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Das spanische Erbe

Das spanische Erbe

Titel: Das spanische Erbe
Autoren: Susan Stephens
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sie herausfordern. So leicht ließ sie ihn aber nicht davonkommen. “Wenn du so sicher bist, hilf mir doch!”
    “Gern.” Er stellte sich neben sie und legte die Hand auf ihre. Als sie zusammen kurbelten, waren die Arbeiter außer Rand und Band. “
Arriba! Arriba!”,
feuerten sie begeistert an. Nachdem sie das Behältnis schließlich nach oben gezogen hatten, nahm Ramon es und schwenkte es unter dem immer lauter werdenden Beifall der Dorfbewohner durch die Luft.
    Annalisa zog ihn am Ärmel, um auf sich aufmerksam zu machen. “Ich habe dir doch gesagt, dass der Brunnen trocken ist.”
    “Da hast du dich geirrt – wie bei so vielen anderen Dingen.”
    “Lass mich sehen.” Er reichte ihr den Eimer, und die Menschen um sie her schwiegen erwartungsvoll. Was, wenn es wirklich kein Wasser gab? Annalisa mochte gar nicht daran denken. Vorsichtig ließ sie die Hand hineingleiten. Nichts. Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
    “Du musst die Hand tiefer eintauchen”, sagte Ramon sanft.
    Gehorsam versuchte sie ihr Glück noch einmal. Am Boden befand sich eine Wasserlache. “Das reicht gerade für zwei Kaffeetassen”, erwiderte sie betrübt.
    “Ich hatte eigentlich an etwas Stärkeres gedacht.” Ramon lächelte jungenhaft.
    “Wir haben wohl kaum Grund zum Feiern”, erwiderte sie und warf den Arbeitern einen besorgten Blick zu.
    “Du traust mir also immer noch nicht.”
    “Was, zum Teufel, hat das mit …?”
    Er packte ihre Hand und schob sie erneut in den Eimer. “Du hast nicht richtig gesucht.”
    Seufzend tastete sie wieder den Boden ab. Und plötzlich spürte sie etwas.
    “Nicht aufgeben!”, befahl Ramon.
    Sie nahm den Gegenstand, zog die Hand heraus und befreite sich dann aus Ramons Griff. “Soll das ein Witz sein?”, fragte sie aufgebracht und blickte ihm in die Augen.
    “Nein.”
    “Was ist es?”, fragte sie leise.
    “Wie fühlt es sich denn an?”
    Sie dachte einen Moment nach. “Wie ein ziemlich großer Diamantring?”
    “Sehr gut. Gib ihn mir.”
    Sie reichte ihn Ramon, und als das Sonnenlicht auf den wundervollen blau-weißen Stein fiel, funkelte er in allen Farben. “So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen”, flüsterte sie ergriffen.
    “Das hoffe ich doch”, erwiderte Ramon lächelnd.
    “Für wen ist er?”
    “Er ist für die Mutter meines Kindes.” Er nahm ihre Hand und streifte ihr das Schmuckstück über den Ringfinger. “Und für die Frau, die ich liebe.”
    Die Dorfbewohner begannen laut zu jubeln und zu klatschen, und Ramon wandte sich kurz ab und dankte allen. Dann drehte er sich wieder zu Annalisa um und blickte sie zärtlich an. “Annalisa, willst du meine Frau werden?”
    “
Sí, mi amor,
flüsterte sie und bestätigte ihre Worte mit einem leidenschaftlichen Kuss.
    Als Annalisa an diesem bedeutungsvollen Tag aufwachte, sah sie als erstes ihr Hochzeitskleid. Es war besetzt mit feinster weißer Spitze, die sich in dem leichten Windhauch bewegte, der durch das geöffnete Fenster wehte. Daneben hing an einem mit blauer Seide ausgepolsterten Bügel der dünne Batistunterrock, den sie unter diesem Traum aus Weiß tragen wollte. Ramon war mit ihr zum Einkaufen nach Paris geflogen, und jetzt gehörte das wunderbarste Kleid der Welt ihr.
    Sie hatte alles genau geplant. Und jetzt war er da – ihr Hochzeitstag. Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel, und alles schien perfekt zu sein. Ihrem Glück stand nichts mehr im Weg.
    Annalisa streckte sich und dachte daran, was sie an diesem Tag alles erwartete. Im Moment konnte sie nichts weiter tun, als zu baden, sich anzukleiden und auf den antiken Landauer zu warten, mit dem sie zur kleinen Dorfkirche fahren würde.
    In diesem Moment hörte sie Pferdegetrappel. Sie sprang auf und lief zum Fenster. Die Kutsche sollte mittags kommen, und jetzt war es erst neun Uhr.
    Zwei beinahe gleich aussehende andalusische Stuten standen geduldig vor dem blank polierten offenen Gefährt. Ein Mann mit einem großen Filzhut saß auf der vorderen Bank und schien auf etwas zu warten. Sie rief ihm etwas zu, doch er reagierte nicht.
    Schnell zog sie Jeans, ein altes T-Shirt und Sandaletten an und lief nach unten. “Sie sind viel zu früh dran. Es ist noch niemand da.” Sie betrachtete den Landauer näher und spürte, wie sie aufgeregt wurde. Alles war perfekt. Die Pferde waren gestriegelt, und ihre seidigen Mähnen glänzten im Sonnenlicht. “Möchten Sie nicht hereinkommen?”, fragte Annalisa den Mann, der immer
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