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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett
Autoren: Kjell Eriksson
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und fest daran glaubt, es auch zu gewinnen. Ohne jeden Zweifel.«
    »Ungefähr wie wir«, meinte Riis. »A winning team.«
    »Sie wollen an die Börse gehen. Was bedeutet das? Viel Geld? Es steht sicher einiges auf dem Spiel, aber da kenne ich mich nicht besonders gut aus«, sagte Sammy Nilsson.
    »Ausgerechnet jetzt, ist einem der Angestellten rausgerutscht«, sagte Haver.
    »Könnte es einen Zusammenhang mit der Firma geben, oder geht es um ein reines Familiendrama?«
    Die Frage des Leiters vom Führungs- und Lagedienst blieb unbeantwortet.
    »Hatte Josefin Cederén Verbindung zu dem Unternehmen?«
    »Das sind ganz schön viele Fragen«, meinte Wende, der in letzter Zeit etwas mutiger geworden war. Früher hatte er bei den Besprechungen die meiste Zeit geschwiegen und immer nur dann gesprochen, wenn eine Frage direkt an ihn gerichtet wurde. Ottosson wollte zwar frische Stimmen hören, aber gleichzeitig irritierte ihn Wendes neue Rolle ein wenig. Ich vermisse Ann, dachte er, so einfach ist das.
    »Wir werden einer Frage nach der anderen nachgehen, oder besser noch, allen gleichzeitig«, sagte Sammy Nilsson. »Ich glaube, es ist allen einigermaßen klargeworden, wie die Arbeitsaufgaben verteilt sind. Heute ist Mittwoch. Molin sitzt bei MedForsk und wühlt sich durch Cederéns Computer und Papiere. Fredriksson ist draußen in Vreta. Im Laufe der nächsten vierundzwanzig Stunden werden wir über die finanziellen und privaten Verhältnisse von Familie Cederén Bescheid wissen, wir werden Sven-Erik Cederéns Weg am heutigen Tag rekonstruiert und zumindest das Auto gefunden haben.«
    Sie brachen auf. Ottosson blieb allein im Besprechungszimmer zurück. Schweigend saß er am Tisch, studierte die Fotos der Spurensicherung, eins nach dem anderen. Er murmelte etwas Unverständliches. Kann man wirklich seine Tochter überfahren? fragte er sich. Nach den Sommerferien wäre sie in die Schule gekommen.
    Als er das Bild in die Hand nahm, auf dem die ausgestreckte Hand der Frau und die Furchen, die ihre Finger in den Schotter gegraben hatten, zu sehen waren, stellte er sich vor, wie sie gekämpft haben mußte.
    Ottosson spürte, daß er Kopfschmerzen bekam. Nicht nur sein Kopf, sein ganzer Körper war schwer. Am Morgen hatte er sich noch über das schöne Wetter gefreut, über den beginnenden Sommer und auf die morgendliche Besprechung mit Sammy Nilsson und Lindell, denn er hatte soeben die Genehmigung erhalten, die Gehälter der beiden zu erhöhen.

4
    Auf dem äußersten Rand des Bootsstegs hockte eine Möwe. Es sah fast aus, als betrachte sie ihr Spiegelbild im Wasser und bewundere ihr weißes Gefieder, die sanfte Biegung des Schnabels und den Glanz der Augen. Ihr Kopf drehte sich ein wenig, so als hätte sie Edvards Schritte gehört oder als wolle sie eine andere Perspektive auf ihr Spiegelbild bekommen.
    Stolz, dachte Edvard, das ist es, was sie sieht. Er ließ sich auf dem krumm gewachsenen Kiefernstamm nieder. Die hellbraune Rinde pflegte ihm ein wenig zusätzliche Wärme zu schenken, aber heute war das gar nicht nötig. Das Thermometer näherte sich der 25-Grad-Marke. Unbewußt rieb Edvard sich das Knie. Beim Sturz von einer Leiter hatte er sich eine häßliche Wunde zugezogen, er fühlte den Schmerz darin pochen.
    Der Möwe schien seine Nähe nichts auszumachen. Vielleicht erkannte sie ihn wieder. Du sitzt auf meinem Platz, dachte er, aber das geht schon in Ordnung. Spiegel dich ruhig und träum ein wenig. Es gab einen Hauch von Nachdenklichkeit bei dem Vogel, der Edvard gefiel. Sie ist vielleicht ganz zufrieden mit diesem Tag, verdaut gerade eine Plötze und genießt die Wärme. Oder es ist genau umgekehrt: Sie trauert, sie hat etwas verloren. Vielleicht hat sie den Fisch fallen lassen.
    Edvard wollte sie nicht stören, war jedoch ein wenig irritiert darüber, daß sie so lange auf dem Bootsanleger verharrte. Er hüstelte diskret, aber es nutzte nichts. Die Möwe blieb sitzen.
    Edvard wartete. Viola, die alte Frau, der das Haus gehörte, in dem er wohnte, kochte, und sie würden bald essen. Er wollte vorher noch einen Moment auf dem Bootssteg stehen.
    Plötzlich hob der Vogel ab, kreiste über der Bucht und ließ seinen Kot über dem mattgrünen Wasser fallen. Edvard stand sofort auf und trat auf den Steg hinaus. Einen Moment lang überlegte er, ob er baden sollte, beschloß jedoch, damit bis zum Abend zu warten. Es würde das erste Bad des Jahres sein.
    Die Wassertemperatur vor Gräsö im nördlichen Uppland hatte lange
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