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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt
Autoren: Jo Hanns Roesler
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ja so dankbar’, sagte das Mädchen.
    Es war wirklich ihr Ring, den sie verloren hatte.
    ,Wenn Sie mir Ihre Dankbarkeit beweisen wollen, mein Fräulein’, begann der Frosch, ,so erlauben Sie mir, mich ein wenig neben Sie auf das Sofa in Ihrem Zimmer zu setzen, damit ich mich erwärmen kann.’
    Was blieb Marieluise übrig? Sie hatte ein gutes Herz, und junge Mädchen lassen sich leicht von ihrem Herzen beeinflussen. Sie ließ also dem Frosch seinen Willen und setzte sich zaghaft neben ihn auf das Sofa. Kaum aber hatte der Frosch ihre Hand berührt, verwandelte er sich in einen reizenden jungen Mann, der neben ihr auf dem Sofa saß.“
    Tobias hatte geendet.
    „Was sagen Sie dazu?“ fragte er nach einer Weile.
    „Je nun
    „Glauben Sie, daß die Geschichte möglich ist?“
    „Möglich ist alles auf der Welt.“
    Da erhob sich Tobias und sagte:
    „Sehen Sie, Sie glauben die Geschichte — aber die Mutter meiner Braut hat uns die Geschichte nicht geglaubt!“

Das Lexikon

    Hugo hat ein Wort nötig. Hugo möchte gern wissen, wie man „Bürokratie“ schreibt. Und da Hugo kein Lexikon hat und sich kein Lexikon kaufen möchte, beschließt Hugo, in die städtische Bücherei zu gehen und dort im Lexikon nachzusehen.
    Hugo kommt in die städtische Bücherei. Es ist eine ganze Häuserreihe, ein ganzer Häuserblock. Vor dem Tor mustert mißtrauisch der Portier den Eintretenden.
    „Wohin?“ fragt er.
    „In die städtische Bücherei.“
    „Geradeaus. Mittelster Gang. Rechte Tür.“
    Hinter der Tür steht schon wieder einer und ruft:
    „Schirme und Stöcke sind abzugeben!“
    „Verzeihen Sie“, sagt Hugo, „ich will nur auf einen Sprung — ich will nur schnell etwas nachsehen — ich komme sofort zurück —“
    „Schirme und Stöcke sind abzugeben!“
    „Aber ich will doch nur —“
    „Vorschrift ist Vorschrift! Hier ist Ihre Marke.“
    Hugo wird der Stock aus der Hand gerissen, eine Marke wird ihm in die Hand gedrückt, dann darf Hugo weitergehen, den mittelsten Gang entlang, der mittelsten Tür zu. Da stößt wieder einer auf ihn zu:
    „Wohin?“
    „In die städtische Bücherei.“
    „Da sind Sie! Wohin wollen Sie hier? Was wollen Sie hier?“
    „Ich möchte etwas nachsehen.“
    „Was nachsehen?“
    „Ein Wort im Lexikon.“
    „Sie wollen also im Lexikon etwas nachlesen?“
    „Ja.“
    „Lesesaal zweiter Stock, dritte Tür links.“
    Hugo steigt in den zweiten Stock und wendet sich der dritten Tür links zu. Der Mann am Eingang hält ihn auf.
    „Ihren Ausweis?“ fragt er.
    „Was für einen Ausweis?“
    „Ihre Lesekarte!“
    „Ich habe keine Lesekarte.“
    „Ohne Lesekarte dürfen Sie hier nicht hinein. Lesekarten bekommen Sie im dritten Stock, vierte Tür
    rechts!“
    „Aber ich will doch nur ein Wort —“
    „Lesekarten dritter Stock, vierte Tür rechts!“
    Hugo klettert in den dritten Stock.
    Er muß zwanzig Minuten warten, dann ist er an der Reihe.
    „Sie wünschen?“
    „Ich möchte eine Lesekarte haben.“
    „Für ein Jahr?“
    „Nein. Nur für einen Tag.“
    „Für wann?“
    „Für heute“, sagt Hugo bescheiden.
    „Das geht nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Tageskarten werden nur vormittags zwischen zehn und zwölf Uhr ausgestellt.“
    Hugo wird leise unruhig.
    „Verzeihen Sie, wenn ich frage“, sagt er, schon ein wenig heftig, „aber warum ist dann dieses Zimmer jetzt am Nachmittag geöffnet?“
    „Wir haben nicht geöffnet. Wir haben nur offen.“
    „Was ist da für ein Unterschied?“
    „Wir haben nur offen für Leute, die dringend eine Karte brauchen.“
    „Ich brauche dringend eine Karte.“
    „Dann müssen Sie einen Dringlichkeitsantrag stellen“, bekommt er zur Antwort. „Formulare dazu erhalten Sie im fünften Stock, zehnte Tür links. Dem Antrag ist beizufügen Geburtsschein, Einwohnermeldeschein, letzte Steuerquittung und Strafregisterauszug. Ferner ist anzugeben, warum und weswegen Dringlichkeit vorliegt.“
    „Aber verehrter Herr!“ schreit Hugo erbost, „ich will doch nicht hier Ehrenmitglied werden! Ich will doch nur ein Wort im Lexikon nachsehen, ein einziges Wort!“
    „Dazu brauchen Sie keine Lesekarte.“
    „Aber der Beamte im Lesesaal sagte, daß ich ohne Lesekarte nicht in den Lesesaal darf.“
    „Da hat er recht.“
    „Aber
    „Was wollen Sie denn im Lesesaal? Sie wollen doch nicht das Lexikon lesen, sondern nur im Lexikon nachsehen. Das können Sie auch ohne Lesekarte im etymologischen Kabinett, Erdgeschoß, Tür
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