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0856 - Der Drache aus dem Sumpf

0856 - Der Drache aus dem Sumpf

Titel: 0856 - Der Drache aus dem Sumpf
Autoren: W.K. Giesa
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»Drei Stunden ist er jetzt da unten«, stellte Projektleiter Yon Terk fest. Er sah zum Himmel hinauf, der sich langsam, aber sieher verdunkelte. In etwa einer weiteren Stunde würde die Nacht über die Dschungellichtung hereinbrechen. Sicher, unten in der Höhle, in welcher sich die Stadt befand, spielte das keine Rolle, aber Terk konnte sich nicht vorstellen, dass der Student drei Stunden brauchte, um ein paar Fotos zu machen. Er musste verrückt sein, wenn er jedes einzelne Haus von außen und innen und aus allen Perspektiven aufnahm. Dazu kam die Beleuchtung. Unten gab es momentan gerade genug Licht, um sich zu orientieren. Für Fotos reichte das nicht aus. Und für die Scheinwerferbrücken war kein zusätzlicher Strom abgerufen worden. Die drei zusätzlichen Aggregate, die Diesel in Strom umwandelten, waren nicht angesprungen. Nur die normale Stromversorgung für das Camp und die Standardbeleuchtung in der Höhle arbeitete. Ruß- und Feinstaubfilter sorgten dafür, dass die Luft von den Abgasen nicht zu sehr geschädigt wurde. Immerhin - zwischen 15 und 20 Liter Diesel wurden auch im Minimalbetrieb täglich verbrannt.
    »Vielleicht ist er eingeschlafen«, spöttelte Frank Mills, Archäologieprofessor an der Columbia University in New York, N. Y. und seit drei Jahren Dekan der Fakultät. In den Semesterferien arbeitete er an seinen Forschungsprojekten.
    Derzeit hieß das Projekt »Blaue Stadt«. Sie war ein Zufallsfund, denn wer sucht schon im Amazonasdschungel nach einer wenigstens dreißig Meter tief liegenden, riesigen Höhle, die Platz für eine ganze Stadt bietet?
    Mills hatte sie gefunden und daraufhin ein paar Studenten herbeizitiert, die gewillt waren, in den Semesterferien an der »Ausgrabung« mitzuarbeiten, die sich zunächst auf eine Bestandsaufnahme, Katalogisierung und wilde Spekulationen beschränkte. Dafür lockten Leistungsscheine, die fürs Examen erarbeitet werden mussten, und zusätzlich auch noch ein Praktikumsnachweis.
    Wer von den Jungs und Mädels gehofft hatte, das alles mit einem ausgedehnten Brasilienurlaub zu verbinden und die Diskotheken in Manaus unsicher zu machen, sah sich getäuscht. Dafür blieb keine Zeit. Außerdem lag das Camp zu weit ab in der Wildnis.
    Einer von ihnen musste allerdings vor der Abreise nach Brasilien geplaudert haben. Und irgendwie war das Stichwort »Blaue Stadt« an die Ohren eines Mannes namens Robert Tendykes gelangt. Der Chef eines weltweit agierenden Multikonzerns hatte prompt reagiert und eine nicht unerhebliche Geldsumme in das Projekt investiert - und nicht nur das.
    Nachdem die Tendyke Industries die Finanzierung übernommen hatte, leitete Yon Terk das Projekt. Er war kein Archäologe, trug keinen akademischen Titel, aber er war ein brillanter Organisator. Die wissenschaftliche Leitung überließ er weiterhin dem Professor und kümmerte sich um alles andere. Seitdem wurden Vorräte nicht mehr mühsam mit den beiden betagten Geländewagen über den Dschungelpfad herbei gebracht, der immer wieder vom wild wuchernden Bewuchs freigerodet werden musste; der Regenwald bemühte sich nach Kräften, den ihm entrissenen Bereich wieder in Besitz zu nehmen. Statt der Fahrzeuge war jetzt ein Hubschrauber im Einsatz. Der schaffte das alles schneller herbei, als es mit den Autos möglich gewesen wäre, und er konnte auch größere Ausrüstungsteile befördern.
    Mills war gar nicht böse darüber, dass Terk ihm all das abnahm und er sich auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Arbeit, die in der Tiefe auf ihn wartete, in einer Stadt, deren Bauwerke noch erstaunlich gut erhalten waren, aber durch und durch blau waren.
    Nicht gefärbt.
    Das Material selbst war blau.
    Woraus es bestand, ließ sich nicht analysieren, aber der Grund und Boden, auf dem die Häuser standen, und die Straßen, die zwischen ihnen hindurch führten, sorgten für eine Überraschung.
    Die C14-Analyse ergab ein Alter von rund 40.000 Jahren!
    Mills ließ die Alters-Analyse, die auf der Halbwertzeit der zerfallenden radioaktiven Kohlenstoff-14-Isotope beruhte, gleich fünfmal durchführen. Und jedes Mal ergab das Resultat einen Wert um 40 Jahrtausende.
    Nur waren damals die Vorzeitmenschen noch gar nicht in der Lage gewesen, solche Städte zu bauen! Und auch ob es hier, in diesem Teil des Regenwaldes, zu jener Zeit überhaupt schon Menschen gegeben hatte, war äußerst fraglich. Professor und Studenten standen vor einem Rätsel.
    Und nun war Marcus Mercury schon über drei Stunden allein da unten
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