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Das Stonehenge-Monstrum

Das Stonehenge-Monstrum

Titel: Das Stonehenge-Monstrum
Autoren: Jason Dark
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nahm eher an, daß sie zu den Zuschauern der dämonischen Prozession gehörten, deretwegen ja auch ich gekommen war. Ich sah sie gegenüber auf der anderen Straßenseite, aber auch in meiner Nähe.
    Zum Beispiel rechts von mir war jemand erschienen, den ich nicht gehört hatte. Wie ein Geist war er gekommen, hatte sich materialisiert und blieb stehen. Nichts geschah.
    Und gerade die Tatsache gefiel mir überhaupt nicht. Ich mußte einfach davon ausgehen, daß sich einiges zusammenbraute. In die tote Straße war das Leben hineingeglitten, ohne allerdings so zu wirken. Es blieb blaß und stumm. Es wartete ab, es lauerte, und keiner der Zuschauer machte sich irgendwie bemerkbar. Keiner sprach mich, den Fremden, an. Sie unterhielten sich nicht untereinander, sie blieben eingepackt in ihre Stille.
    Das alles spielte sich auf einer großen Freilichtbühne ab, die von den Statisten mittlerweile betreten worden war. Aber wo, zum Henker, blieben die Hauptdarsteller? Oder würden sich die Statisten plötzlich in sie verwandeln?
    Auch damit mußte ich rechnen. In dieser einsamen Straße war eben alles möglich.
    Auch Schrittgeräusche waren so gut wie nicht zu hören. Jeder bewegte sich so lautlos wie möglich, und nur deshalb fiel mir wahrscheinlich das Zischeln auf.
    Als ich den Kopf drehte, grinste mich der ›Geist‹ an. Er hatte mich angesprochen. Ich war froh, unterbrochen worden zu sein und holte erst einmal tief Luft, bevor ich eine Frage stellte.
    »Was willst du?«
    »Dich begrüßen.«
    »Wie freundlich«, sagte ich nur.
    Er kam näher. Ich konnte ihn besser sehen. Sein Anblick ließ mich nicht eben jubeln. Ich verzog die Nase, da ich das Gefühl hatte, er würde nach kalter Asche riechen. Seine Kleidung war dunkel. Ob er einen Pullover oder nur ein Hemd trug, konnte ich nicht erkennen. Bei den herrschenden Temperaturen tippte ich eher auf letzteres. Auch die Hose zeigte eine schwarze Farbe, und von seinen Haaren konnte ich deshalb nichts erkennen, weil er sie durch eine Strickmütze verdeckte. Sie war so tief in die Stirn gezogen, daß der Rand sie waagerecht in zwei Hälften spaltete. Er nickte mir zu.
    »Kennen wir uns?«
    »Nur indirekt.«
    Ich überlegte, was er damit gemeint haben könnte. Wieder lachte er leise. »Jetzt stehst du auf dem Schlauch – oder?« Während er sprach, schaute er sich immer wieder um. Er bewegte dabei heftig den Kopf, als hätte er Angst davor, daß andere uns sehen und unser Gespräch auch belauschen konnten.
    »Ja, ich bin etwas überfragt.«
    Er freute sich, was mir sein breites Grinsen auch anzeigte. »Seid ihr Bullen denn so blöd?«
    Er wußte Bescheid. Ich schwieg, doch der Kerl ließ sich nicht davon abbringen, daß ich ein Bulle war. »Ich habe euch den Tip zukommen lassen und hätte deshalb angenommen, daß sie einen anderen schicken als dich, einen der Bescheid weiß, verstehst du?«
    Jetzt verstand ich ihn. »Du bist der Informant.«
    »Bravo.«
    »Okay, wunderbar, freut mich wirklich. Was hast du mir zu bieten?«
    »Die große Schau.«
    »Auf die ich leider noch warte.«
    »Sie wird gleich beginnen.«
    »Du sprichst von der Prozession?«
    Der Namenlose nickte und vergaß nicht, sich dabei immer wieder umzuschauen, ob er nicht doch irgendeinen Typen erkennen konnte, der ihn beobachtete.
    Wahrscheinlich nicht, denn alles blieb still. Keiner zeigte für uns Interesse. »Diese Nacht ist eine besondere«, redete er weiter. »Sie ist außergewöhnlich.«
    »Ja, sehr schwül.«
    »Das meine ich nicht.«
    »Was dann?«
    Er kam nicht näher, hob dafür seine Stimme an, damit ich sicher sein konnte, von ihm auch verstanden zu werden. »Heute werden sie ihm zu Ehren einiges unternehmen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Bulle.«
    »Ich heiße übrigens John.« Meinen Nachnamen wollte ich nicht sagen.
    »Ich bin Whisper«, sagte er.
    »Ach ja? Der Flüsterer?«
    »Genau. Manchmal bin ich wie der Wind. Man hört mich nur, aber man sieht mich nicht. Ich komme auch in jede Ecke, nichts ist vor mir sicher, und Nächte wie diese hier, wo wir auf die Prozession warten, liegen mir besonders am Herzen.«
    »Was unterscheidet sie denn von den anderen Nächten?«
    »Sie werden kommen, und sie werden sich ein Opfer holen, John.« Er öffnete den Mund und fing an zu lachen. »Ist das nicht außergewöhnlich? Ist das nicht irre?«
    »Was meinst du mit Opfer? Einen Menschen?«
    Whisper nickte sehr langsam und bedächtig. »Genau das meine ich damit. Sie werden ihm einen Menschen opfern.«
    »Und wer
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