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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht
Autoren: Monika Dettwiler
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Pforte.
    Im Olivenhain fühlte der Kaiserbote die Spannung von sich abfallen. Endlich war sein Carolus gegebenes Versprechen erfüllt. Alexius richtete seine Augen zum Himmel und betete. Mit Erstaunen fühlte er, wie die Erleichterung einer seltsamen Leere wich.
    Alexius war dankbar, als er zuhinterst im Olivenhain Elana entdeckte. Ein angenehm euphorisches Gefühl stieg in ihm auf. Der Missus atmete tief die kühle Abendluft ein und ging auf sie zu. Verwirrt sah Elana ihm entgegen, wollte weglaufen. Er holte sie ein.
    »Weshalb versteckst du dich vor mir, Elana?«, fragte Alexius leise und blieb vor ihr stehen. So nahe, dass sie seinen Mantel an ihrer Brust spürte.
    Die junge Frau hielt die Augen zu Boden gerichtet.
    »Elana«, sagte er sanft. »Sieh mich an.«
    Nein, dachte sie, nein. Sonst bin ich verloren. Elana hatte es am Kreuzweg von Roccamonfina plötzlich begriffen. Der Schrei alarmierte sie. Alexius ist tot, durchfuhr es sie in jenem Augenblick. Ohne auf den Boden und die stachligen Büsche zu achten, rannte sie los. Den Weg hinauf zur heiligen Maria in der Grotte. Sie sah Alexius verletzt und blutend auf dem Boden liegen, besorgte Männer um ihn. Als Elana den jungen Mann atmen hörte, kniete sie nieder, dankte Gott und allen Heiligen. In jenem Augenblick schmolz ihr Widerstand wie Wachs an der Sonne. Wenn er lebt, schwor sie dem Himmel, wenn er lebt, werde ich tun, was er will.
    »Sieh mich an, Elana!«
    Langsam hob sie den Kopf, ihre Blicke trafen sich. Elana spürte wieder die Hitze, die fast schmerzliche Sehnsucht nach seiner Nähe. Grenzenloses Vertrauen durchströmte sie. In Alexius’ Augen las sie mehr als ein Liebesversprechen. Es war die Gewissheit intimster Zärtlichkeit.
    »Willst du mich heiraten, Elana?«
    »Ja«, flüsterte sie, »ja«, und legte ihre Arme liebevoll um seinen Hals. Er umschlang sie so leidenschaftlich, dass er sie fast erdrückte. Elana stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seinen Mund.
    »Das hat aber gedauert«, ertönte plötzlich Ottos Stimme hinter ihnen. Der Kaiser zeigte seine gute Laune und sprudelte weiter. »Allerdings müsst ihr bis Ostern warten. In der Fastenzeit kann keine Ehe geschlossen werden.«
    Alexius hielt Elanas Hand und drückte sie an sein Gesicht. Erwartungsvoll schauten beide auf den Kaiser.
    »Gleich nach Ostern wollen wir eure Ehe einsegnen lassen«, fuhr Otto fort. »Vor dem Altar des Apostels Petrus in Rom.«

33
    In der feierlich geschmückten Basilika von Sankt Peter standen die Menschen dicht beieinander. Jeder berührte den anderen, aber das störte die in Gott verbundenen Gläubigen nicht, im Gegenteil. Alle suchten vertraulich die Nähe. Glück und Freude durchströmten die festlich gekleidete Gemeinde.
    Für den großen Tag der Papsteinsetzung hatte man den Fußboden mit Teppichen belegt und kostbare Draperien an den Wänden befestigt. Die wertvollsten Stücke des Kirchenschatzes waren im Chor aufgebaut: Kristallfläschchen mit Reliquien, kostbare Kreuze, edelsteinverzierte Kerzenhalter. Überall funkelten Gold und Edelsteine. Rauchgefäße verströmten erlesene Gerüche, verschmolzen mit intensivem Kerzenduft.
    Alexius und Elana schauten gespannt nach vorn. Sie saßen seitlich vom Altar in für den Adel reservierten Bankreihen auf bequemen Sitzen. Zur Feier des Tages hatte die Sächsin ein golden schimmerndes Oberkleid mit funkelnden roten Steinen angezogen. Verschlungene Kordeln bändigten ihre blonden Locken. Elana ließ ihren Blick selig immer wieder vom Altar zu Alexius schweifen. Wortlos drückte der Kaiserbote ihre Hand.
    Vor dem Altar des Apostels nahmen Bischöfe und Priester mit Wasser aus silbernen Kannen die Handwaschung vor. Prälaten aus Rom, der Lombardei, aus Frankreich und Deutschland umstanden Erzbischof Gisebrand von Capua. Vor ihnen kniete demütig der neue Apostolische Hirte. Über der weißen Seidenalba trug dieser einen Gürtel mit Glöcklein aus Gold. Darüber die geschmückte Stola und die prunkvoll bestickte rote Dalmatika.
    Als der Erzbischof von Capua zu sprechen begann, ging ein Raunen durch die Gläubigen. »Silvester II.« Der Name des neuen Papstes wurde von Ohr zu Ohr geflüstert.
    »Wie der Papst Kaiser Konstantins«, sagte Elana leise und rückte noch näher zu Alexius.
    »Silvester I. und Kaiser Konstantin verband engstes Vertrauen.« Alexius nahm Elanas Arm und drückte ihn zärtlich. Als er weitersprach, strahlte er: »Die goldenen Zeiten sind zurückgekehrt, Elana. Kaiser und Papst vereint
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