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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett
Autoren: Kjell Eriksson
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und den Menschenversuchen. Der spanische Polizist lauschte ihrem Bericht, ohne sie zu unterbrechen, und schwieg auch anschließend lange. Lindell glaubte schon, die Leitung wäre unterbrochen worden, als Moya sich räusperte. »Ich schäme mich für die Menschen«, sagte er nur.
     
    Auf dem Weg zu ihrem Auto begegnete sie Beatrice.
    »Wie geht’s?« fragte Beatrice, und Lindell mißfiel ihr forschender Blick.
    »Ich bin müde«, antwortete Lindell kurz angebunden.
    »Darf ich dich etwas fragen, Ann? Bist du schwanger?«
    Lindell spürte, wie die Maske, die sie aufgesetzt hatte, sich in nichts auflöste.
    »Ja«, sagte sie und war ihrer Kollegin in diesem Moment sehr dankbar.
    »Ich hatte es mir beinah gedacht«, sagte Beatrice. »Was sagt Edvard dazu?«
    Lindell begann zu weinen.
    »Will er das Kind nicht haben?« fragte Beatrice.
    »Es ist nicht von ihm.«
    »Oh, verdammte Scheiße.«
    Beatrice fluchte nur selten. Als sie Lindells angsterfülltes Gesicht sah, trat sie einen Schritt näher.
    »Bist du auch sicher, daß du schwanger bist? Hast du einen Schwangerschaftstest machen lassen?«
    Lindell schüttelte den Kopf. Nicht einmal dazu hatte sie sich durchringen können, aber Beatrice schien Verständnis dafür zu haben.
    »Mach erst einmal einen Test«, sagte sie, »dann hast du Gewißheit.«
    Lindell nickte. Sie fühlte sich wie ein Teenager.
    »Du mußt jetzt besser auf dich aufpassen«, sagte Beatrice.
    »Du hast nur einen Körper und ein Leben.«
    »Ich weiß«, erwiderte Lindell heiser. Sie setzte sich mit widersprüchlichen Gefühlen in ihr Auto. Sie wollte weiterreden, gleichzeitig aber ihre Ruhe haben. Sie sah die Kollegin an, die ihre Hand zum Gruß hob, fuhr aus der Garage und verschwand.
     
    Am nächsten Tag wurde Mortensen erneut verhört. Er stritt jede Kenntnis von Versuchen an Menschen und von dem Dokument, das sie in seinem Haus gefunden hatten, ab.
    »Dieses Papier sehe ich zum ersten Mal«, beharrte er zwei Stunden lang.
    Er wiederholte, daß er Gabriella Mark ermordet habe, verweigerte darüber hinaus jedoch jede weitere Zusammenarbeit. Mittlerweile stand ihm ein Anwalt zur Seite, der allerdings die meiste Zeit schwieg, so als könne er nicht recht begreifen, daß sein Klient in solch schwere Verbrechen verwickelt war. Am Ende der Vernehmung sagte Mortensen, daß er keine Besuche wünsche.
    Nach dem Mittagessen rief Moya an.
    »Wir haben heute morgen alles besprochen«, begann er. »Es wurde beschlossen, daß wir in der Angelegenheit nicht weiter ermitteln.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Lindell atemlos.
    »Wir werden die Suche nach Urbano intensivieren, aber mit den Geschehnissen in der Dominikanischen Republik werden wir uns nicht befassen.«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Dazu kann ich nichts sagen«, erwiderte Moya. »Angesichts der Tatsache, daß das Verhältnis zu einem anderen Land berührt ist, bin ich jeglicher Verantwortung für Ermittlungen in dieser Richtung entbunden worden.«
    »Das ist doch unfaßbar«, sagte Lindell. »Das heißt nichts anderes, als daß die ganze Sache unter den Teppich gekehrt werden soll.«
    »So würde ich es nicht ausdrücken«, meinte Moya, aber sie hörte seiner Stimme an, daß er ihre Meinung teilte.
    »Es tut mir wirklich sehr leid«, fügte er noch hinzu, »mir sind jedoch die Hände gebunden. Wenigstens ist dort niemand ums Leben gekommen.«
    Sie beendeten das Gespräch in formellem Ton. Lindell versprach, eine übersetzte Kopie der Protokolle von den Vernehmungen mit Mortensen zu schicken, und Moya versicherte seinerseits, wieder von sich hören zu lassen, sobald er etwas Neues wisse.
    Lindell ging zu Ottosson und berichtete von dem Telefonat mit Moya. Nach einem Moment des Schweigens rief der Kommissariatsleiter den Polizeipräsidenten an.
     
    Drei Stunden später kam ein Fax vom Landespolizeiamt. Wortreich wurde erklärt, daß die spanische Polizei die formelle Verantwortung für die Ermittlungen im Zusammenhang mit den Versuchen in der Dominikanischen Republik trage. Die mutmaßlichen Gesetzesverstöße seien von einem spanischen Unternehmen verübt worden. Unterzeichnet war das Schreiben von einem gewissen Polizeidirektor Morgan beim Landespolizeiamt.
    Lindell verließ das Präsidium, ohne mit jemandem zu sprechen. Es hatte angefangen zu regnen. Die Temperatur lag bei knapp über zehn Grad.
     
    Auf Gräsö saß Edvard Risberg, an das Hühnerhaus gelehnt, und hatte die Beine ausgestreckt. Viola erntete Frühkartoffeln. Über dem Schärenmeer
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