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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual
Autoren: Sam Christer
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gelegener. Sobald ein gewisser Druck darauf ausgeübt wird, verschiebt sich das Gegengewicht, wodurch dann wiederum die Steinplatte über die Öffnung des Schachts gleitet. Ganz einfach. Einfach und tödlich.
    »Wir sitzen in der Falle, oder?« Sie bemüht sich um einen gelassenen Tonfall, zittert in Wirklichkeit aber vor Angst.
    »Zurück können wir jedenfalls nicht, das steht fest.« Gideon lässt ihr Zeit, das zu begreifen. »Wir müssen weiter nach unten klettern. Steig nicht mehr auf irgendwelche Mauervorsprünge. Solltest du noch einmal so einen Auslösemechanismus spüren, dann sag es mir bitte.«
    Sie atmet noch einmal tief ein. »In Ordnung.«
    Sie spürt und hört, wie er weiter nach unten steigt. Ihr selbst fällt es zunehmend schwerer, sich festzuhalten. Sie weiß, dass die Kraft in ihren Gliedmaßen allmählich nachlässt, und findet keinen festen Tritt mehr.
    »Stopp! Stopp!« Sein Schrei lässt sie mitten in der Bewegung innehalten. »Ich habe auch so einen Vorsprung gefunden«, erklärt Gideon.
    Er streicht mit dem Zeh darüber. Zweifellos handelt es sich um einen weiteren Auslösemechanismus. Aber was genau löst er aus? Dass sich etwas öffnet? Oder sich wieder etwas schließt, so dass sie womöglich bis ans Ende ihrer Tage in dem Schacht eingesperrt bleiben?
    Oder handelt es sich nur um ein Attrappe?
    Sollten sie das Ding ignorieren und weiterklettern? Andererseits könnte es sich als genauso tödlich erweisen, etwas
nicht
auszulösen.
    In Gideons Kopf dreht sich alles. Selbst die unterste Bodenplatte des Schachtes könnte so ein Auslösemechanismus sein. Es ist durchaus denkbar, dass sich, wenn sie daraufsteigen, eine verborgene Lawine aus Sand, Kalk oder Kreide löst oder sogar Felsbrocken.
    Sie könnten lebendig begraben werden.

185
    »Nichts«, berichtet Grus. »Sie sind nirgendwo zu finden.«
    Der Meister hat sein verwundetes Bein hochgelagert. »Bist du sicher?«
    Grus nickt. »Wir haben alles systematisch abgesucht, Kammer für Kammer, Gang für Gang.«
    »Dann sind sie weg«, antwortet der Meister, »das ist die einzige logische Schlussfolgerung.« Grus spricht nur ungern aus, was ihm durch den Kopf geht, aber er muss es tun. »Uns bleibt keine Zeit mehr, um das Ritual zu vollenden. Wir sollten Anweisungen erteilen, dass wir die Säuberer, Träger und Späher nicht mehr benötigen. Unsere ausländischen Brüder müssen verständigt werden. Es sind etliche Vorkehrungen zu treffen.«
    Mühsam und unter Schmerzen kämpft sich der Meister in eine stehende Position. »Du hast recht, wir haben versagt.« Er korrigiert sich. »
Ich
habe versagt.«
    Grus weiß, dass keine Zeit ist für beruhigende, verzeihende oder sentimentale Worte. »Habe ich deine Erlaubnis, alle anderen Feierlichkeiten abzusagen und zum Notfallplan überzugehen?«
    »Die hast du.« Er breitet die Arme aus, und die beiden Männer umarmen sich. »Sorge dafür, dass das Heiligtum binnen der nächsten zehn Minuten geräumt wird. Ich werde zu den Geheiligten gehen und anschließend den Gang benutzen.«
    Grus nickt. »Uns bleibt keine andere Wahl.«

186
    »Was ist los?«, ruft Caitlyn. »Was hast du vor?«
    Gideon weiß es selbst nicht.
    Sein Herz schlägt viel zu schnell.
    »Im Moment lege ich gerade eine kurze Verschnaufpause ein«, lügt er, während er seine Zehe vorsichtig von dem Auslösemechanismus nimmt. Er findet an einer anderen Stelle Halt und entspannt sich ein wenig. »Pass auf, wenn du weiter absteigst, da ist noch einmal so ein Ding.«
    »In Ordnung.« Ihre Finger rutschen ab. Sie stemmt den Rücken gegen den Schacht und spreizt sich mit beiden Beinen an der Gegenseite ein, ehe sie abrutschen kann. Insofern war die ganze Zeit, die sie im Heiligtum auf engstem Raum eingesperrt war, sogar für etwas gut.
    »Geht es einigermaßen?«
    »Ich hatte den Halt verloren.« Sie tastet die Wand ab und ist froh, als sie wieder eine gute Stelle für ihre Finger findet. »Jetzt geht es wieder. Steig ruhig weiter ab.«
    Das kann er nicht.
    Gideon hat den Grund des Schachts erreicht. Er zieht den Fuß zurück.
    Wieder übermannt ihn ein Gefühl von Unsicherheit. Er versucht auszurechnen, wie weit sie schon abgestiegen sind. Mindestens fünfmal seine Länge – fünfmal eins achtzig. Sie befinden sich also rund neun Meter tiefer als vorher. Soweit er sich erinnern kann, war der zentrale Block der Krypta etwa fünf Meter hoch gewesen, so dass sie sich mittlerweile schon ein ganzes Stück unter dem Boden des Raumes aufhalten
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