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TS 70: Die Kinder vom fünften Planeten

TS 70: Die Kinder vom fünften Planeten

Titel: TS 70: Die Kinder vom fünften Planeten
Autoren: Murray Leinster
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1.
     
    Alles war Routine, als die Sache begann, besonders für Soames. In den letzten Tagen hatte er allerdings sehr oft an Gail Haynes gedacht. Sie gefiel ihm, sie gefiel ihm sogar sehr gut. Aber er war sich auch der Aussichtslosigkeit seiner Lage bewußt. Er besaß zwar ein kleines Konto bei einer New Yorker Bank und bezog ein mäßiges Gehalt, aber nicht genug, um eine Familie zu gründen. Er konnte sich nicht einmal ein Auto leisten und mußte sich mit einem Motorrad begnügen. Er sah auch keine Möglichkeit zur Aufbesserung seiner finanziellen Lage.
    Soames bildete keine Ausnahme. Zu allen Zeiten und überall hatten Männer diesen Problemen gegenübergestanden. Natürlich gab es gewisse Möglichkeiten; er brauchte ja nur seine wissenschaftliche Tätigkeit aufzugeben. Die Industrie bot besser bezahlte Stellungen. Aber Soames liebte seinen Beruf. Viele Beispiele hatten ihm gezeigt, wie auf ungesunden Fundamenten aufgebaute Ehen ausgehen können. Es gab genug Männer, die es bitter bereuten, jemals ein Mädchen zur Heirat überredet zu haben. Soames war kein Egoist; er wollte Gail gegenüber fair sein und hielt sich deshalb zurück, obwohl es ihm gewiß nicht immer leichtfiel. Aber er beneidete die Männer, die sich ein glückliches Familienleben leisten konnten und träumte von einem eigenen Haus mit Garten, von Gail und einer lärmenden Kinderschar.
    Sein Beruf machte ihm Freude und er wollte ihn um keinen Preis in der Welt aufgeben, aber manchmal wünschte er sich eine weniger abenteuerliche, aber besser bezahlte Stellung in irgendeiner Fabrik. Ein kleines Haus am Stadtrand, geregelte Arbeitszeit, freundliche Nachbarn, das war sein Traum. Es war kein besonders extravaganter Traum, aber eben doch nur ein schillerndes Luftschloß. Die rauhe Wirklichkeit würde anders aussehen. Die guten Jobs lagen schließlich nicht auf der Straße.
    Gail war wieder bei ihm. Für ihn war es nicht leicht, sie nur zwei Schritte neben sich stehen zu sehen, den Duft ihrer Haut zu spüren und sich zurückhalten zu müssen. Aber er hielt es für seine Pflicht, nüchtern zu bleiben und alle romantischen Anwandlungen zu unterdrücken. Sie standen in einem transparenten Plastikdom, über sich die Sterne der klaren Polarnacht, vor sich ein silbrig scheinendes Gerät, dem ein komplizierter Mechanismus Drehbewegungen in jeder Richtung ermöglichte. Gail lauschte interessiert den Erklärungen, die Soames mit erzwungener Sachlichkeit gab.
    Nicht weit von der Kuppel ragte ein Mast in die Höhe, an dessen Spitze eine starke Lampe leuchtete. Das war der Wegweiser für alle, die sich aus irgendeinem Grunde zu weit von den eingeschneiten Gebäuden des Stützpunktes entfernten. Gissel Bay war die antarktische Forschungsbasis der USA. Durch einige noch nicht völlig eingeschneite Fenster strahlte ebenfalls gelbes Licht in die umgebende Einöde.
    Die Halbkugel war etwas höher gebaut und deshalb fast immer schneefrei. Der Boden der Kuppel trug unzählige Meßgeräte, ein kompliziertes technisches Wunder, das vollautomatisch jeden Meteor erfaßte und seine Bahn verfolgte. Raffinierte Servomechanismen konnten jede Bewegung verzögerungsfrei verfolgen, wobei Meßinstrumente alle gewünschten Werte registrierten.
    Gail interessierte sich brennend für all diese Dinge. Von ihrer Zeitung war sie in die Antarktis geschickt worden, um einen populärwissenschaftlichen Bericht über die Forschungsarbeiten zu schreiben. Aber auch die Probleme der unter so extremen Bedingungen arbeitenden Menschen sollten untersucht werden.
    Der scharfe, eiskalte Wind heulte um die Kuppel und fegte den losen Schnee über die Ebene. Eine Sternschnuppe geisterte über den Himmel und verglühte. Weder Gail noch Soames ahnten, daß ausgerechnet sie beide Zeugen eines geheimnisvollen Vorganges werden sollten.
    Überall herrschte Ruhe. Selbst der Wachhabende im Hauptgebäude gähnte müde. Was sollte in dieser Einöde schon passieren? Neben sich hatte er ein Empfangsgerät, das ihn mit all den anderen Stützpunkten verband, mit den englischen, belgischen, dänischen und russischen. Der Mann räkelte sich auf seinem Stuhl. Es war immer dasselbe, Nacht für Nacht, Tag für Tag. Wann aber Tag und wann Nacht war, das bestimmte die Uhr und nicht die Helligkeit.
    Auch die Kuppel war an das allgemeine Lautsprechersystem angeschlossen. Auf diese Weise konnte der Beobachter alle von anderen wahrgenommenen Phänomene prüfen und selber beobachten. Irgendwo unterhielt sich ein Russe mit einem
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