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Das spanische Erbe

Das spanische Erbe

Titel: Das spanische Erbe
Autoren: Susan Stephens
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verraten.”
    “Selbstverständlich.
Sie
müssen es ihm mitteilen.”
    Da hat sie recht, dachte Annalisa wenig später. Ramon musste es erfahren, und zwar sofort. Das war nur fair, denn es würde ihr sicher nicht gelingen, die Schwangerschaft lange vor ihm geheim zu halten.
    Ramons Butler öffnete ihr die Tür und verbeugte sich.
    “Guten Morgen, Rodriguez”, sagte Annalisa freundlich und wunderte sich, dass ihre Stimme so ruhig klang. “Ist Señor Perez zu Hause?”
    “Er ist in seinem Büro in Mahon, Señorita, aber er kommt sicher gleich zurück. Möchten Sie warten?”
    “Ja, bitte.”
    Der Bedienstete führte sie wieder in denselben Raum wie schon zuvor. “Ich lasse Ihnen einen Kaffee bringen.”
    “Warten Sie!”, befahl Annalisa. “Ich möchte Sie etwas fragen.” Sie war entschlossen, auch die letzten Geister der Vergangenheit endgültig zu verscheuchen. “Warum haben Sie mich gestern nicht in die Bibliothek geführt, wie Señor Perez es angeordnet hatte?”
    Er sah sie ausdruckslos an. “Ich weiß nicht, was Sie meinen, Señorita.”
    “Das glaube ich Ihnen nicht”, erwiderte sie kühl, ging zum Schreibtisch und nahm das Bild ihrer Mutter hoch. “Zu Ihrer Information: Ich weiß Bescheid.” Sie wandte sich dem Mann wieder zu. “Señor Perez hat mir alles erzählt. Sie sehen also, Sie können mich nicht einschüchtern oder überraschen.”
    Für den Bruchteil einer Sekunde war es ihr gelungen, den Mann aus der Fassung zu bringen. Gleich darauf war er allerdings wieder ganz der respektvolle Diener. “Soll ich Ihnen jetzt einen Kaffee bringen, Señorita?”
    “Ja, bitte, Rodriguez.”
    Sie blickten sich in die Augen und verstanden einander ganz genau. Dann verbeugte er sich und ging davon.
    Annalisa seufzte leise. Das war ja sehr leicht gewesen. Ob die noch verbliebenen Geister genauso einfach zu vertreiben waren, würde sich noch erweisen. Aber das konnte warten. Jetzt zählte erst einmal die Zukunft.
    “Annalisa!”
    Sie wirbelte herum, als Ramon das Zimmer betrat.
    “Ich hoffe, dass Rodriguez sich gut um dich gekümmert hat.” Er betrachtete sie forschend.
    “Ja, das hat er. Möchtest du auch einen Kaffee?”
    “Nein.” Er zog das Jackett aus, warf es auf einen Stuhl und setzte sich aufs Sofa. “Was kann ich für dich tun?”
    Eigentlich waren sie zum Abendessen verabredet gewesen, und deshalb war es also kaum verwunderlich, dass er überrascht war, sie hier zu sehen.
    “Ich muss mit dir reden.”
    “Schieß los.”
    “Es geht um etwas sehr Wichtiges.”
    “Dann setz dich neben mich”, antwortete er und deutete auf das Sofa. “Was ist es?”
    “Zuerst solltest du wissen, dass ich keine Forderungen an dich stellen werde …”
    Ungeduldig sprang er auf. “Was ist geschehen, Annalisa? Ist etwas mit der Finca? Sag es mir.”
    “Ich erwarte ein Baby …,
unser
Baby.”
    Er blieb wie erstarrt stehen, und Annalisa zuckte zusammen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wiederholte den Satz mit bebender Stimme.
    “Ich habe schon verstanden”, erwiderte er und schüttelte den Kopf. Es schien, als traue er seinen Ohren nicht.
    “Mach dir keine Sorgen”, sagte sie schnell. “Das ändert gar nichts. Ich kann trotzdem für dich arbeiten. Außerdem habe ich jetzt genug Geld …”
    “Was, zum Teufel, hat das damit zu tun!” Ramon fuhr sich durchs Haar. “Natürlich ändert das alles!” Er umklammerte ihren Arm. “Bist du sicher?”
    “Laut Maria Teresa …”
    Plötzlich entspannte er sich und lächelte. “Das hätte ich mir denken können. Das ist doch wundervoll, oder?” Er legte ihr die Hand unters Kinn und brachte Annalisa dazu, ihn anzublicken. “Du musst so glücklich sein …” Als er ihre Miene sah, runzelte er die Stirn. “Du bist es nicht, oder, Annalisa?”
    “Ich habe Angst …” Sie zögerte einen Moment. Das stimmte nicht, und er wusste es genau.
    “Das glaube ich nicht,
querida”,
antwortete er dann. “Du bist die stärkste Frau, die ich kenne.”
    Seine Stimme klang so sanft und warm, dass sie sich am liebsten in seine Arme geflüchtet hätte. “Also gut, ich fürchte mich nicht. Ich komme ohne Mann zurecht, da bin ich mir sicher …”
    Er betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. “Möchtest du das wirklich? Willst du unser Kind allein großziehen?” Er ließ sie los und wich einen Schritt zurück.
    Sein finsterer Blick erschreckte sie. “Ich weiß nicht … Wenn meine Mutter vielleicht eher nachgedacht hätte …”
    Ramon fluchte leise.
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