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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht
Autoren: Monika Dettwiler
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ist los, Alexius?«
    Unschlüssig zuckte der junge Grieche die Achseln. »Sie hat plötzlich Angst vor mir.«
    Der Missus stand am Nachmittag auf und ging zum gefangenen Amizzo. Man hatte diesen in eine isolierte Klosterzelle eingesperrt. Alexius stellte unzählige Fragen, aber der Gefolgsmann Papst Gregors schwieg.
    Am folgenden Abend brachte ein Eilbote die Nachricht aus Rom. Papst Gregor war nach kurzer Krankheit gestorben. Im Alter von achtundzwanzig Jahren. Die Meldung brachte Amizzo zur Verzweiflung. Er bat um die eigene Hinrichtung, schrie nach seinem Beichtvater. Alexius ging zum zweiten Mal in seine Zelle.
    »Ich habe ihm den Tod gebracht«, flüsterte der Freund des deutschen Papstes. »Weil ich das Gute um jeden Preis wollte.« Amizzo musterte den Besucher misstrauisch und flüsterte: »Bringt mir einen Beichtvater und tötet mich.«
    »Nicht bevor Ihr mir die ganze Geschichte erzählt habt«, sagte Alexius ohne Mitleid. »Ihr habt meinen Freund Carolus und einen Klosterbruder der Reichenau auf dem Gewissen!«
    »In Euren Augen bin ich ein Sünder. Was nützen da Einzelheiten?« Amizzo schaute zur halb offenen Zellentür, erwartete ungeduldig den Priester.
    »Meinem sterbenden Freund habe ich versprochen, das Rätsel um seinen Tod zu lösen«, antwortete Alexius und zog die Zellentür zu. Geduldig stellte er sich an die Mauer und wartete.
    »Ich habe versagt«, flüsterte der Gefangene schließlich. »Brun war dazu bestimmt, die Welt zu verändern. Er hätte für das Gute gekämpft.«
    »Ihr habt getötet und sprecht vom Guten?« Alexius konnte sich nicht beherrschen. Die jahrelang aufgestaute Wut machte sich Luft. »Nichts anderes als ein gemeiner Mörder seid Ihr.«
    Amizzo hörte die Worte nicht, er sprach zu sich selbst: »In meinem ganzen Leben habe ich das Gute gesucht. Im Kloster in Rom galt meine Verehrung Gott allein, dann kam Brun, gab meinem Leben einen neuen Sinn.« Amizzo schluchzte. »Jetzt ist er tot.« Als Alexius schwieg, fuhr er fort: »Wir haben in Worms zusammen studiert, Brun ist … war mein einziger Freund. Nie in meinem Leben habe ich etwas für mich selbst gewollt. Ich habe ihn im Krieg beschützt, ihm meinen Rat gegeben, als sein Botschafter eine Idee verwirklichen …«
    Ungerührt fiel Alexius ihm ins Wort: »Eure Idee ist fehlgeschlagen. Das Gute kann man nicht mit Morden erreichen.«
    »Es waren Zufälle. Hindernisse standen im Weg, ich musste sie beiseite räumen.«
    »Auch im Herbst des Jahres 995 im Inselkloster auf der Reichenau?«, fragte Alexius gespannt.
    »Ja. Ich hatte auf der Reichenau eine Unterredung mit Abbo von Fleury und Abt Witigowo.«
    »Wurde so Gefährliches besprochen, dass ein Lauscher sterben musste?«, fragte Alexius empört.
    »Nein, die Idee des Papstabtes, der guten Kirche für die …«
    »Diese Geschichte kenne ich längst«, fiel der Missus dem anderen ungeduldig ins Wort. »Sagt mir endlich, weshalb Ihr gemordet habt!«
    »Nach dem Gespräch mit den Äbten blieb ich allein in der Kapelle, um zu beten.« Als Alexius ihn verständnislos anstarrte, fuhr Amizzo fort: »Ich sprach laut mit Gott.«
    »Ihr habt laut von Melchisedek, von Bruns Schicksal als Papst-Kaiser gesprochen?«
    »Ja«, flüsterte Amizzo erschrocken. »Ihr wisst davon?«
    »Berichtet weiter!«
    »Meine Männer fassten einen lauschenden Mönch, der sich noch in der gleichen Nacht aus dem Kloster fortstehlen wollte. Natürlich mussten sie ihm folgen. Er hätte die Idee verraten.«
    »Aber mein Freund Carolus?«
    »Als wir in Verona waren, kam er mit einem Brief jenes Mönchs in die Kanzlei der Hofkapelle. Ich befand mich gerade dort und konnte dem Höfling das Schreiben persönlich abnehmen …«
    »Und Papst Gregor geben?«
    » Nein«, ereiferte sich Amizzo. »Brun wusste nichts davon. Ich verbrannte den Brief und schickte meine Leute los, um diesen Carolus …« Amizzo griff nach einem Tuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Leise fuhr er fort. »Es war ganz einfach, eine Revolte gegen die deutschen Ritter anzuzetteln. Meine Männer folgten Carolus …«
    »Und vor der Felsenkirche habt Ihr den Kaiser erschlagen wollen, um den Weg für Euren Gregor-Melchisedek freizumachen. Weil ich zu viel wusste, wolltet Ihr auch mich schon in Rom und später in Peterlingen und in Farfa töten lassen.« Alexius wartete keine Antwort mehr ab. Unvermittelt drehte er sich um und öffnete die Zellentür. Nur endlich frische Luft! Er ging durch den Hof von Monte Cassino, passierte die
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