Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual
Autoren: Sam Christer
Vom Netzwerk:
Gespür dafür entwickeln.« Seine Hände verschwinden, und in dem schwachen Licht kann sie nur noch ein wenig von seinem Kopf sehen. Sie geht in die Hocke und lässt sich in die Schwärze gleiten. Endlich wieder im dunklen Loch, denkt sie sarkastisch. Ihr Geist rebelliert, ihr Körper erstarrt. Sie schafft das nicht noch einmal. Sie kann nicht hinein in dieses Loch.
    Aber sie muss. Sie muss Gideon folgen, ihm vertrauen.
    Ihre ehemals so schön manikürten Zehen reiben über den rauen Sandstein, bis sie die Kerben findet und in das schwarze Unbekannte hinabsteigt.
    Ihr linker Fuß trifft auf eine ungewöhnlich stabile Stufe, eine Art Steinknauf, der aus der Wand herausragt. Er erlaubt es Caitlyn, ihr Gewicht von ihrem verletzten Fuß auf den anderen zu verlagern. Sobald sie das getan hat, ertönt ein schreckliches Geräusch. Es klingt, als würde direkt über ihrem Kopf ein Zug durch einen Tunnel donnern.
    »Was ist da los?«, ruft Gideon unter ihr.
    Sie hat keine Ahnung. Ratlos blickt sie nach oben.
    Irgendetwas schiebt sich über den Schacht. Eine Steinplatte raubt ihnen das ohnehin schon schwache Licht. Caitlyn sieht zu, wie sich oben die letzte Lücke schließt. Mit einem dumpfen Geräusch rastet die Steinplatte ein, dann folgt tödliche Stille.
    Sie sitzen in der Falle.

183
    Während der Arzt die Wunde des Meisters mit einem elastischen Verband umwickelt, wiederholt Grus die Schreckensnachricht. »Die Krypta ist leer. Wir haben sie von oben bis unten durchsucht. Falls sie dort waren, sind sie es jetzt nicht mehr.«
    »Sie standen oben auf dem Mittelblock.« Man hört seiner Stimme an, dass er Schmerzen hat. »Ich habe sie mit eigenen Augen hinaufklettern sehen. Sie waren auf jeden Fall da.«
    »Glaubst du, ich ignoriere, was du sagst?«, fragt Grus. »Wir haben alles abgesucht, einschließlich des Mittelblocks.«
    »Ich bin hinaufgestiegen, Meister«, fügte einer von den Spähern hinzu, »und zwar bis ganz nach oben. Das Dach ist unerreichbar. Von dort oben kann auf keinen Fall jemand entkommen sein.«
    Der Meister schwingt die Beine vom Steintisch und richtet sich auf. Als das Blut in seinen Kopf zurückströmt, wird ihm für einen Moment schwindelig. »Dann sind sie noch in dem Raum.«
    Grus beugt sich dicht über seinen alten Freund. »Glaub mir, das sind sie nicht. Sonst hätten wir sie gefunden.«
    »Dann müssen sie hinter meinem Rücken aus der Krypta entwischt sein.« Er belastet sein lädiertes Bein und verzieht das Gesicht.
    »Du solltest dich jetzt wirklich ein bisschen ausruhen. Eine frisch ausgebrannte Wunde darf man nicht überstrapazieren.«
    Der Meister ignoriert ihn. »Durchsucht den Bereich ein letztes Mal, damit müssen wir uns begnügen.« Ein Ausdruck des Scheiterns breitet sich auf seinem Gesicht aus. »Grus, du weißt, was du zu tun hast, oder?«
    Grus nickt. Er weiß es nur allzu gut.

184
    Ein paar Sekunden lang hängen sie wie versteinert in dem Schacht, erstarrt in der erstickenden Dunkelheit. Sie sehen nichts, und in der heißen, stehenden Luft ist auch nichts zu hören – mal abgesehen von ihrem eigenen, etwas gepresst klingenden Atemgeräusch und dem Schaben ihrer Füße.
    Caitlyn gerät in Panik. »Wir werden ersticken. O nein, lieber Gott, bitte nicht!«
    »Bleib ganz ruhig.« Gideon klettert ein Stück zu ihr hinauf. »Hör auf, Caitlyn.« Er greift nach ihr und stößt mit der Hand auf einen Fuß. Er berührt ihn. Stellt Körperkontakt her. »Bitte beruhige dich. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, damit wir hier wieder herauskommen.«
    Sie schließt die Augen und versucht, die stinkende Schwärze des Schachts mit ihrer eigenen inneren Schwärze zu verdrängen. Sie atmet langsam durch die Nase ein, und langsam durch den Mund wieder aus.
    Gideon hört, wie sich der langsame Rhythmus über ihm aufbaut. Er wartet noch einen Moment, dann fragt er: »Was ist passiert? Hast du an etwas gezogen oder bist auf irgendetwas getreten?«
    »Ja, ich bin auf etwas getreten.« Sie klingt den Tränen nahe. »Es tut mir so leid! Das Ding ist jetzt ungefähr auf Höhe meines Knies. So eine Art Mauervorsprung.«
    »Das passt.«
    Gideon weiß, dass die Gräber der Antike oft mit Mechanismen ausgestattet waren, die Plünderungen verhindern sollten. Er zieht sich noch ein wenig weiter hoch und tastet nach dem Vorsprung. Der Stein ist glatt und unauffällig, was Größe und Form betrifft: ein strategisch günstig platzierter kleiner Block, und gleich daneben ein weiterer, tiefer im Mauerwerk
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher