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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual
Autoren: Sam Christer
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Erst waren sie den rund fünf Meter hohen Quader hochgestiegen, dann insgesamt neun Meter abgestiegen. Der Fluchttunnel befand sich also vier Meter unter dem Boden der Krypta, verlief jedoch ansteigend, so dass sie am Ende wohl wieder auf Bodenhöhe der Krypta angekommen waren. Seit ihrem Einstieg in den zweiten Schacht sind sie nach seiner Einschätzung erst ungefähr zwei Meter geklettert, so dass sie sich vermutlich immer noch drei oder vier Meter unter der Erdoberfläche befinden.
    »Nimm mal deine Hände vom Dach des Schachts«, ruft er hinauf. »Ich probiere etwas aus.«
    Caitlyn wartet. Er positioniert sich über dem Loch und stellt dann absichtlich sein ganzes Gewicht auf den Auslöser rechts von ihm. Zuerst passiert gar nichts. Dann gleitet die Steinscheibe über ihren Köpfen langsam zurück.
    »Es bewegt sich was! Das Ding geht auf!«
    Ihre Begeisterung legt sich gleich wieder. Noch immer ist kein Himmel zu sehen, nur wieder ein weiterer Schacht.
    »Klettere weiter«, drängt er sie. »Nach ungefähr einem Meter wirst du rechts von dir wieder einen Auslöser finden. Tritt ja nicht auf irgendetwas zu deiner Linken.«
    Wie von Gideon angekündigt, wird sie auf der rechten Seite fündig. »Was soll ich jetzt machen?«, fragt sie ihn voller Aufregung.
    Er zögert. Sie haben alles zu gewinnen und alles zu verlieren. Er schließt die Augen. »Tritt mit vollem Gewicht darauf.«
    Caitlyn schiebt sich nach oben und steigt mit dem rechten Fuß auf den Mauervorsprung. Nichts rührt sich. Sie nimmt den linken Fuß auch noch mit dazu. Nun steht sie mit dem ganzen Gewicht auf dem Vorsprung. Erdreich und Steinchen prasseln auf ihren Kopf herunter. Vor Schock und Angst ringt sie keuchend nach Luft. Ein weiterer Schwung Erde und Sand landet auf ihr und rieselt hinunter zu Gideon.
    Frische Luft. Für Caitlyn das erste Mal seit einer ganzen Woche. Den letzten Meter springt sie fast hinauf. Ihre Finger berühren nasses Gras. Nachtluft, Feuchtigkeit, tausend Sinneseindrücke stürmen auf sie ein. Für sie haben die Geräusche, die sie im Freien hört, eine unglaubliche Süße. Endlich! Sie fühlt sich endlich wieder frei.
    Mühsam hievt sie sich aus dem Loch und rollt sich auf den Rücken. Als Gideon schließlich aus dem Schacht klettert und neben ihr zusammenbricht, lacht sie immer noch.
    Ein kühler Wind weht über die von Bomben verwüsteten Felder. Begierig saugen Caitlyn und Gideon die frühmorgendliche Luft ein. In ihrer Euphorie und Erschöpfung registrieren die beiden weder den auf sie zusteuernden Jeep noch wer ihn fährt.

190
    »Halt vor ihnen an!«, ruft Grus dem am Steuer sitzenden Beamten zu. Er und Aquila machen sich bereit. Beide tragen noch das Sackleinengewand der Zunft. Die auf und ab wippenden Scheinwerfer des Jeeps schneiden durch das graue Zwielicht und erfassen schließlich Gideons und Caitlyns verschrammte Körper. Wenige Minuten nachdem sie alle das Heiligtum geräumt hatten, war der Meister herausgekommen und hatte im Militärlager angerufen. In seiner Funktion als Lieutenant Colonel hatte er den Befehl zu dem Luftangriff durch den Apache gegeben und dann selbst das Weite gesucht.
    Grus hatte nicht damit gerechnet, hier auf Gideon und das Opfer zu stoßen. Er suchte lediglich irgendwo außerhalb des Militärgebiets eine unauffällige Parkmöglichkeit für sein Auto.
    Gideon wendet sich dem grellen Licht entgegen. Endlich Hilfe. Während er eine Hand schützend über die Augen hält und bereits im Begriff ist, etwas zu dem Fahrer hinüberzurufen, bemerkt er, dass der Mann, der auf ihn zukommt, eine Waffe trägt. Selbst wenn er noch die Kraft hätte davonzulaufen, wüsste er nicht, wo er sich noch verstecken sollte. Hier gibt es kein Entkommen.
    Grus stößt ein hohles Lachen aus. »Ein letztes Geschenk der Geheiligten: der verräterische Sohn und die Frau, die alles verdorben hat. Sieht so aus, als müsste sie nun doch noch sterben.«
    Er entsichert die Pistole und kommt näher. Plötzlich strahlen die Hochleistungsscheinwerfer des Apache mit einem Strom aus gleißendem weißem Licht auf. Aus dem benachbarten Feld schallt ein Megaphon herüber: »Hier spricht die Polizei. Lassen Sie die Waffe fallen. Sie sind umzingelt.«
    Von Grus’ Gesicht ist bereits abzulesen, dass das nicht passieren wird. Er kennt die Stimme. Es ist Jimmy. Ausgerechnet sein eigener Sohn. Als er zur Seite blickt, erhascht er im Halblicht jenseits der Suchscheinwerfer einen schnellen Blick auf Männer in schwarzen Uniformen. Sie
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