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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual
Autoren: Sam Christer
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verborgenen Gängen sucht. Ohne Erfolg.
    Er hört Caitlyn stöhnen und eilt zurück an ihre Seite, wo er sich über sie beugt und seine Fackel so hält, dass er ihr ins Gesicht sehen kann. Glasige Augen. Sie hat keine Kraft mehr.
    Beruhigend tätschelt er ihr die Schulter. »Keine Sorge, dir fehlt nichts. Du bist nur ohnmächtig geworden.«
    Ihr Blick wandert von ihm zu dem Grauen des Raumes. Särge, Skelette, Kerzen. Ihr Albtraum ist noch nicht vorüber.
    Gideon denkt zurück an seine Studien, an die staubigen Ordner mit seinen Forschungsergebnissen. Er kann sich vage an ein riesiges Labyrinth erinnern. Dasjenige von Amenemhet. Berühmt als architektonische Meisterleistung, die sogar die großen Pyramiden übertraf: Hunderte von Räumen, Durchgängen, Korridoren, falschen Kammern, Sternschächten und verborgenen Falltüren.
    An der Decke hatte es dort einen versteckten Ausgang gegeben, verhüllt durch eine steinerne Falltür: Ein kleines Loch erweiterte sich zu einer Serie verborgener Räume und Durchgänge. Ein Weg führte nach draußen. Auch wenn er gespickt war mit irreführenden Kammern und tödlichen Schächten, so war es doch ein Weg nach draußen.
    Skandinavische Forscher hatten entdeckt, dass das Symbol für das Labyrinth zugleich auch für das Frühlingsäquinoktium stand, also die Zeit des Jahres, in der die Sonne für gewöhnlich der Schwärze des Winters entkam. Er blickt hoch. Sein Blick wandert zum oberen Teil des riesigen, in der Mitte des Raumes thronenden Quaders voller Artefakte. Selbst wenn sie dort hinaufstiegen, würden sie die Steinblöcke über ihren Köpfen nicht erreichen können. Trotzdem scheint es die einzige Möglichkeit für einen Ausgang zu sein.
    Er hofft, Caitlyn ist noch stark genug, um es zu schaffen. »Komm, wir müssen zusehen, dass wir von hier verschwinden.« Mit diesen Worten packt er sie am Handgelenk und führt sie zu dem riesigen Steinblock. Gideon steigt ein Stück hinauf und zieht Caitlyn dann auf die erste Ebene der Steinregale.
    »Moment.« Er legt ihre Finger an den Rand des riesigen Sandsteinquaders. »Halte dich fest. Ich muss noch eine Etage hinauf, dann ziehe ich dich …«
    Die Worte verdorren in seinem Mund.
    Er kann sehen, was sie nicht sieht: die Gestalt hinter ihr.

179
    Gideon ist zu langsam, um noch verhindern zu können, dass die Steinklinge in Caitlyns Wade dringt.
    Sie stößt einen Schrei aus und fällt vor Schreck fast von dem riesigen Sandsteinquader. Schnell packt Gideon sie am Arm und zieht sie eine Ebene höher.
    Der Meister schwingt erneut das Messer. Zu tief. Es verfehlt sein Ziel. Er schiebt sich näher, sticht erneut zu. Mittlerweile hat er sich zwar etwas näher an sie herangeschoben, doch immer noch nicht nahe genug. Ohne auf den Schmerz in seinem Bein zu achten, hievt er sich auf die unterste Ebene des Archivturms.
    Gideon zieht Caitlyn ein Stück höher und gleichzeitig um die Seite des Blocks herum, um sie aus der Gefahrenzone zu bringen. Dabei sieht er für einen Moment in die falsche Richtung. Als sich das Messer in seine Schulter bohrt, fällt er vom Quader.
    Der Meister stürzt sich auf ihn. Hier geht es um etwas Persönliches, um Stolz, um Ehre und alles, wofür es sich zu leben und zu sterben lohnt. Wieder greift er mit der Klinge an. Die Schusswaffe liegt oben auf dem Quader, so dass Gideon nicht an sie herankommt. Er lässt die tödliche Klinge in der Hand seines Vaters nicht aus den Augen. Der Meister macht einen Satz und sticht wieder zu. Da sein Sprung ziemlich wackelig ausfällt, verfehlt er auch mit der Klinge sein Ziel. Gideon entdeckt seinen wunden Punkt: Vom rechten Bein des Meisters tröpfelt Blut auf den Boden. Gideon versetzt ihm einen heftigen Tritt.
    Der Meister heult vor Schmerz laut auf und lässt das Messer fallen. Nun könnte Gideon ihm den Rest geben. Er könnte die Waffe holen und ihn erschießen, doch er tut es nicht.
    Stattdessen dreht er sich um und klettert wieder zu Caitlyn hinauf.
    »Du bist ein Narr!«, ruft der Meister, der unten auf dem Steinboden liegt und seinen Fuß umklammert. »Es gibt keinen Weg nach draußen. Ihr kommt hier nicht weg!«
    Gideon ist inzwischen ganz oben auf dem Steinquader, der den Mittelpunkt des Raumes bildet, und hilft Caitlyn, den letzten halben Meter zu erklimmen. Als sie oben auf dem höchsten Punkt des riesigen Sandsteinblocks stehen, sieht er, dass sein Vater recht hat. Es gibt keinen Weg nach draußen.

180
    Der Meister humpelt von der Krypta der Alten zurück. Er weiß,
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