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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett
Autoren: Kjell Eriksson
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Haftwächter anzufordern, der Mortensen abführen konnte.
    Als Mortensen in Untersuchungshaft gebracht worden war, gingen Lindell und Haver in ihre Büros. Haver, um zu Hause anzurufen, und Lindell, um mit dem Staatsanwalt zu telefonieren.
     
    Die Nachricht verbreitete sich schnell im ganzen Haus, und mehrere Kollegen kamen, um zu gratulieren. Der Polizeipräsident rief ebenfalls an; Lindell nahm seine Lobeshymnen teilnahmslos entgegen. Sie konnte keine wirkliche Freude empfinden. Die Ermittlungen waren noch längst nicht abgeschlossen. Mortensen mußte mehrfach verhört werden, ebenso wie einige andere Angestellte von MedForsk. Die Spurensicherung würde Mortensens Haus durchsuchen, und sie mußten Moya über die Fortschritte in Schweden auf dem laufenden halten. Die Suche nach Jaime Urbano, dem mutmaßlichen Mörder der Familie Cederén, würde fortgesetzt werden.
    De Soto mußte natürlich auch verhört werden, aber Lindell stufte die Chancen, ihn wegen Anstiftung zum Mord verurteilen zu können, als gering ein. Es hing ein wenig davon ab, was Moya noch herausfand. Sie redete eine Weile mit Fritzén, der ihre Meinung über den Fall teilte. Wenn es der spanischen Polizei nicht gelang, Urbano zu finden, würde ihnen de Soto entwischen.
     
    Nachdem der Staatsanwalt gegangen war, blieb Lindell noch an ihrem Schreibtisch sitzen. Sie mußte so oft an Edvard denken, daß es sie erschreckte; sie schämte sich dafür, daß sie ihn so plump behandelt hatte. Sie erinnerte sich an seinen ruhigen Blick, als er erfuhr, daß sie ein Kind erwartete, und an die Worte über seine Liebe zu ihr. Daß er nicht mehr so weit von ihr entfernt leben konnte. Mehr als zwei Jahre hatte sie sich danach gesehnt, ihn das aussprechen zu hören. Für einen hölzernen Kerl wie ihn waren das große Worte.
    Jetzt war das alles vorbei. Sie war wie versteinert. Sie konnte nichts mehr ungeschehen machen. Wenn sie doch nur ihren Mund gehalten und sich noch eine Woche zum Nachdenken gelassen hätte.
    »Edvard«, sagte sie lautlos.
    Sie wußte, daß sie sich noch lange in Gedanken mit ihm unterhalten würde.
     
    Lindell wurde durch das Klingeln des Telefons wieder ins Leben zurückgeholt. Es war Ryde. Der rote Skoda von MedForsk war untersucht worden. Es lagen zwar noch nicht alle Analysen vor, aber Ryde glaubte nicht, daß sie auf etwas Wichtiges stoßen würden. »Nur eins ist mir aufgefallen«, meinte er. »Ein Stück Fallobst, wahrscheinlich von einem Apfel, das im Profil des rechten Vorderreifens sitzt.«
    Lindell erinnerte sich an den Apfelbaum. Sie erzählte Ryde davon, und er gluckste zufrieden.
    »Gratuliere«, beendete er das Gespräch.
    Urlaub, dachte sie. Noch zwei, drei Tage mit Verhören und Schreibarbeit, dann würde alles vorbei sein. Für dieses Mal.
    Das Telefon klingelte wieder. Lindell starrte den Apparat an, als wäre es ein fremder Gegenstand. Es klingelte immer weiter. Beim sechsten Klingeln erwachte sie zum Leben, griff mit einer schnellen Bewegung nach dem Hörer, aber im gleichen Augenblick klickte es am anderen Ende der Leitung. Das Freizeichen war zu hören, und Ann Lindell war den Tränen nah.

32
    Lindell bat Berglund und Haver, sich um Mortensens Haus zu kümmern. Sie selbst war so erschöpft, daß sie in ihrem Büro sitzen blieb. Sie dachte an Edvard. Hatte er eben angerufen? Vielleicht hatte er nachgedacht. War seine Liebe so groß, daß er über ihre Untreue und Grausamkeit hinwegsehen konnte?
    Als das Telefon erneut klingelte, griff sie gleich nach dem Hörer. Es war ein Journalist von TV4, der einen Kommentar zur Aufklärung des Mordes an Gabriella Mark haben wollte. Wie er so schnell davon erfahren konnte, war Lindell ein Rätsel, aber sie vermutete, daß jemand im Haus ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert hatte.
    Mechanisch berichtete sie, daß eine Verhaftung erfolgt und ein Geständnis abgelegt worden sei. Die illegalen Tierversuche an Affen erwähnte sie nicht. Als der Journalist sie dreißig Minuten später im Fernsehstudio haben wollte, lehnte sie rigoros ab.
    Josefin und Gabriella, zwei Frauen in ihrem Alter, ermordet. Ebenso Emily, ein kleines Mädchen. Josefin war schwanger gewesen, wie sie selbst es vermutlich war. Bilder aus den Ermittlungen gingen Lindell durch den Kopf und ließen ihr keine Ruhe. Nie zuvor hatte sie Normalität so vermißt wie jetzt. Ein normales Leben mit einem normalen Mann schien ihr das einzig Mögliche zu sein. Haver führte dieses Leben, genau wie Ottosson und vielleicht
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