an ihre Eltern. Sie möchte sich mit ihrer Mum versöhnen, sich ganz fest in die Arme ihres Dads schmiegen und sich ausgiebig und von Herzen bei Eric entschuldigen.
    Es sind keine Vertiefungen für die Finger mehr da. Ihr ist der Platz ausgegangen. Das obere Ende des Schachts ist erreicht. Sie schlägt mit den Handflächen dagegen.
    »Der Ausgang ist blockiert«, ruft sie hinunter. In ihrer Stimme schwingt bereits wieder Panik. »Da kommen wir nicht raus, es ist alles fest abgeschlossen.«
    Gideon wünschte, er wäre vorne und könnte genau unter die Lupe nehmen, was sie gefunden hat, aber der Schacht ist zu eng, um die Positionen zu tauschen.
    »Was soll ich machen?« Sie klingt halb ungeduldig, halb ängstlich.
    »Lass mich erst mal nachdenken.« Er versucht sich die Anlage der Krypta vorzustellen.
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